Die neue Ausgabe von Communicatio Socialis blickt genauer auf Personen und Strukturen im Kontext der Meinungsmacht. Das Heft fragt unter dem Titel „Meinungsmacher:innen und Meinungsmacht“ nach neuen Facetten auf Makro- und Mikro-Ebene, liefert wie gewohnt empirische Studien und praxisnahe Impulse für Gesellschaft, Wissenschaft und Praxis.
Die Beiträge im Heft
Den Auftakt ins Heft liefert Fabian Prochazka mit einem Überblick zu aktuellen Debatten aus Medien- und Kommunikationswissenschaft. Der Autor argumentiert, dass Meinung und Meinungsbildung bei der Online-Nutzung durch verzerrte Bilder dominiert werden. Während manche Perspektiven und Argumente eindeutig überbetont auftauchen, finden „dank“ algorithmischer Selektierung andere Themen, Positionen und Personen deutlich weniger Anschluss. Daraus entstehen neue ethisch-normative Anknüpfungspunkte für Meinungsmacht und Meinungsmacher:innen.
Diese Vorlage nimmt Paula Nitschke auf und blickt auf politische Content Creator:innen als neue Meinungsmacher:innen. Der Beitrag erarbeitet zunächst einen systematischen Überblick über das sehr dynamische und diverse Feld. Daraus abgeleitet folgen eine medienethische Einordnung und Vorschläge für den regulativen und gesellschaftlichen Umgang mit den genannten Akteuren.
Gaby Falböck und Michael Litschka ergänzen den Aspekt des Jugendmedienschutzes. Das Duo skizziert aktuelle Beispiele aus Österreich und platziert diese in verschiedenen theoretischen Rahmenmodellen. Eine weitere wichtige Schnittstelle dieser Forschungsfelder findet sich im Aufsatz von Tanja Evers. Sie plädiert für eine Einbindung medienethischer Kategorien in die Einstellungsforschung.
Gerhard Tulodziecki knüpft daran an und stellt die Frage, wie Populismus als Strategie für Meinungsmacht funktioniert. Dafür nutzt der Autor eine handlungstheoretische Sichtweise, geht insbesondere auf Lebenssituation, Bedürfnislagen und damit verbundene Emotionen sowie Denkmuster ein.
Eine weitere Dimension der Meinungsmacht beleuchtet Martina Thiele in ihrem Essay zu „Cancel Culture“ in der deutschen Politik. Die Autorin schildert darin zunächst die begrifflichen Hintergründe und geht auf aktuelle Beispiele und Argumentationsmuster ein.
Janis Brinkmann blickt genauer auf neue Meinungsmacher:innen und untersucht dafür neue Formate für die junge Zielgruppe. Auf Grundlage einer quantitativen Inhaltsanalyse von 718 You-Tube-Folgen (2017-2024) zeigt die Studie u. a. neue Formen eines „Infopinion“-Journalismus. Den Abschluss des Schwerpunkts bildet ein Essay von Tanjev Schultz rund um die Bedeutung der Darstellungsform Kommentar. Der Autor denkt darin fundiert über die Weiterentwicklung in Richtung eines „Meta-Kommentars“ nach.
Passend zum Schwerpunkt des Hefts ergänzt Klaus Beck in der Serie „Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienethik“ Hintergründe zu „öffentlicher Meinung“. Für die Rubrik „zuRechtgerückt“ schildert Max Tretter medienethische Perspektiven auf die Leitprinzipien der EU gegen manipulative Monetarisierungsstrategien in Videospielen.
Zwei weitere Aufsätze kommen zum Thema Konstruktiver Klimajournalismus im Lokal (Mika Dittler) und Digitale Mediengewohnheiten als Teil von Eltern-Kind-Beziehungen (Rebecca Breg). Die Rubrik „Kommunikation und Religion“ bereichern Noreen van Elk und Eva Puschautz mit einem Beitrag zum Potenzial der Theologie im Kontext von Wissenschaftskommunikation an Kinderuniversitäten.
Das E-Paper ist ab sofort bei Nomos online und demnächst auch gedruckt verfügbar.