Johannes Mehringer im Interview

Alumni
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Lieber Herr Mehringer, schön, dass Sie uns in einem Interview von Ihren Erfahrungen aus dem Studium Religionspädagogik berichten, das Sie noch in der Münchner Abteilung in der Preysingstraße absolviert haben. Was waren Ihre Gründe, das BA-Studium Religionspädagogik anzufangen? Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?

Es waren einige Umwege, die mich zu diesem Studium führten. Nach meiner Ausbildung zum Mechaniker für Land- und Baumaschinen qualifizierte ich mich zum Maschinenbautechniker weiter. In meinem Auslandsjahr in Argentinien kristallisierte sich aber immer mehr heraus, dass ich nicht mit Maschinen, sondern mit Menschen arbeiten will. Nach einem deutlichen Ruf in einer Münchner Kirche war es dann eine „Probevorlesung“ bei Professor Sill und der dort herrschenden Atmosphäre, die mich endgültig von diesem Weg überzeugte.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?

Es gibt unglaublich viel, was ich im Studium geschätzt habe und was meinen Lebensweg sehr nachhaltig geprägt hat. Dazu zählt zum Beispiel die sehr familiäre Atmosphäre, sowohl unter den Studierenden, als auch mit den Dozenten. Wichtige Freundschaften haben sich gebildet und viele halten tatsächlich bis heute. Ich fand es auch enorm spannend, in Wissensgebiete vorzudringen, von denen ich vorher nie geahnt hätte, dass es sie gibt. Sehr präsent ist mir dazu das Zitat von Professor Willers: „Man glaubt gar nicht, wie viel man wissen muss, um zu wissen, dass man nichts weiß.“ Das hab ich auch bei der Abfassung der Diplomarbeit gespürt und gleichzeitig genossen.

Von großer Bedeutung waren für mich auch die Angebote des Mentorats: die gemeinsamen Gottesdienste, die Ausflüge, die Exerzitien. Und nicht zu vergessen natürlich die Abende im legendären Studentenkeller.

Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?

Eine ganz besondere Erinnerung sind für mich die Jerusalem-Reise mit Herrn und Frau Professor Bieberstein und auch die Exkursion nach Rom mit Professor Meier. In Bezug auf Vorlesungen würde es zu weit führen, auf einzelne einzugehen. Natürlich gab es welche, die weniger ansprechend waren, aber in Erinnerung sind vor allem die geblieben, die interessant, ansprechend und lehrreich waren. Besonders die so differenzierte Sicht der Dozenten auf diverse Fragestellungen hat mich beeindruckt und sicher auch geprägt.
Auch wenn ich weiß, dass es mittlerweile aus verschiedenen Gründen anders abläuft, so habe ich doch das volle Praktikumsjahr im 5.+6. Semester in Schule und Gemeinde als sehr lehrreich wahrgenommen. Eine anstrengende Zeit, in der ich aber sehr viel für den späteren Beruf lernen konnte. Danach nochmal ein Jahr studieren zu können, mit den Hintergründen und Fragen aus der Praxis war besonders wertvoll.

Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?

Nutzt die Zeit und genießt die Zeit – zumindest, wenn ihr nicht gerade im Prüfungsstress seid. Und: Nehmt so viel mit, wie möglich.

Wo sehen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten für den Studiengang, um einer zeitgerechten lebendigen Kirche und Gesellschaft Impulse zu geben?

Nachdem ich nicht wirklich beurteilen kann, wie der Studiengang derzeit aufgestellt ist, mein Abschluss war ja 2008, so kann ich höchstens darauf eingehen, was ich aus meiner Warte als die zentralen Bereiche ansehe:
An erster Stelle steht mit Sicherheit der eigene Glaubensweg, der sich natürlich auch aus Wissen speist, aber vor allem doch im Unterwegssein und Austausch mit anderen Glaubenssuchern.
Sicher ganz wesentlich ist der Bereich der Pastoral, also die Frage, wie der Glaube vor Ort gelebt wird, wie sich die Menschen vernetzen, wie Pfarreien der Zukunft aussehen, wo und wie wir dem Glauben dienen können.
Und für diesen Umbruch, in dem wir stecken, gehört dann viel Hintergrundwissen dazu, von der Pädagogik über die Liturgie, die Psychologie bis hin zum Wissen über die Heilige Schrift und die geschichtliche Entwicklung von Glaube und Kirche.

Wohin hat Ihr Studium Sie beruflich geführt? Als was und wo arbeiten Sie momentan?

Nach meinem Diplomabschluss war ich die ersten drei Jahre in einer Pfarrei in München im Einsatz, inklusive weiterer intensiver Ausbildungseinheiten der Diözese. Seit knapp 10 Jahren bin ich wieder in meiner Heimat am Tegernsee: Zurück auf dem elterlichen Bauernhof, den wir übernommen haben und gleichzeitig als Gemeindereferent in vier Pfarreien im Einsatz, mit wechselnden Aufgaben und in einem hervorragendem Team.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besonders Spaß?

Es sind viele Facetten, die Freude bereiten: Sicherlich ganz wesentlich die Freude daran, mit Menschen „arbeiten“ zu dürfen, ihr Leben, ihre Höhen und Tiefen teilen zu können. Das erlebe ich als ein großes Geschenk. Auch die Vielfältigkeit der Aufgaben zählt dazu, es wird nie langweilig. Nachdem mir das Thema Schöpfungsverantwortung ein großes Anliegen ist, schätze ich es sehr, hier konkret vor Ort mitwirken zu können und an einer besseren Welt mitbauen zu können. Und rein vom Beruf betrachtet ist es schon so: Wir haben ein fast beamtenähnliches Anstellungsverhältnis und können fast wie Selbständige arbeiten mit viel Flexibilität, wirklich einmalig.

Wann denken Sie in Ihrem Berufsalltag an Ihr Relpäd.-Studium?

Ehrlich gesagt, denke ich ganz konkret relativ selten ans Studium, vieles ist einfach im Grundwissen verankert. Was aber regelmäßig aufscheint, sind die Erfahrungen der Jerusalemreise: Da gibt es einfach so viele direkte Berührungspunkte aus der Heiligen Schrift, die regelmäßig auftauchen: Egal, ob es die riesigen Steinquader sind, die Herodes der Große für seine Tempelanlage aufschlichten ließ, der Weg nach Jericho, wo die Erzählung vom Barmherzigen Samariter angesiedelt ist oder auch der Teich Schiloach. Diese Bilder sind nach wie vor sehr präsent und sehr hilfreich.

Vielen Dank für Ihre Antworten und alles Gute Ihnen weiterhin.