Das Altäthiopische (Geʿez) gehört innerhalb der äthiosemitischen Sprachen zur Gruppe der nordäthiopischen Varietäten. Inschriftlich belegt ist es seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die Geʿez-Schrift geht auf eine kursive Form der altsüdarabischen Schrift zurück. Unter griechischem Einfluss setzte sich in der aksumitischen Epoche die links-nach-rechts-Schreibrichtung durch. Charakteristisch ist die graphische Modifikation der Grundzeichen zur Kennzeichnung des dem Konsonanten folgenden Vokals, wodurch ein System mit silbenschriftähnlichem Charakter entstand.
Das altäthiopische Schrifttum umfasst in seiner Frühphase vor allem Übersetzungen aus dem Griechischen, später auch aus dem Koptischen und Arabischen. Diese Übertragungen wurden oftmals inhaltlich erweitert und an lokale Traditionen angepasst. Daneben entstanden eigenständige Werke von hohem literarischem und theologischem Rang, darunter das national-epische Kebra Negest.
Bis heute ist Geʿez die Liturgiesprache der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche sowie der Äthiopisch-Katholischen Kirche. Es bildet ein zentrales Medium der ostafrikanischen christlichen Tradition und ist zugleich ein Schlüssel zum Verständnis der religiösen, literarischen und kulturellen Entwicklung des äthiopischen Hochlands.
Yibel – Onlinekurs für Selbstlerner (kostenpflichtig)
Die Plattform Yibel bietet interaktive Onlinekurse zur altäthiopischen Sprache (Geʿez) an. In mehreren Modulen (z. B. Learn Geʿez: Language and Culture Immersion oder Mastering the Geʿez Alphabet) erwerben Lernende schrittweise Sprachkenntnisse – vom Alphabet bis zur Textlektüre. Die Kurse sind zeitlich flexibel nutzbar und beinhalten Zugang zu einer unterstützenden Lern-Community.
Lexicon Linguae Aethiopicae (August Dillmann) – online bei Beta Masaheft
Unter der Adresse Beta Masaheft.eu/Dillmann steht das digitale Lexicon Linguae Aethiopicae von August Dillmann (1865) zur Verfügung. Die Anwendung basiert auf TEI-codierten Daten (eXist-db) und ermöglicht durchsuchbare Zugänge zum historischen Gǝʿǝz-Latein-Wörterbuch. Integriert sind direkte Verknüpfungen zu PDF-Ausgaben und Manuskriptzitaten innerhalb des Beta Masaheft-Textkorpus. Als ergänzende Funktion ist ein experimenteller morphologischer Parser eingebettet, der beim Erschließen geezischer Wortformen unterstützt.