Die Theologie muss als eine wissenschaftlich reflektierte, öffentliche Rede von Gott die politische Dimension des Gottesglaubens kritisch reflektieren und die theologischen und (zivil-)religiösen Fragestellungen aufgreifen, die in Politik und Gesellschaft aufbrechen. In der derzeitigen Krise der liberalen Demokratie und eines rechtsbasierten Multilateralismus stellt sich angesichts zunehmender Polarisierungen und gesellschaftlicher Desintegration die Frage, wie die Voraussetzungen des Politischen erneuert werden können, wenn Grundkonsens und bestehende Ordnungen brüchig werden. Im Kontext von Globalisierung, Digitalisierung und einem entfesselten transnationalen Kapitalismus entzünden sich die sozialen und politischen Spannungen gerade an Fragen kultureller und religiöser Identität, wobei die Konflikte nicht zwischen den Religionen und Kulturräumen, sondern quer durch sie hindurch zwischen unterschiedlichen Glaubensstilen und Formen der „Kulturalisierung“ (A. Reckwitz) verlaufen. Der ‚performative‘ Ansatz sucht dem Rechnung zu tragen, indem Vollzugsformen des Glaubens wie des Politischen in den Blick genommen werden, die mit Optionen und Positionierungen verbunden sind, die den Raum der Öffentlichkeit prägen.
(Prof. Dr. Martin Kirschner)
Angesichts der der globalen Herausforderungen und Krisenszenarien, welche auch den europäischen Integrationsprozesses gefährden, wird in einem internationalen Netzwerk der Ansatz einer Performativen Politischen Theologie für Europa entwickelt und an exemplarischen Schlüsselthemen konkretisiert. Der Rahmen des Projekts wird derzeit entlang der Leitbegriffe des Titels in einer Kerngruppe näher entwickelt. Thematische Tagungen wenden sich der narrativen und performativen Inszenierung Europas zu, den Konzepten der Souveränität und Repräsentation sowie der Frage nach den Grenzen Europas in einer globalen Welt.
Eichstätt, 1. bis 4. Juli 2021
Publikation erscheint 2022
Key-Notes: Dirk Ansorge (Frankfurt am Main), Amy Daughton (Birmingham), Margit Eckholt (Osnabrück), Martin Kirschner (Eichstätt), Christof Mandry (Frankfurt am Main), Carlos Mendoza (Mexico City), Richard Nate (Eichstätt), Hans Schelkshorn (Wien), Georg Steins (Osnabrück), Stephan van Erp (Leuven), Peter Zeillinger (Wien).
Publikationen (Auswahl):
(Dr. Christiane Alpers)
Gemeinsam mit dem Nijmegener Theologen Christoph Hübenthal ist Christiane Alpers Herausgeberin des voraussichtlich 2022 erscheinenden T&T Clark Handbook of Public Theology.
In den letzten Jahrzehnten erfreut sich die öffentliche Theologie – ein relativ junger theologischer Diskurs – wachsender Beliebtheit. Gleichzeitig wird die öffentliche Theologie jedoch regelmäßig mit Vorbehalt wahrgenommen, was ihren spezifischen Zweck und ihre Relevanz, ihre theologische und philosophische Integrität betrifft.
Während es bereits andere Handbücher zur öffentlichen Theologie auf dem Markt gibt, wird sich das T&T Clark Handbook of Public Theology besonders auf die philosophischen und theologischen Grundlagen der entstehenden Debatte konzentrieren und versuchen, ihre Schlüsselkonzepte zu definieren. Als solches wird das Handbuch nicht nur als Einführung in das Feld dienen, sondern auch als kritische Auseinandersetzung mit ihm. Darüber hinaus handelt es sich um ein konstruktives Projekt, das eine Struktur zur Konzeptualisierung eines sich entwickelnden theologischen Diskurses bietet. Zugleich wird es einen umfassenden Überblick über die ökumenische und internationale Reichweite der öffentlichen Theologie bieten.
Publikationen (Auswahl):