Interview mit Kathrin Karban-Völkl

Alumna
© Bild: Privat

Liebe Frau Karban-Völkl, wir freuen uns, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit Ihrer "alten" Fakultät nehmen. Was waren Ihre Gründe, das Studium Religionspädagogik anzufangen? Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden und warum gerade Eichstätt?

Unsere Gemeindereferentin hatte mich durch ihre tolle Arbeit dazu motiviert. Lustigerweise hatte sie mir im Gespräch selbst dann fast davon abgeraten. Aber da brannte das Feuer „Bei der Kirche arbeiten“ schon in mir und es ging los. Warum Eichstätt? Da habe ich tatsächlich spontan den dicken, grünen Wälzer unter „R“ wie „Religionspädagogik“ aufgeschlagen und als erstes kam Eichstätt. Übrigens: Damals war es (zum Glück?) noch kein BA-Studium. Da gab es noch die klassischen zwei Jahre Grund- und Hauptstudium mit ganzjährigem Praktikum. Für mich durch und durch perfekt gestaltet.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium in Eichstätt am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?

Weil es das Mentorat gab. So gut menschlich wie spirituell betreut zu werden, hatte ich nicht erwartet. Die Kapelle des Mentorats ist für mich ein hoch spiritueller Kraftort geworden. Untermauert durch den fachlichen Input in den Vorlesungen hat sich das Ganze wie ein Puzzle gefügt und ist dennoch offen für neue Erfahrungen geblieben.

Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?

In Erinnerung geblieben ist mir die Auseinandersetzung mit der Opferung des Isaak. Eine Bibelstelle, die sich mir bis heute immer wieder sehr verschlüsselt darstellt. Was mir besonders wichtig war: Besondere Seminare zu belegen. Bioethik, Erlebnispädagogik, Glaube in der Werbung ... In diesen Seminaren hatte das Studium Berührungspunkte mit dem Leben „draußen“.

Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?

Genießt das schöne Eichstätt, zieht (noch) öfter als ich von Kneipe zu Kneipe, sucht immer wieder neu nach „des Lebens tiefsten Grund“ (ein Zitat aus einem glaubensstarken Lied von Ansgar Hoffmann, ebenfalls ein Alumnus) und lasst euch nicht einschüchtern inmitten dieser katholischen Hochburg. Kirche ist so bunt, wie wir sie gestalten.

Wo sehen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten für den Studiengang, um einer zeitgerechten lebendigen Kirche und Gesellschaft Impulse zu geben?

Ökumene nach vorne! Da habe ich in Eichstätt leider viel zu wenig bis gar nichts dazu gelernt. Ich träume von einem Studiengang der ökumenischen Religionspädagogik. Unbedingt in Eichstätt. Wie zukunftsweisend und längst notwendig wäre das!

Wenn Sie ein Auslandssemester gemacht haben: wo waren Sie? Welche Erfahrungen haben Sie dort gesammelt und wie konnten Sie diese für Ihr Studium nutzen?

Wenn die nördlichste Oberpfalz als Ausland zählt, dann war ich dort... Im Jahrespraktikum, das ich dort verbracht habe, hat ein (grundkatholischer) Pfarreiangehöriger zu mir gesagt: „Ich hab` immer gedacht, Frauen als Priester, das ist unmöglich. Bei dir kann ich es mir vorstellen und fände es gut.“ Dieses Gespräch werde ich nicht vergessen und habe daraus gelernt: Es kommt auf die Menschen an, nicht auf das Geschlecht.

Wohin hat Ihr Studium Sie beruflich geführt? Als was und wo arbeiten Sie momentan?

Zunächst hat mich das Studium in die Schweizer Kirche geführt, nachdem sich das Bistum Regensburg als sehr kompliziert darstellte. Die Berufserfahrung dort werde ich nie vergessen. Heute arbeite ich (abgesehen vom Ehrenamt und wenigen Stunden in der Heilpädagogik) nicht in der Kirche, sondern bin selbstständig als Texterin und Referentin (www.diewortmacherei.de). Eine ganz wertvolle Weiterbildung habe ich in der Integrativen Gestaltpädagogik gefunden. Eine Ausbildung übrigens, die dringend Eingang in den Fächerkanon finden sollte. In Slowenien beispielsweise ist sie bereits Teil des Studiums. Und die innovativen Unterrichtskonzepte dort begeistern!

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besonders Spaß?

Die Verbindung zwischen Glaube und Leben zu schaffen. Wie heißt es in Gaudium et spes? „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute...“ Nicht umsonst hat uns das Prof. Willers quasi eingeflößt. Darauf kommt es an!

Wann denken Sie in Ihrem Berufsalltag an Ihr Relpäd.-Studium? Gibt es etwas, was rückblickend in einem anderen Licht erscheint? Aus welchen Erfahrungen können Sie für Ihren Berufsalltag besonders schöpfen?

Heute lächle ich über das „Empfehlungsschreiben“, welches man vom Heimatbistum mitbringen musste, um überhaupt in Eichstätt für Regensburg“ studieren zu dürfen. Ich staune, auf welch hohem Ross die Kirche damals saß und es leider oft genug immer noch tut. Aktuell bin ich gedanklich und am Telefon sehr viel in Eichstätt, weil ich zusammen mit Prof. Sill ein lange geplantes Buch mit dem Titel „Gut entscheiden“ veröffentlichen darf.

In der Coronazeit konnte ich bei unserem Online-Familiengebet religionspädagogisch gesehen aus dem Vollen schöpfen und war sehr dankbar für jede kreative Anregung im Umgang mit biblischen Texten und Ideen der familiengerechten Glaubensvermittlung. Die wichtigste Erfahrung in Eichstätt war wohl: Es braucht Menschen, die dich begleiten. Dann kann der Weg gelingen, wohin auch immer er dich führt. Danke an das tolle Mentorat und auch an die nahbaren Professoren und Lehrbeauftragten. Ich erlebte mich wertgeschätzt!

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns, wenn Sie mit unserer Fakultät in Kontakt bleiben.