Prof. Dr. Ulrich Willers M.A. - Grundinformationen zur Professur

Pflichtvorlesungen Philosophie und Fundamentaltheologie

Die Fachgebiete Philosophie und Fundamentaltheologie werden während der ersten beiden Studiensemester als Pflichtvorlesungen angeboten: Philosophie insgesamt sechsstündig, Fundamentaltheologie dreistündig. Das Lehrangebot erstreckt sich darüber hinaus auf Seminare und Übungen, die sich an Studierende aller Semester wenden (auch Gäste sind herzlich willkommen).

In die Veranstaltungen der Philosophie werden sog. Grenzfragen, Themen zwischen Theologie/Philosophie und (Natur-)Wissenschaft, Technik und Kultur integriert. Die Grenzfragen werden so gleichsam zum Brückenfach zwischen der reinen Philosophie (Wege zum philosophischen Denken; Gestalten und Probleme des philosophischen Diskurses) und der Theologie, zumal der Fundamentaltheologie (Erschließung der Grundthemen gläubiger Selbstreflexion im Horizont von Offenbarung, Glaube und Welt; speziell: Gott - mysterium stricte dictum; Jesus Christus - fundamentum fidei; Kirche - sacramentum mundi).

Aufgaben und Ziele meiner Vorlesungen, Seminare und Übungen lassen sich gut mit einer aufschlussreichen programmatischen Überlegung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) verdeutlichen: Alle Gläubigen "sollen dahin zu wirken suchen, daß die Menschen unserer Zeit, allzusehr [?!] auf Naturwissenschaft und Technologie der modernen Welt bedacht, sich nicht den göttlichen Dingen entfremden, sondern im Gegenteil zu einem stärkeren Verlangen nach der Wahrheit und Liebe, die Gott uns geoffenbart hat, erwachen. Wie Christus selbst das Herz der Menschen durchschaut [sc. ins Herz hineinschaut] und sie durch echt menschliches Gespräch zum göttlichen Licht geführt hat, so sollten auch seine Jünger [und Jüngerinnen], ganz von Christi Geist erfüllt, die Menschen, unter denen sie leben und mit denen sie umgehen, kennen; in aufrichtigem und geduldigem Zwiegespräch sollten sie lernen, was für Reichtümer der freigebige Gott unter den Völkern verteilt hat; zugleich aber sollen sie sich bemühen, diese Reichtümer durch das Licht des Evangeliums zu erhellen, zu befreien und unter die Herrschaft Gottes, des Erlösers, zu bringen." (Ad gentes: Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche, Kapitel II, Artikel 11; Hervorhebungen UW)

Zunächst richten sich diese Aufgaben und Ziele auf die Studierenden selbst, in zweiter Linie auf die, denen sie in Gemeinde und Schule begegnen werden.

Ausblick: Glaube - auf dem Weg zu Gott

Eine kritische, ehrliche Auseinandersetzung mit den Fragen des Glaubens, gerade auch mit den offenen und dunklen Seiten der Offenbarung und Glaubenstraditionen, erfordert eine große Weite des Herzens und Bereitschaft zur Tiefe der möglichen Einsichten. - Viele, gerade auch Jugendliche meinen heute, den Glauben im Namen der (angeblich) gesicherten Erkenntnisse der (Natur-)Wissenschaften ad acta legen zu können, ja zu müssen. Dass diese Form der 'Redlichkeit' nicht zwingend ist, gilt es theologisch und philosophisch aufzuweisen, jedenfalls den Versuch dazu immer neu aufzunehmen. Wer die Menschen nicht um Gott - 'Gott' - betrügen und auf Spuren ins Abseits des wesentlichen Lebens (wo es noch auf etwas ankommt ...) bringen will, sollte wenigstens die Frage nach Gott, dem Göttlichen in der Welt, dem Sinn- und Heilvollen und der Sehnsucht danach wach halten .... Die schon von Arthur Schopenhauer vertretene Meinung, Glauben und Wissen verhielten sich wie die zwei Schalen einer Waage, wobei in dem Maße, als die eine aufsteigt, die andere sinke, ist allenfalls prima vista plausibel.

Eine Überzeugung, die mein Denken und Lehren immer mit bestimmt hat und auch heute stimuliert: Alles, was wir in der Theologie (und weithin auch in der Philosophie) sagen und auch sagen müssen, ist immer einige Nummern zu groß für uns; wir ziehen uns prinzipiell und unausweichlich Schuhe an, die uns nicht passen ... - Treffend sind für mich diese Worte auch diese Worte des großen Alttestamentlers Alfons Deissler: "Ein Christ, der von sich behauptet, nie und in keiner Hinsicht Glaubensschwierigkeiten gehabt zu haben, muß mit Recht eine skeptische Beurteilung der Reife und Tiefe seines Glaubens in Kauf nehmen. Denn die Bibel selbst kennt in vielfacher Weise das Phänomen der Anfechtung des Glaubens. Dabei geht es allerdings nicht im entferntesten um die moderne Problematik von "Glauben und Wissen" (bzw. Theologie und Wissenschaft) oder die von der neueren Religionskritik (L. Feuerbach, K. Marx, F. Nietsche, S. Freud u.a.) oder auch um die von der häufigen Absolutsetzung der historisch-kritischen Methode in der Bibelexegese ausgehende Verunsicherung des Glaubens. Es handelt sich in der Bibel vielmehr um die tiefer angesetzte und anzusetzende Differenz zwischen Glaube und menschlicher Welt- und Lebenserfahrung. Wenn der Grundakt des biblischen Glaubens sich so artikuliert und artikulieren muss: "Ich glaube Dir, dem lebendigen Gott, Deine engagierte Liebeszuwendung zu Welt und Mensch", dann liegt es auf der Hand, dass die die menschliche Erfahrungswelt in vielen Fällen radikal dagegen zu sprechen scheint oder sogar dagegen spricht. Dies wird schon offenbar in der Gestalt Abrahams, 'des Vaters aller Gläubigen'. Nach Gen 15, 2 ist aus dem anfangs Gläubigen ein Zweifler geworden, der kühn seinen Gott fragt: 'Mein Herr, was kannst du mir geben, da ich kinderlos dahingege ...? Selbst Jesus hat der synoptischen Passionsgeschichte gemäß als Sterbegebet den 22. Psalm gesprochen, der mit der Klage beginnt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15,24). Hebr 5,7 greift darauf zurück mit dem Wort: "Er hat in den Tagen seines Fleisches Bitten und Felhrufe mit lautem Geschrei und unter Tränen an den gerichtet, der ihn vomTode erretten konnte." Dass biblische Menschen von Rang die Anfechtungen des Glaubens in dieser unserer Welt kennen, ist mit ein Plädoyer für den Realitätssinn und die Wahrhaftigkeit der Bibel und zugleich ein Grund für alle noch Gläubigen, getrost zu sein. Der Glaube ist - wie der Mensch selbst - ein Unterwegssein. ... Das im Augenblick Unbegreifliche kann von einem gläubigen Herzen in der Unergründlichkeit Gottes geborgen werden, bis ER 'in Person' die Rätsel der Welt und sogar sich selbst ins Licht hinein entbergen wird." (Biblisch glauben! 1982, 122-129; Hervorhebung UW).