Erst deutlich später, mit dem Siegeszug des Personal Computers (PC), wurde IT auch im Kontext von Verwaltung und Lehre sowie zur Eigenorganisation für mehr KU-Angehörige relevant. Die technischen Voraussetzungen für eine umfassende IT-Versorgung wurden mit der Vernetzung aller KU-Gebäude sowie der Einführung von Microsoft Windows im Jahr 1993 und einem Upgrade der Außenanbindung auf 2 Mbit/s im Jahr 1996 geschaffen. Zwar blieb Forschungs-IT, d.h. die Bereitstellung von Servern und Software für wissenschaftliche Zwecke samt Support eine wichtige Aufgabe des URZ; sukzessive kamen aber immer mehr Aufgaben im Kontext allgemeiner Büro-IT (Email, zentrale Fileserver und Backups, VPN, Videokonferenzen etc.) und zur Unterstützung von Lehre und Verwaltung hinzu. Mit der zunehmenden IT-Abhängigkeit von immer mehr Bereichen und Funktionalitäten der KU wurde die zuverlässige Erbringung von Standard-IT-Diensten immer wichtiger; innovative Pionierprojekte traten demgegenüber etwas in den Hintergrund.
Dabei hat das URZ die Rolle eines innovativen IT- und Digitalisierungsberaters nie verloren, sondern z.B. das (damals noch recht neue) Lernmanagement-System ILIAS im Jahr 2004 an der KU eingeführt und zahlreiche Digitalisierungsprojekte in allen Bereichen der KU angestoßen oder begleitet. Die Etablierung einer immer umfassenderen relativ stabilen Hochschul-IT-Landschaft und die teilweise starke Rolle von URZ-MitarbeiterInnen in Fachverfahren der Zentralverwaltung sowie die vielfältige Inanspruchnahme von URZ-MitarbeiterInnen bei IT-Problemen aller Art implizierte jedoch zunehmende Anteile an (eher reaktivem) "Tagesgeschäft" mit weniger Freiraum für proaktives Handeln.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Cloud-Diensten, Smartphones und weiteren vernetzten Endgeräten seit etwa Anfang der 2010er Jahre beschleunigte sich jedoch zum einen das allgemeine IT-Innovationstempo: Sukzessive wurden traditionelle Technologien wie Email und statische WWW-Seiten durch Kartendienste, Shopping-Plattformen samt Empfehlungsdiensten und Social Media-Kanäle mit Instant Messaging und Verbreitungswegen für Fotos und Videos ersetzt. Andererseits war der Siegeszug der großen Cloud-Provider und Social Media-Dienste nur möglich, weil diese höchst innovative, praktisch unendlich (d.h. für mehrere Milliarden Nutzer) skalierbare neue IT-Verfahren entwickelt und implementiert hatten. Mit der Verlagerung immer größerer Teile der Welt-IT-Produktion auf "Cloud Native"-Technologien wird traditionelle IT zur teuren Nische.
Gleichzeitig ist seit etlichen Jahren die Bedeutung von Data Science-Methoden stark gestiegen: Immer mehr Forschende brauchen IT nicht nur zur Kommunikation, zum Erstellen von Dokumenten und zur Eigenorganisation, sondern setzen stark IT-gestützte Verfahren als primäre Methoden zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse ein. Sie brauchen daher sowohl Zugang zu hinreichenden Rechenkapazitäten - bis hin zum früher hauptsächlich von Physikern, Chemikern und Ingenieuren genutzten High-Performance-Computing (HPC) - als auch Beratung und Support bei deren Nutzung sowie ggf. Unterstützung bei der Einbeziehung von Data-Science-Methoden im Rahmen der Lehre. Auch die Anforderungen an die Kapazitäten und Fähigkeiten von Speichersystemen für Forschungsdaten nehmen zu.
Forschungs-IT wird also auch an der geisteswissenschaftlich geprägten KU immer wichtiger, was u.a. einen Rollenwandel für das URZ impliziert: Nachdem jahrzehntelang generische (und relativ langlebige) IT-Dienste, die alle KU-Angehörigen nahezu rollenunabhängig benötigen, im Mittelpunkt standen und später speziellere Dienste primär im Lehrkontext (E-Learning, Multimedia, Vorlesungsaufzeichnungen etc.) sowie im Verwaltungsbereich (Campusmanagement, Finanz- und Personalsysteme) hinzukamen, gewinnt jetzt - wie in den Anfangsjahren des URZ - die IT-Versorgung für Forschungszwecke wieder an Bedeutung. Dabei kann und muss die Bereitstellung von HPC-Ressourcen im Rahmen von Kooperationen erfolgen (siehe Artikel zu Kooperation) - lokale Expertise ist aber sowohl für die faktische Nutzbarkeit durch relevante Nutzergruppen als auch für die Abstimmung mit URZ-Portfolio und IT-Strategien essentiell.
Auch umfassende Kompetenzen von URZ-MitarbeiterInnen in den relevanten Zukunftstechnologien erscheinen absolut unverzichtbar. Neben den oben angesprochenen "Cloud Native"-Technologien gehören spätestens im Jahr 2025 auch auf Large Language Models (LLMs) basierende KI-Konzepte hinzu, die in einem atemberaubenden Tempo die gesamte IT-Landschaft, Wirtschaft und Gesellschaft revolutionieren. Zumindest ein Teil der URZ-MitarbeiterInnen muss diese Entwicklung aktiv begleiten, d.h. sowohl mindestens die für KU-Angehörige bereitgestellten KI-Plattformen kennen und ständigen Austausch mit Akteuren im Hochschul-Kontext pflegen als auch Primärliteratur sichten und z.B. neue LLMs und Plattformen selbst testen. Nur dadurch wird es einerseits möglich, spezifische KI-Angebote passend bereitzustellen und zu unterstützen, und können anderseits KI-Technologien bei der laufenden Digitalisierung der KU frühzeitig einbezogen sowie für eigene Zwecke produktiv eingesetzt werden.
Allgemeiner ergibt sich sowohl aus der extrem beschleunigten technischen Innovation als auch aus der instabilen politischen Weltlage und der zunehmenden Tendenz von IT-Anbietern, Abhängigkeiten ihrer Kunden rücksichtslos auszunutzen, die Notwendigkeit, die Agilität des URZ zu erhöhen und (wieder) mehr Ressourcen für proaktive Zukunftsvorsorge zu reservieren. Konkret sollen in Q4 2025 die Hauptrisiken der KU in Bezug auf Digitale Souveränität klassifiziert und Elemente einer umfassenden KI-Strategie für die KU vorgeschlagen werden. Mit der Besetzung einer derzeit ausgeschriebene Stelle (IT-Architektur und KI-Projektleitung) soll die Zuständigkeit für Zukunftstechnologien personell verankert werden - als Basis für weitere künftige Schritte.