Im Zeitraffer das deutsche Bildungssystem erlebt – sechs Ugander besuchten die KU

Erstmals konnten im Rahmen des Bildungsprojektes „KUganda – The Challenge of Education“ eine Gruppe aus Uganda an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt begrüßt werden. Fünf Studierende und ein Dozent der Makerere University verbrachten eine Woche im Altmühltal. Die angehenden ugandischen Deutschlehrer bekamen in dieser Zeit einen Einblick in die deutsche Kultur und das lokale Bildungssystem.

Bereits seit 2012 fliegen jedes Jahr Studierende der KU nach Uganda, um dort ein betreutes Schulpraktikum zu absolvieren. Ins Leben gerufen wurde „KUganda“ durch die jetzige Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien, das derzeit durch die beiden Projektkoordinatoren Teresa Braun und Peter Zanker geleitet wird. Den Gegenbesuch der Ugander in Deutschland organisierte Dr. Helga Rolletscheck (Leiterin der Biologiedidaktik) und Katharina Zöpfl zusammen mit den beiden Projektkoordinatoren sowie Christina Schmidtlein-Mauderer, Matthias Hartmann, Roxanne Laribi, Erik Lutz und Theresa Ploß.

Nach langer Vorbereitung konnten fünf Studierende und ein Dozent der Makerere University am Münchner Flughafen in Empfang genommen werden. Dieser langersehnte Gegenbesuch ist Teil eines vom DAAD geförderten Projekts, das Partnerschaften mit Hochschulen in Entwicklungsländern unterstützt. Die beiden Säulen des Konzepts waren einerseits Hospitationen an verschiedenen Bildungseinrichtungen und andererseits die Unterbringung in deutschen Gastfamilien.

Um die sehr begrenzte Zeit möglichst intensiv zu nutzen, standen verschiedene Institutionen auf dem Programm: Vom Kindergarten über die verschiedenen Schularten bis hin zur Universität sollten die afrikanischen Gäste wie in einem Zeitraffer das deutsche Bildungssystem erleben. Bereits vorhandenes Wissen zu den verschiedenen Schularten wurde zunächst durch einen Vortrag von Christina Schmidtlein-Mauderer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Schulpädagogik) gefestigt. Anschließend konnten sie in die Unterrichtsrealität an Grund- und Förderschule sowie an Gymnasium und Berufsschule eintauchen.

Großen Eindruck hinterließ bereits die erste Station: der Kindergarten Heilige Familie in Eichstätt. Nursery Schools in Uganda funktionieren anders. Dort lernen die Kinder bereits mit drei Jahren Lesen und Schreiben. Durch das Tragen von Schuluniformen sind die Kinder dort auch äußerlich sichtbar in das Schulsystem eingegliedert. „Im deutschen Kindergarten wird nur gespielt“, stellte eine Studentin irritiert fest. Dass durch Basteln, Walderkundungen, Verkleiden und Geschichtenerzählen spielerisch motorische, soziale und sprachliche Kompetenzen geschult werden, war den ugandischen Gästen bisher nicht bekannt.

Bei der Auswahl der Bildungsinstitutionen achtete das Vorbereitungsteam um Dr. Helga Rolletscheck darauf, dass neben klassischen Schulkonzepten auch reformpädagogische Einrichtungen auf dem Programm standen.

Als „kleines gallisches Dorf“ stellte die Rektorin des Gymnasiums Öttingen ihre Schule vor. Dort wurde ausgehend von der Fragestellung „Wie funktioniert nachhaltiges Lernen?“ ein nicht nur für Afrikaner beeindruckendes Schulkonzept entwickelt. Damit Schüler ihrem Lerntyp entsprechend selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten können, wurden Lernlandschaften für die Unter-, Mittel- und Oberstufe in Zusammenarbeit mit den Schülern konzipiert und umgesetzt. Anstatt durch Notendruck extrinsisch zu motivieren wird in Öttingen Neugierde durch handlungsorientierte Aufgabenstellungen und vielfältige Lernmöglichkeiten intrinsisch geweckt.

So breit gefächert die Erfahrungen in den verschiedenen Schulformen auch waren, immer wieder fiel den Gaststudenten die hochwertige Ausstattung und vor allem der kleine Betreuungsschlüssel auf. In Uganda ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit bis zu 180 Schülern pro Klasse sechsmal höher als hierzulande.

Da ein Schulsystem ohne sein kulturelles Umfeld nicht verstanden werden kann, war es dem Organisations-Team wichtig, einen ganzheitlichen Einblick in die deutsche Lebensweise zu vermitteln. Dies wurde vor allem durch die offenherzige Aufnahme der Gastfamilien aus Eichstätt und Umgebung ermöglicht. Gastfreundlich war auch der Empfang beim Eichstätter Oberbürgermeister Andreas Steppberger. Zum Programm gehörten außerdem ein fröhlicher Abend auf dem Altstadtfest, ein Besuch im Altersheim und ein Tagesausflug nach München. Für die deutschen Studierenden, die bereits selbst in Uganda waren, bot der Gegenbesuch die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen nochmals von einer anderen Perspektive aus zu reflektieren.

Damit die Kooperation mit Uganda auch nachhaltig genutzt wird, und möglichst viele Studentinnen und Studenten davon profitieren können, wurde bereits 2014 ein Kooperationsvertrag mit der Makerere University in Kampala geschlossen. Dieser bietet die Möglichkeit, an der jeweils anderen Universität ein Auslandssemester zu absolvieren. Genutzt wurde dieses Angebot bisher schon von Studierenden der Eichstätter Journalistik, die in Uganda studiert und gleichzeitig bei dem ugandisch-deutschen Radiosender Radio Hope mitarbeiteten. Um in Zukunft diese Möglichkeit auch Studierenden anderer Fachrichtungen anzubieten, sollen durch die nächste Uganda-Reise im November 2016 die bestehende Partnerschaften vertieft und Grundlagen für wissenschaftliche Abschlussarbeiten geschaffen werden.

Durch die gemeinsamen Austauschprojekte der Partneruniversitäten sind nun Voraussetzungen dafür geschaffen, dass zukünftig immer mehr Studenten auch in Eigenregie im jeweils anderen Land studieren können. Dann sind Ugander an der KU und in Eichstätts Straßen hoffentlich bald keine Sehenswürdigkeit mehr, sondern bereichern ganz selbstverständlich das Universitätsleben und machen den Campus bunter!

Teresa Braun/Katharina Zöpfl

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