Die Eichstätter Pastoraltheologin Theresia Kamp über die Zukunft der Gemeinden
Die Kirche hat eine gute Zukunft. Davon ist Theresia Kamp überzeugt. „Wer heute in der Kirche bleibt, ist engagiert, der hat eine Vision, der möchte etwas verändern.“ Die 29-jährige Theologin ist Wissenschaftliche Mitarbeitern an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Dass immer mehr Gläubige sich von der Institution Kirche entfremden – nach dem Motto „Glaube ja, Kirche nein“ – ist eine Entwicklung, die schon seit vielen Jahren zu beobachten sei und jetzt noch einmal Fahrt aufgenommen habe.
Trotzdem sieht Kamp auch Potenzial für die Gemeinden. Wenn sich die Gläubigen nicht mehr aus ihrer Abhängigkeit von Klerikern definieren, ist das auch ein Schritt in die richtige Richtung. In der Wahrnehmung vieler Katholiken sei Glaube und Religion etwas, worüber nur Profis kompetent reden können. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte zwar den Laien mehr Mitsprache und Mitwirkung eingeräumt, und im Nachgang wurden kirchliche Berufe für sie geschaffen. Aber im Verlauf der vergangenen 50 Jahre habe das mitunter auch zu einer Klerikalisierung von Laien geführt. „Gemeinde- und Pastoralreferenten“, meint Kamp, „werden als Profis wahrgenommen. Das war nicht die Absicht des Konzils.“
Alle Christen hätten eine Berufung, „man muss nicht Theologie studiert haben, um mitreden zu können“. Aufgabe der Kirchenleitung sei es, den Gläubigen Wertschätzung entgegenzubringen, „dann entsteht ein fruchtbarer Boden“. Kamp hat gerade in der Coronazeit eine gesteigerte Sehnsucht nach Spiritualität festgestellt, die nicht mit der Amtskirche verbunden sein muss. „Gläubige verlassen schon jetzt die Konsumentenrolle“, so Kamp, „und wollen selber Gemeinde gestalten.“
Dafür sollten sie Respekt verdienen und nicht kritisiert werden. Wofür es dann noch die „Profis“ braucht? Kamp: „Zur fachlichen Unterstützung, aber nicht zur Bevormundung.“
Eichstätter Kurier 19./20. Februar 2022