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Stolze Tradition und große Zukunft: Überwältigende Resonanz auf Jubiläum der Journalistik

40 Jahre Journalistik
© Dr. Christian Klenk

Seit 40 Jahren besteht der Journalistik-Studiengang an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Wie groß die Verbundenheit und Wertschätzung von Studierenden, Ehemaligen und Dozierenden mit Fach und Studiengang ist, hat die Resonanz auf die Jubiläumsfeier am vergangenen Freitag bewiesen: „Fast 400 Anmeldungen erreichten uns für die Jubiläumsveranstaltung. Dieses kleine Eichstätt muss wohl magnetisch sein“, freute sich Fachsprecherin Prof. Dr. Friederike Herrmann bei der Begrüßung des Publikums in der Aula der KU. Der Blick im vielfältigen Programm des Festtages richtete sich dabei nicht nur auf die große Tradition des Studiengangs, sondern auch auf die „große Zukunft“, die Dekan Prof. Dr. Sebastian Kürschner in seiner kurzen Ansprache für die Journalistik sah. Diese Zukunft gestalten auch drei neue Wissenschaftlerinnen des Faches mit, die bei der Feier mit ihren Antrittsvorlesungen einen kompakten Einblick in ihre Arbeitsgebiete gaben.

Juniorprofessorin Dr. Karin Boczek, seit Mai 2021 an der KU Juniorprofessorin für Digitalen Journalismus, untersucht unter anderem, ob und wie sich die Aufbereitung und Auswahl von Themen verändern, wenn Journalisten plattformübergreifend zum selben Sachverhalt berichten. „Es ist zwar wichtig, soziale Medien kritisch zu beobachten, empirisch ist bislang jedoch noch zu wenig darüber bekannt, was genau inhaltlich mit dem Journalismus passiert, wenn dieser über eine Vielzahl von Kanälen hinweg verbreitet wird“, so Boczek. Mit ihrer Forschung wolle sie dazu beitragen, dass Menschen besser einschätzen könnten, ob bei den Medienmarken, denen sie vertrauen, der Kanal nicht relevant ist für die Qualität der Berichterstattung. Im Hinblick auf Medien wie Süddeutsche Zeitung, Tagesschau, Spiegel und ZDFheute ließ sich in ihrer Forschung etwa nicht finden, dass bestimmte Themen über deren Social Media-Kanäle ausgeklammert würden, jedoch sehr unterschiedliche Veröffentlichungsstrategien zu finden seien. Jeder Verbreitungsweg habe seine Berechtigung, Journalismus solle so sein, wie die Menschen ihn aufnehmen könnten. Das könne je nach Situation auch eine Teletext-Meldung sein. Juniorprofessorin Boczek war heuer Mitglied in der Nominierungskommission für den Grimme Online-Award und gehört zum Digitalisierungscluster der KU unter dem Titel „Für eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft“. Ihr Grundinteresse bestehe in der gesellschaftlichen Rolle von digitalem Journalismus, die er spiele und spielen sollte.

Als neue Professorin für Medien und Öffentlichkeit mit Schwerpunkt Migration betonte Prof. Dr. Liane Rothenberger, dass es ihr ein Anliegen sei, den Menschen, die man zum Gegenstand seiner Forschung mache, auf Augenhöhe zu begegnen und man sie in die Forschung bewusst mit einbeziehen müsse. Etwa für eine Befragung zu Änderungen im Medienrepertoire von arabischsprachigen Geflüchteten, die zeigte, dass gerade Kinder und Jugendliche deutschsprachige Medienangebote rege nutzten. Eine Diversität in den Redaktionen lenke zudem, so Rothenberger, die Aufmerksamkeit auf Themen, die sonst weniger Raum einnehmen würden. Methodisch zeigte sie beispielhaft, wie sie automatisiert Online-Videos auswertet zum Beispiel im Hinblick auf die Darstellung von geflüchteten Frauen. Auch der Einsatz von Tools zur Einbindung von virtueller Realität in die Berichterstattung gehört zu den Interessen von Professorin Rothenberger.

Ihre Kollegin Prof. Dr. Annika Sehl hat an der KU seit vergangenen Herbst den Lehrstuhl für Journalistik mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft inne und beschäftigt sich unter anderem mit den Herausforderungen der öffentlich-rechtlichen Medien. Ihre Expertise bringt sie dabei auch in den vor kurzem konstituierten Zukunftsrat ein, der Empfehlungen für Reformen entwickelt. Die Rahmenbedingungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien geprägt von einer Fragmentierung der Mediennutzung, einer Tendenz zur Polarisierung in der Gesellschaft und einer sozialen Differenzierung. „Diese Herausforderungen betreffen auch die journalistische Ausbildung“, betonte Sehl, die mit ihrer Forschung evidenzbasierte Grundlagen für den Diskurs auch rund um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk legen will. So habe es zwar stets die Behauptung gegeben, die öffentlich-rechtlichen Medien hätten negative Markteffekte auf private Anbieter, ein Beleg dafür fehlte jedoch bei näherer Betrachtung. Eine empirische Studie von Sehl konnte das Gegenteil belegen: Je höher sich die Einnahmen der öffentlich-rechtlichen Sender gestalten, desto höher sind auch die Erlöse der privaten im Sinne einer Marktbelebung. Gerade die international vergleichende Forschung sei wichtig für solche Erkenntnisse.

Journalistikprofessor Klaus Meier, zugleich Vizepräsident für Studium und Lehre an der KU, hat die Entwicklung der Journalistik an der KU bereits als Student und wissenschaftlicher Mitarbeiter verfolgt und mitbegleitet. „Seit jeher waren die Verbindung von Kommunikationswissenschaft, journalistischer Praxis und gesellschaftlicher Kompetenz der Kern unseres Studiengangs – sowohl zu Zeiten des Diploms als auch nach der Umstellung auf Bachelor und Master“, so Meier. Dass sich die Universität eine praxisnahe Ausstattung etwas kosten lässt, schilderte er am Beispiel des Fernsehstudios, das bei Gründung vor 40 Jahren für 4,5 Millionen Mark angeschafft und stetig auf den Stand der Technik gebracht wurde. Auch für allen weiteren Medienbereiche sowie die medienübergreifende Herangehensweise wurden die seit Gründung des Studiengangs mehr als 1000 Absolventinnen und Absolventen stets eingehend und im Austausch mit zahllosen Dozentinnen und Dozenten aus der Praxis vorbereitet. Der Wandel in der Medienwelt spiegelt sich auch in Selbstverständnis und Herangehensweise des Faches wider: Während man sich 1983 noch zwischen den Stühlen von Praxis und Wissenschaft befunden habe, erfolge nun breit vernetzt ein Transfer zwischen beiden Bereichen. Eine mehrmediale Ausbildung habe sich hin zu einer crossmedialen Ausbildung gewandelt. „Zudem gilt es heute, nicht nur handwerklich gute Journalistinnen und Journalisten zu haben, sondern auch solche, die innovationsfähig sind“, betonte Meier. Grundlage dafür ist auch die rege Forschungstätigkeit, die er präsentierte und die sich auf Themen an der Schnittstelle von Journalismus und demokratischer Gesellschaft konzentriere.

Nach dem Festakt in der Aula konnten sich die Gäste des Jubiläums Impulse bei verschiedenen Workshops und Führungen holen und in Erinnerungen schwelgen – etwa bei einer Gesprächsrunde mit Ehemaligen zum Wandel des Journalismus, einer Krimiführung durch Eichstätt mit dem Alumnus Richard Auer oder einer Ausstellung zu Medien- und Rundfunktechnik.