Lust auf Zukunft

Donaukurier Adickes
Der Energietower, ein „Herzblutprojekt“ des Unternehmers Josef Frey – hier mit seiner Frau – ist noch ein Modell. Bald soll die energieautarke Wohnanlage in der Nähe des Landesgartenschaugeländes in den Bau gehen. Foto: Adickes
Ein Beitrag von Bürgerredakteur Henning Adickes zu Nachhaltigkeit in der Region

Über Nachhaltigkeit wird überall und von jedem gesprochen, aber verändert sich etwas in unserer Gesellschaft?  Ich denke an meine Kinder und Enkel, fühle mich betroffen und will wissen was bei den Menschen ankommt und wie ich einen Beitrag leisten kann. Informationen gibt es im Überfluss, meist sind es normierte Zahlen und Statistiken ohne jeden persönlichen Bezug. Ich möchte Konkreteres wissen. in meiner Umgebung finde ich überzeugende Beispiele.

„Die Probleme von Morgen löst man nicht mit den Methoden von gestern“, sagt Dr. Michael Holzner, Inhaber von iCONDU. Er berät Firmen bei der Neuausrichtung ihrer Strategien. ICONDU konzentriert sich dabei voll auf systemisches und nachhaltiges Denken und Handeln. „Um als Berater zu überzeugen, muss man vorangehen“, sagt Holzner, „wir verstehen Nachhaltigkeit nicht länger als umwelt- und klimaschutzbedingten Kostentreiber, sondern als Erfolgsfaktor“. Effizienzsteigerungsprogramme seien nicht länger das Mittel der Zeit. Gemeinsam mit seinem jungen Team habe er ihre Denk- und Arbeitsweisen integriert, schließlich gehe es bei der Nachhaltigkeit um deren Zukunft. Bei iCONDU wird einfach, aber auch komplex gedacht. Spielerisch gelingt es mit digitalen Methoden und Werkzeugen, Zusammenhänge transparent zu machen und zu zeigen, wie einzelne Veränderungen sich auf ein Gesamtsystem auswirken. So bringt man auch ungewohnte Perspektiven zur Geltung und stellt gewachsene Erfahrungen in Frage. Letzteres erweist sich laut Holzner in der Diskussion oft als sehr hohe mentale Hürde.  Nur mit digitalen Werkzeugen können alle Aspekte eines Themas sichtbar gemacht und dokumentiert werden. Mit der eigens entwickelten Software simcision setzt iCONDU voll auf digitalisierte Prozesse und bezieht beim Kunden alle Betroffenen mit ein. Einfach und spielerisch testen sie Maßnahmen, simulieren deren Auswirkungen und kommen schrittweise zu einem Ergebnis, das alle gemeinsam tragen. „Uns erstaunt immer wieder, wie über Transparenz und Versachlichung die oft sehr engagierte Diskussion von Einzelaspekten auf eine gemeinsame Sicht zurückführt“, beschreibt Michael Holzner seine Erfahrung aus den Workshops. ICONDU gestaltet Workshops und Events im Ingolstädter Nachhaltigkeitsprogramm und kommuniziert die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN – wie nachhaltige Energie oder menschenwürdiges Arbeiten -  in Kommunen, Unternehmen und Schulen.

Mit dem Energietower, einem weiteren Beispiel aus der Region, plant Josef Frey eine besondere Investition in seine persönliche und unternehmerische Zukunft. Es handelt sich um eine energieautarke Wohnanlage in der Nähe der Landesgartenschau Ingolstadt. Vieles hat sich geändert, seit Freys Vater vor vierzig Jahren begonnen hat seine Firma für technische Gebäudeausrüstung auszubauen, wie er erzählt.  „Als Familienunternehmen denken und handeln wir langfristig“, sagt er. „Bei uns gehören die Mitarbeiter zur Familie.“ Sie verkörpern den Wert der Firma und sind für Frey der Grund, den Energietower zu planen. Leidenschaftlich schildert er den Wettbewerb mit der Industrie um qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. „Wir bieten unseren Mitarbeitern attraktive Wohnungen in fußläufiger Entfernung zu ihrem Arbeitsplatz mit fixer Miete, also frei von variablen Nebenkosten, an.“ So erhöhe sich ihr frei verfügbares Nettoeinkommen und der ökologische Fußabdruck werde deutlich kleiner. „Wir erhoffen uns dadurch Vorteile bei der Einstellung und eine langfristige Bindung an unser Haus“, sagt Frey.

Mit der Kompetenz und Erfahrung seiner Firma stimmt er die Bauzeit, die Gestehungs- und Betriebskosten auf ein gemeinsames Optimum ab. Mit modernsten Simulationstools errechnet er den täglichen Verlauf des Energiebedarfs bei verschiedenen Wetterlagen. Der Kern des Towers ist die Energietechnik mit Photovoltaikelementen, wirkungsvollen Batteriespeichern und einer Lüftungsanlage mit Wärmepumpe und -rückgewinnung und solider Steuerelektronik. Der Mieter steuert intuitiv mit einer App seine persönlichen Komfortwerte. „In diesem Projekt haben wir all unser Wissen und unsere Erfahrung eingesetzt“, sagt Frey. Seine Firma habe klare Ziele gesetzt und vor allem alle Kosten in der Hand. „Der Energietower ist mein Herzblutprojekt“, betont er.

Drei sehr verschiedene Beispiele gelebter Nachhaltigkeit. Frau Prof. Lindau, Herr Dr. Holzner und Herr Josef Frey beeindrucken mich durch ihre Initiative und ihren Gestaltungswillen. Sie Denken und Handeln nach den am Gemeinwohl orientierten Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Ich spüre wieder Lust auf Zukunft.

Gebäude Vorschau

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Vermitteln durch Vorleben

Prof Lindau
Professorin Dr. Anne-Kathrin Lindau. Foto: upd

Wie lehrt man Nachhaltigkeit? Genau das tut die Professorin für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung Anne-Kathrin Lindau an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Im Gespräch stellen wir gemeinsam fest, dass man eine nachhaltige Lebenseinstellung unter anderem durch Vorleben erreicht – indem man Raum für eigene Initiative und Lernerlebnisse gibt und diese dann mit dem Wissen aus verschieden Fachrichtungen zu einer Transfer- und Gestaltungskompetenz ausbaut.

Das Nachhaltigkeitskonzept der KU folgt diesem Grundsatz mithilfe von sechs Handlungsfeldern und einer handlungsfähigen Arbeitsstruktur. Das Zentrum aller Aktivitäten ist das Green Office, eine Art co-working place, mitten in der Stadt. Hier werden Fragen des Campusmanagements ebenso diskutiert und koordiniert wie die studentischen Initiativen und gemeinsame Aktivitäten mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt wie beispielsweise im Kapuzinergarten.

Lehre, Forschung und Wissenstransfer stellen die wesentlichen Arbeitsbereiche der Professur dar. Die Studierenden des Lehramts Geographie sowie des Masterstudiengangs „Geographie: Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erwerben Kompetenzen und Wissensbestände in verschiedenen Fachrichtungen, die durch das Absolvieren von (Schul-)Praktika und die Einbindung in Forschungsprojekten bereichert werden. Die Studierenden des Lehramtes streben die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern der Grundschule und weiterführenden Schulen im Schulfach Heimat- und Sachunterricht, Gesellschaft-Politik-Geographie und Geographie an. „Schon im Kindesalter mit Bildung für nachhaltige Entwicklung anzufangen, ist besonders wichtig“, sagt Lindau.  Die Studierenden des Masterstudiengangs BNE arbeiten nach dem Studium häufig in Kommunen, Ministerien, Nationalparken und Umweltstationen.

Anne-Kathrin Lindau führt ihre Professur mit großer Offenheit und arbeitet eng mit Schulen und Unternehmen zusammen. Eine ihrer Absolventinnen transferiert beispielweise ihre Erfahrung aus der Wirtschaft zurück, indem sie Studierende unterrichtet. Besonders begeistert zeigt sich Lindau von den Studierenden der Generation Greta: „Sie arbeiten sehr engagiert, wollen etwas bewegen, und suchen neue Werte für ihre Lebenseinstellung“, sagt die Professorin.

Autor

Henning Adickes

Henning Adickes lebt in Ingolstadt. Als ehemaliger Entwicklungsingenieur setzt er weiter auf seine Kreativität. Er interessiert sich für nachhaltig orientierte Unternehmen, vernetzt ihre Aktivitäten und berichtet darüber.