Luzia Rieß im Interview

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© Bild: Ben Volkmann

Liebe Frau Rieß, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview mit uns nehmen und einen Blick zurück auf Ihre Studienzeit in Eichstätt werfen. Was waren Ihre Gründe, das BA-Studium Religionspädagogik anzufangen? Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden und warum gerade Eichstätt?

Luzia Rieß: Ich habe vor meinem Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Jugendbildungsstätte Volkersberg, einer Bildungsstätte in Kirchlicher Trägerschaft, absolviert. Aufgrund der wunderbaren Erfahrungen an diesem Ort habe ich mich für ein Studium entschieden, mit dem ich in die Kirchliche Jugendarbeit gehen kann. Der Bachelor Religionspädagogik in Eichstätt war mit Abstand die beste Option dafür.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium in Eichstätt am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?

Luzia Rieß: Generell fand ich die Verzahnung von Theorie und Praxis wirklich klasse. Den Dozierenden lag es immer am Herzen, dass wir nicht nur theoretische Inhalte auswendig lernten, sondern die Anwendung solcher Theorien auf mögliche Berufs- oder Lebenssituationen einübten. In diesem Kontext sind auch die vielen Seminare an externen Lernorten zu verstehen – es macht einen Unterschied, ob ich über Moral und Schuld im Dritten Reich spreche und dabei in einem Vorlesungssaal sitze oder in Oświęcim (dt. Ausschwitz) durch die ehemaligen Stammlager laufe.

Ein weiterer kleiner Schatz war für mich die Lernwerkstatt, ein Ort zum Lernen, Ausprobieren und Gemeinschaft erleben. Es ist viel wert, einen Platz zu haben, an dem man in der Gruppe ein Referat vorbereiten oder für Prüfungen gemeinsam lernen kann. Zusätzlich wurden uns dort hochwertige Materialien und Literatur zur Verfügung gestellt. Auch die Verbindung zum Mentorat Eichstätt als geistliche Begleitung ist ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal.

Und natürlich die Theke! Ich werde oft von meinen jetzigen Kommiliton_innen gefragt, wie das Studium in einer solch kleinen Stadt war. Ich fand´s toll! Und gerade in die Theke konnte man auch ohne Verabredung gehen und hat immer Leute gekannt. Dieses familiäre Verhältnis in der KU habe ich sehr genossen. In diesem Sinne war auch das Verhältnis von Dozierenden zu Studierenden für mich sehr wertvoll, weil ich an der religionspädagogischen Fakultät nicht eine anonyme Matrikelnummer war, sondern eine Person, die auch mit Namen gekannt wurde. Ich erlebe jetzt gerade das Gegenteil und ja, Anonymität ist manchmal auch ganz gut, aber dieses persönliche Beziehungsverhältnis fand ich deutlich besser.

Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?

Luzia Rieß: Da kann ich mich ganz schwer festlegen. Die Seminare an externen Lernorten sind mir in besonderer Erinnerung geblieben, aber auch die lebendigen Diskurse, das Ausprobieren von Theorien, Vorlesungen bei 35°C, die in den Hofgarten verlegt wurden. In der RPF der KU wird eine ganzheitliche Lehre doziert und das war für mich sehr bereichernd – nicht nur über Kohlbergs Stufen sprechen, sondern selbst solche Dilemmata durchdiskutieren und sich selbstkritisch hinterfragen, auf welcher Stufe man moralisch urteilt. Nicht nur Student_in, sondern auch Mensch, Person sein können im Studium, das zeichnet den Bachelor Religionspädagogik aus.

Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?

Luzia Rieß: Ja, mein Tipp ist: Nutze die Möglichkeiten. Die RPF und die KU im Allgemeinen haben einfach tolle Angebote. Der Uni-Chor unter der Leitung von Andreas Kehr oder der Kammerchor unter der Leitung von Nico Schneidereit haben meine Zeit in Eichstätt sehr bereichert. Und auch die vielen Angebote der religionspädagogischen Fakultät, z.B. die Seminare an externen Lernorten, die interdisziplinären Seminare und die fakultätsinternen Angebote, wie ein Sommergrillen kann ich nur empfehlen. Und natürlich das Gutman-Weizen in der Theke.

Sie haben sich für eine weiterführende Qualifikation entschieden: an welche Inhalte aus Ihrem BA-Studium können Sie anknüpfen? Aus welchen Erfahrungen können Sie auch weiterhin schöpfen?

Luzia Rieß: Ich befinde mich nun an der Justus-Liebig-Universität in Gießen im Master-Studium „Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Außerschulische Bildung“ mit dem Nebenfach Psychologie. Ich kann inhaltlich in erster Linie an die pädagogischen, psychologischen und Ethik-Module meines Bachelors anschließen, aber auch insgesamt an meine im Bachelor entwickelte Haltung.
Diese humanistisch-christliche Haltung hilft mir nicht nur in meinem Studium weiter, sondern auch in meinem Beruf. Seit Juni 2019 arbeite ich im Suchthilfezentrum Gießen e.V. und bin seit kurzer Zeit die Leitung der Fachstelle für Suchtprävention. Es macht mir große Freude, in einer Einrichtung zu arbeiten, die Menschen in schwierigen Phasen ihres Lebens begleitet und sie stärkt, wieder autonom und glücklich zu werden. In meiner Fachstelle entwickle ich Konzepte, führe Workshops durch und vernetze mich mit anderen pädagogischen Einrichtungen in der Stadt und im Landkreis Gießen. Ich habe mit meinem Bachelor eine vielseitige und bunte Arbeitsstelle gefunden, die einen wichtigen und guten Dienst an den Menschen leistet und dafür bin ich sehr dankbar. Und ich denke mit einem großen Lächeln mit einer kleinen Note Sehnsucht an die Zeit in Eichstätt zurück.
Also "Ja", ich kann den Bachelor Religionspädagogik definitiv weiterempfehlen!