Forschung

Einen Überblick über die Publikationen der Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen des Lehrstuhls für Kunstgeschichte finden Sie auf ku-edoc, dem Publikationsserver der KU Eichstätt-Ingolstadt

 

DFG-Graduiertenkolleg „Practicing Place“

Der Lehrstuhlinhaber Michael F. Zimmermann nimmt als Mitantragsteller an dem im Juli 2020 eingerichteten DFG-Forschungskolleg „Practicing Place“ teil.

Das Kolleg widmet sich der interdisziplinären Reflexion der Konzepte Ort und Verortung, denn gerade im Kontext zunehmender globaler Interdependenzen und grenzenlos gewordener medialer Kommunikation gewinnen Orte und Prozesse der (Neu-)Verortung sozial, kulturell und politisch an Brisanz. Leitgedanke des Kollegs ist, dass Orte nur dynamisch, als practicing place gedacht werdenkönnen. Entsprechend werden sowohl spezifische Praktiken der Herstellung von Orten und ihre epistemischen Konfigurationen (z.B. das Erfassen, Kartographieren, Imaginieren, Erfahren und Erschreiben von Orten) als auch Situiertheit und Lokalität als Aspekte jeglicher Praxis in den Blick genommen. Jede Praxis ist durch hervorgebrachte und entworfene topoi gekennzeichnet. Diese findet sie einerseits immer schon vor, andererseits werden Orte und Ortsbezüge in den Praktiken aber stets performativ neu konstituiert und verändert. Ein erlebter Ort lässt sich nicht statisch im Singular denken oder (etwa als ‚die eine Heimat’) affirmieren; vielmehr muss er als vielfältig und kontrovers entworfenes und erfahrenes, kommunikatives, affektives Bezugssystem analysiert werden. Jede Praxis ist mit Strategien der Relationierung über-, unter- und nebengeordneter Orts-, Raum- und Zeitstränge verbunden: Vereinnahmung, An-eignung, Teilhabe und Ausgrenzung sind Aspekte situativer Verortungen, die in sozialen, ökonomischen, imaginativen, fiktionalen, künstlerischen und medialen Praktiken zugleich vorgefunden und fortlaufend (re-)produziert werden. Die Leitfrage des Kollegs ist entsprechend, wie Orte in Konfigurationen sedimentierter und gelebter Praxis hergestellt, (de-)stabilisiert, reproduziert und modifiziert werden und wie die so hervorgebrachten Orte wiederum künftige (Verortungs-)Praktiken prägen. Die besondere interdisziplinäre Zusammensetzung des Teams der Antragstellenden ermöglicht eine innovative Verbindung und gegenseitige Fruchtbarmachung von Praxissoziologie, Philosophie, Humangeographie und Literatur- und Kulturwissenschaften. Im Kolleg arbeiten Promovierende, Postdoktorandinnen und Postdoktoranden mit den betreuenden Hochschullehrerinnen und -lehrern, Projektpartnerinnen und -partnern zusammen; letztere stehen für verschiedene, seit langem kontinuierlich ausgebaute disziplinäre Netzwerke. Das Kolleg kann auf umfangreiche Forschungsaktivitäten und Qualifizierungsinitiativen an der KU zurückgreifen; insbesondere kann es an Vorarbeiten des Graduiertenkollegs „Philosophie des Ortes“ (2013-2016) anknüpfen.

 

The research training group aims at a critical reflection of the concepts of ‘place’ and ‘placing’ from a decidedly interdisciplinary perspective. Place and processes of (re-)placing have become central to a discussion of complex global interrelations, precisely at a time of growing transnational interdependencies and seemingly borderless communication networks. According to our guiding research idea, we suggest to think of place dynamically, as practicing place. Hence, we will consider specific practices of placing and their concomitant epistemic configurations (such as comprehending, mapping, locating, imagining, writing, experiencing, and redefining places) as well as the situatedness and specific locality of any practice. Every practice is shaped by given places, while it at the same time also designs and produces new places in a performative, ongoing process. Seen this way, places can never be conceived of as singular static entities, in the sense of ‘Heimat’ or a closed life-world; rather, places have to be thought of in terms of a dynamic, multifaceted, dialogical, often controversial, affective, and especially participatory system of relations, informed by aspects of performance, construction, perception, production, experience, recognition, and inscription. In addition, every practice is tied to other super- and subordinate as well as contiguous strategies of placing: thus, e.g., appropriation and disappropriation, inclusion and exclusion, but also participation are intricate to processes of placing that both inform and are continually (re-)produced in social and economic, imagined and fictional, artistic and medial practices. The particular group of applicants from sociology, geography, philosophy as well as literary and cultural studies guarantees the proposed training program’s interdisciplinary orientation, exploring the innovative cross-fertilization between social science approaches and the humanities. Ph.D. students and post-doctoral researchers will closely collaborate with the participating professors as well as the international cooperating partners. Our wide range of renowned international associates expresses the long-standing and continually growing research networks in all participating disciplines. In addition to the general research facilities and educational initiatives of KU, this training program can draw on the extensive research activities of the successful preceding graduate school “Philosophy of Place” (2013–2016).

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Internationale Tagung „Temporalität, Ambiguität, Latenz: Ästhetische Eigenlogiken des europäischen Genrebildes vom Mittelalter bis zur Moderne“ (5. – 7. November 2020)

Gemeinsam mit Dr. Britta Hochkirchen (Universität Bielefeld) organisiert Dr. Dominik Brabant eine internationale Tagung mit dem Titel „Temporalität, Ambiguität, Latenz: Ästhetische Eigenlogiken des europäischen Genrebildes vom Mittelalter bis zur Moderne“ (Eichstätt, Kollegium Willibaldinum, 5. – 7. November 2020, mit freundlicher Unterstützung durch die Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung, das Zentrum für Forschungsförderung und das Institut für Historische Bildwissenschaft/Kunstgeschichte der Universität Bielefeld). Das kunsthistorische Kolloquium widmet sich erstmals in einer europäischen sowie zugleich epochenübergreifenden Perspektive der Entstehung, Entwicklung und der visuellen Poetik des Genrebildes, also jener Gattung, in der im Gegensatz zur Historienmalerei nicht vertraute Szenen aus Religion, Mythologie und Geschichte gezeigt werden, sondern der Alltag von anonymen und dabei meist typisierten Figuren. KunsthistorikerInnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und England werden im gemeinsamen Gespräch untersuchen, wie Künstler aus ganz unterschiedlichen kunsthistorischen Kontexten (etwa Pieter Bruegel d.Ä., Caravaggio, Gerard ter Borch und Edouard Manet) in ihren Werken neuartige Konzepte von Bildzeitlichkeit und ambiguen Bildstrukturen erprobt haben – und dadurch Genrebilder schufen, die sich einer allzu schnellen Deutung bis heute zu entziehen wissen. Link zur Homepage der Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung