Rückblick: "40 Jahre CIC/1983" in Innsbruck

Abschiedsvorlesung Rees
© Benedikt Schwandt

Tagungsbericht von Benedikt Schwandt

Vierzig Jahre sind seit dem Jahr 1983 vergangenen, über die hinweg der von Papst Johannes Paul II. promulgiert Codex Iuris Canonici als Gesetzbuch für die Römisch-katholische Kirche Geltung hat. Anlässlich dieses, für Kirchenrecht und Kanonistik besonderen Jubiläums, lud auch der Lehrstuhl für Kirchenrecht und Kirchliche Rechtsgeschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zur Teilnahme an der Tagung „40 Jahre CIC/1983“ an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck ein.

Im Fokus der Tagung standen die Entstehungsgeschichte des Gesetzbuches, seine Überarbeitungen und die in ihm enthalten Normen. So wurden zunächst die anfängliche Kodifizierung des kanonischen Rechts, die Entwicklung des CIC von 1917 zum CIC von 1983, sowie die damit einhergehenden Einflüsse durch das Zweiten Vatikanischen Konzil in den Vorträgen beleuchtet. Des Weiteren waren die verfassungsrechtlichen Leitlinien des CIC/1983 und das Verhältnis von Staat und Kirche Gegenstand des Tagungsprogramms, sowie die Stellung der Ökumene und das aktuelle Verkündigungs-, Ordens- Straf- und Eheprozessrecht.

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung des Kodex und seinem gegenwärtigen Bestehen, eröffneten die insgesamt zehn Vorträge deutscher und österreichischer Professoren einschlägiger Fachgebiete auch Zukunftshorizonte für weitere Entwicklungsprozesse des kanonischen Rechts, denn „Ius semper reformanda“ – Recht muss sich weiterentwickeln, um angemessen auf die Zeichen der Zeit zu reagieren.

Ein besonderes Schlaglicht stellte daneben die Abschiedsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees dar, die ebenfalls Programmpunkt der von ihm organisierten Tagung war. Gegen Ende seines 27jährigen Wirkens an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck stellte Rees in Anlehnung an das Zitat Kardinal Jean-Claude Hollreichs „Hierarchisches Kirchenmodell hat ausgedient“ die Frage in den Mittelpunkt, inwieweit Synodalität als Erwartung Gottes und Wunsch der römisch-katholische Kirche zu verstehen ist.

So machte er in seinen Ausführungen die Tendenz der Päpste des 19. und 20. Jahrhunderts deutlich, die vor allem hierarchische Kirchenmodelle befürworteten. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam es zu einer Neuausrichtung der Ekklesiologie, die nunmehr neben der vertikalen, hierarchischen Linie von oben nach unten auch über eine horizontale Linie verfügt. In der Praxis bedeutet dies etwa die Existenz beratender Gremien auf allen kirchlichen Ebenen und eine Aufwertung der Stellung der Laien, indem diese an den drei Ämtern Christi, als Priester, Könige und Propheten teilhaben. Papst Franziskus, der das aktuelle Pontifikat innehat, versteht die „Synodale Kirche“ als „eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass Zuhören ‚mehr ist als Hören‘“. Als ein aktuelles Beispiel führte Rees den ersten Handlungstext des deutschen Synodalen Weges vom 03.02.2022 an, der umfassendere Partizipationsstrukturen, Transparenz und die Beteiligung bei der Bestellung von Bischöfen verlangt. Demgegenüber zieht er die Position seines Freiburger Kollegen, Prof. Dr. Georg Bier heran, der die Beteiligung an der Bestellung von Bischöfen als „Selbsttäuschung“ herausstellt. Folgernd führte der Festredner das vielsagende Zitat Vaclav Havels (1936-2011) „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht“ an, woran sich ein feierliches Buffet anschloss.

Die Tagung, die sich über Donnerstag, den 15. und Freitag, den 16. Juni 2023 erstreckte, bot neben spannenden Vorträgen auch immer wieder die Gelegenheit zur Diskussion im Plenum und zum persönlichen Austausch untereinander. Umrahmt wurde das Tagungsprogramm von der Kulisse des nördlichen Tirols und der einzigartigen Atmosphäre der Stadt Innsbruck.