Prof. Dr. Ulrich Willers M.A. - Lehre
Fundamentaltheologie
Der Student soll befähigt werden, katholisches Christsein angesichts der Glaubensspaltungen, Religionen und außerchristlichen Sinnangebote als vernunftbegründet, praxisrelevant und lebensorientiert zu erkennen. Er soll die Fähigkeit erwerben, den eigenen Glaubensstandpunkt argumentativ zu verantworten und Hilfen zur Realisierung gereiften, geläuterten und erfahrungsbezogenen Glaubens anzubieten.
Einblick in Grundbegriffe des Faches
- Geschichte, Zielsetzung und Arbeitsmethoden (Apologetik - Fundamentaltheologie - Hermeneutik)
Einblick in Möglichkeiten und Grenzen der Gotteserkenntnis
- Transzendenz: Grenze, Ziel, Akt
- Metaphysik, Gottesbeweise, Theismus
- Krise der Transzendenz bei Kant und in der nachkantischen Philosophie
- Agnostizismus, Atheismus, Säkularisierung
- Gott denken - Gott erfahren
- Möglichkeiten und Felder von Transzendenzerfahrung
Einsicht in die Notwendigkeit expliziter Religiosität und in den Heilscharakter nicht-christlicher Religionen
- Religion als freie Bindung an die Transzendenz
- Notwendigkeit des direkten, expliziten Gottesbezugs
- Strukturen expliziter Religiosität; legitime Pluralität nichtchristlicher Religionen
- Depravation der Religionen: defiziente Formen; theologische Bewertung der nichtchristlichen Religionen
- Religionskritik, Theismuskritik
Einsicht in die Möglichkeiten und das Wesen von Offenbarung und Glauben
- Offenbarung in den Religionen und im Christentum
- Offenbarung im Sinne der Bibel: Offenbarungsformen im Alten und Neuen Testament
- Historischer Überblick über das Offenbarungsdenken; Offenbarung im Horizont der Heilsfragen
- Kriterien für authentische Offenbarung
- Gottesbild der Religionen und der biblisch-christlichen Tradition
- Gottesbild Jesu als bleibendes Kriterium der Gottesbilder
Einsicht in Geschichtlichkeit und Sozialität jedes Existenzvollzugs und daher auch des Glaubens
- Glaube als Akt der Aufnahme von Offenbarung; Glaube als personalindividuelle Entscheidung
- Glaube als Zustimmung; Integration des Glaubens in das vernünftig ausgerichtete Ganze des Lebens
- Glaube und Gemeinschaft: Orte der Glaubensvermittlung
- Die Bedeutung der Kirche für den Glauben des Einzelnen
- Geschichtlich-gesellschaftliche Bedingungen heutiger Glaubensverantwortung
Einsicht in die Verwiesenheit auf Gemeinschaft und Institution
- Kirche als Bedingung und Vermittlung des Glaubens
- Kirche als Gegenstand des Glaubens
- Göttlicher Ursprung und Wesensmerkmale der Kirche
- Bedeutung der Auferstehung Jesu für Entstehung und Selbstverständnis der Kirche
- Das Amt in der Kirche
- Die Stellung des Petrus
- Die sich wandelnden Kirchenbilder: geschichtlich und soziologisch bedingte Verständnisformen von Kirche, kirchlichem Amt und innerkirchlichem Dialog.
Verständnis für andere Konfessionen und Religionen wie Bereitschaft zu ökumenischer Arbeit
- Ökumenismus aus katholischer Sicht, plurale Entfaltung des einen Glaubens
- Unterscheidungslehren, speziell der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Kirche
- Andere christliche Gemeinschaften: wichtigste theologische Anliegen
- Das Kirchesein der Getrennten, Modelle der Einigung; Ökumene der Religionen
Philosophie
Der Student soll mit den für den späteren Beruf erforderlichen philosophischen Erkenntnissen der Vergangenheit und Gegenwart vertraut gemacht werden. Die Einführung in das philosophische Denken hat propädeutischen Charakter und soll eine Hilfe sein, die in den theologischen Fächern implizierten philosophischen Begriffe, Probleme und Voraussetzungen zu erfassen; die exemplarische Vermittlung historischer und systematischer Grundfragen der Philosophie soll den Studenten darüber hinaus befähigen, in der weltanschaulich pluralen Situation der Gegenwart kritisch, begründet und sachorientiert Stellung zu nehmen zu aktuellen Fragen und Denkweisen, soweit diese für die religionspädagogische (Religionsunterricht) und pastorale Praxis (Gemeindearbeit) Gewicht haben, um damit die Begegnung zwischen Kirche und Welt, Glaube und Wissenschaft, christlichem Geistesgut und moderner Kultur fruchtbar mitzugestalten.
Systematische Grundlegung
- Einblick in Grundfragestellungen und Grundbegriffe philosophischen Denkens
- Motive, Grundformen, Disziplinen, Argumentationsweisen der Philosophie
- Einheit und Vielfalt der Systeme (auch außereuropäisch) im Überblick
- Funktion der Philosophie in Wissenschaft und Gesellschaft
- Die philosophische Haltung
- Möglichkeiten und Grenzen philosophischen Denkens
Philosophiehistorische Stationen
- Kenntnis der wichtigsten Repräsentanten, Strukturen und Strömungen der Philosophiegeschichte - Analyse der Gegenwart im Lichte ihrer philosophiegeschichtlichen Bedingungen, speziell der Neuzeit und Moderne.
- Antike: Ursprünge des abendländischen Denkens; vorsokratische Philosophie; die Sophistik und Sokrates; Grundzüge der platonischen und aristotelischen Philosophie; hellenistische Philosophie (Stoa); Neuplatonismus.
- Patristik und Mittelalter: Anfänge der christlichen Philosophie; augustinische Welt- und Glaubenssicht; Scholastik und Mystik; thomasischer und thomistischer Denkansatz; Nominalismus und Übergang zur Neuzeit.
- Neuzeit und Moderne: Wende zum autonomen Subjekt; Rationalismus, Empirismus, Kritizismus; Kants kopernikanische Wende vor dem Hintergrund der Entstehung der Naturwissenschaften; der Primat der praktischen Vernunft; das spekulative System des Deutschen Idealismus; Zusammenbruch des idealistischen Systemdenkens (Marx, Kierkegaard, Nietzsche); Wissenschaft und Philosophie im 19. Jahrhundert (Natur - Geschichte - Evolution).
- 20. Jahrhundert: Phänomenologie und Existenzphilosophie (E. Husserl, M. Heidegger); Positivismus; analytische, hermeneutische, dialektische Programme; Transformationsprozesse (A.N. Whitehead; L. Wittgenstein: "sprachliche Wende"; der Beitrag der Human- und Naturwissenschaften) und neueste Entwicklungen (Hauptströmungen, Brennpunkte, Methoden der Gegenwartsphilosophie).
Systematische Vertiefung
- Durchdringung der erworbenen Kenntnisse durch systematische (exemplarische) Erschließung von Hauptfragestellungen herausragender Themengebiete - unter besonderer Berücksichtigung der theologisch und religionspädagogisch bedeutsamen Faktoren.
- Philosophische Anthropologie und praktische Philosophie: die Stellung des Menschen im Reich des Lebendigen; condition humaine; Einheit von Leib und Seele; der Mensch als erkennendes und handelndes Wesen; Personalität und Sozialität; Freiheit, Verantwortung und Transzendenz; der Unbedingtheitsanspruch des Sittlichen (das Gute; die Werte; ethisch-praktische Grundorientierungen) und seine Bedeutung für situationsgemäßes glaubwürdiges pastorales Handeln.
- Theorie und Erkenntnis der Wahrheit und des Wissens: Vollzug der Erkenntnis; Absolutheit und Geschichtlichkeit der Wahrheit; klassischer und moderner Wissenschaftsbegriff; Leistung und Grenze der Wissenschaft; die wissenschaftlich-technischen Denkweisen (Modelle) und das christliche Welt- und Menschenbild; erkenntnistheoretische und wissenschaftstheoretische Voraussetzungen der Theologie und ihre praktische Vermittlung.
- Metaphysik, philosophische Gotteslehre und Religionsphilosophie: Ursprung, Wesen und Gestalt der klassischen Metaphysik; Aspekte der Metaphysikkritik und Neuansätze der Metaphysik; natürliche Gotteserkenntnis; Sinn, Tragweite und Grenzen der sog. Gottesbeweise; das Phänomen der Religion (Ursprung, Deutungen); Religion und Wahrheit, die neuzeitliche Religionskritik und die Möglichkeiten einer Gegenkritik; der Ort von Religion und Glaube im Vollzug menschlicher Existenz.