Systematische Theologie hat die grundlegende Aufgabe, im Medium von Sprache und einer methodisch verantworteten, vernünftigen Argumentation auf die Wirklichkeit Gottes und das Verhältnis der Schöpfung zum Schöpfer zu reflektieren. Darin ist Theologie auf die Primärvollzüge des Glaubens verwiesen: Gebet und Liturgie, Zeugnis und Bekenntnis, Verkündigung und prophetische Rede, sakramentale Vollzüge im engeren und weiteren Sinn. Das Zeugnis der Heiligen Schrift bildet die Grundlage dieses Glaubensverständnisses, das in der Tradition entfaltet, in kirchlichen Lehrentscheidungen vergewissert und gegenüber Missverständnissen abgegrenzt, in theologischen Entwürfen reflektiert und systematisiert wird. Die fundamentaltheologische und religionsphilosophische Forschung am Lehrstuhl zielt auf ein performatives Verständnis des Glaubens, das Glaubenslehre und theologische Theoriebildung eng an die Vollzüge von Glauben, Hoffnung und Liebe in den Konflikten und Auseinandersetzungen der Geschichte zurückbindet. Dies zielt auch darauf, Übergänge und Brücken zwischen unterschiedlichen theologischen Ansätzen und Rationalitätsverständnissen herzustellen und Dialog als einen transformativen Prozess zu begreifen, dessen Fluchtpunkt die geschichtliche Praxis und die je tiefere Annäherung an das Geheimnis Gottes bildet.
(Prof. Dr. Martin Kirschner)
Im Rahmen dieses Projekts werden die Zusammenhänge von theologischer Theoriebildung und gelebter Glaubenspraxis als performatives Geschehen analysiert und in unterschiedlichsten Handlungsfeldern vornehmlich mit den Begriffen „Ereignis“, „Messianität“, „Synodalität“ und „Zeugnis“ identifiziert. Folgende Fragen sind dabei leitend: Wie greifen im theologischen Erkenntnisprozess positive Glaubenserfahrung, kritische Vernunft, praktisch-politisches Handeln und eine mystagogisch-spirituelle Dimension ineinander? Wie lassen sich im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil und im Gespräch mit zeitgenössischer Philosophie Offenbarung als Ereignis, Glauben als Gotteszeugnis und Bekenntnis, Tradition als sakramental vermittelte Transformation denken? Wie lässt sich Synodalität als eine performative Weiterentwicklung der Loci Theologici konzeptualisieren? Welche Funktion kommt dem messianischen Denken in einer performativen Theologie zu?
Publikationen (Auswahl):
(Dr. Klaus Viertbauer)
Im Rahmen dieses Projekts wird die Transformation der Gottrede im nachmetaphysischen Denken untersucht sowie deren Konsequenzen ausgelotet. Dazu gehen wir etwa folgenden Fragen nach: Wie lässt sich Glaube in einer zunehmend säkularen Gesellschaft begründen? Wie gestaltet sich eine Übersetzung religiöser Überzeugungen unter nachmetaphysischen Bedingungen? Welche Rolle vermag Gott für die Moralbegründung einzunehmen? Wo werden die Grenzen der menschlichen Natur erreicht, wo werden sie überschritten? Was bedeutet dies für die philosophische und theologische Rede von Gott?
Eichstätt, 28. Juni 2022
Key-Notes: Martin Breul (Dortmund), Annette Langner-Pitschmann (Frankfurt/M.), Julian Nida-Rümelin (München), Kerstin Schlögl-Flierl (Augsburg), Klaus Viertbauer (Eichstätt), Hartmut von Sass (Berlin/New York) und Saskia Wendel (Tübingen).
Eichstätt, 30. November 2021
Key-Notes: Martin Breul (Dortmund), Maeve Cooke (Dublin) und Klaus Viertbauer (Eichstätt).
Publikationen (Auswahl):
--, Franz Gruber (Hg.), Habermas und die Religion, Darmstadt: WBG 12017, 22019.
--, Heinrich Schmidinger (Hg.), Glauben denken. Zur philosophischen Durchdringung der Gottrede im 21. Jahrhundert, Darmstadt: WBG 2016.
(Dr. Riyako C. Hikota)
Tanz ist die Form von Kunst, in der die kreatürliche Schönheit des menschlichen Körpers, aber auch die Empfindung von Freude und Schmerz, Emotionalität und Affektivität der Existenz am unmittelbarsten zum Ausdruck kommen. Das Projekt sucht die Relevanz und Bedeutung des Tanzes innerhalb des "ursprünglichen" Kerns des Christentums selbst auf, nämlich in der Lehre von der Inkarnation und dem dreieinigen Gott. Ausgehend von einer philosophisch-theologischen Auseinandersetzung mit Nietzsche und der theologischen Analogie der Schönheit zwischen Schöpfer und Geschöpf bei Hans Urs von Balthasar, die eine ästhetische Anwendung des Konzepts der Analogia Entis bei Erich Przywara darstellt, profiliert dieses Projekt den Tanz als eine Form christlicher Kunst. Das Projekt möchte damit nicht nur einen Beitrag zu den Debatten um eine theologische Ästhetik erarbeiten, sondern möchte auch dazu beitragen den Dualismus zwischen dem Säkularen und dem Sakralen, dem Körper und dem Geist, von Immanenz und Transzendenz zu überwinden.
Publikationen (Auswahl):