Poetischer Genuss, spannende Erkenntnisse und eine Weltpremiere

Deutscher Buchpreis, Preis der Leipziger Buchmesse, Ingeborg-Bachmann-Preis, Georg-Büchner-Preis und so weiter und so fort – es gibt eigentlich keinen namhaften deutschen Literaturpreis, den Lutz Seiler nicht gewonnen hätte. Außerdem schreibt er gerade an einem neuen Roman und gibt 2025 keine Lesungen. Es war also etwas ganz Besonderes, dass er aus seinem Schreibtunnel aufgetaucht ist, und der Einladung von Literaturwissenschaftsprofessorin Friederike Reents in den Holzersaal gefolgt ist. Unter dem Titel „Alles hohl da unten?“ las er aus seinen Gedichten, Essays, Romanen und hatte sogar das erste Kapitel seines neuen Romans mitgebracht – eine echte Weltpremiere.

Es ging um ein zentrales Thema seines Werkes: den Uranabbau und seinen Einfluss auf Seilers Leben und Heimat. Seilers Heimatdorf Culmitzsch musste in den 60er Jahren dem Uranbergbau weichen. Seilers intensive literarische Beschäftigung mit der Umweltzerstörung war auch die Verbindung zur KU, denn in einem ihrer Seminare im Wintersemester hatte sich Reents mit Bergbau und Bodenkunde in der Literatur von Novalis bis eben Seiler befasst. Ein Forschungsinteresse der Germanistin gilt den Environmental Studies. In drei Leseblöcken zeigte Seiler, wie unterschiedlich er sich dem Thema literarisch nähert. Zunächst mit Gedichten – vielfach gespickt mit sehr persönlichen Kindheitserinnerungen – dann essayistisch, ein Versuch einer sachlichen Annäherung, und schließlich in Romanform. Er las ein Kapitel aus „Stern 111“ und brachte dabei auch die Wende und die schier grenzenlosen Möglichkeiten im Moment des Neuanfangs mit ein. 

Gesprächsrunde bei der Lesung mit Lutz Seiler
Im Autsausch über sein Werk: Lutz Seiler, Prof. Friderieke Reents, Prof. Vanessa Conze und Prof. Marcus Ventzke

Zwischen den Leseblöcken ordneten Reents sowie die Geschichtsprofessoren Vanessa Conze und Marcus Ventzke, der ebenfalls aus Thüringen stammt, das Gehörte gemeinsam mit dem Autor auch historisch ein. Es wurde deutlich, wie ambivalent der Uranbergbau wahrgenommen wurde. Neben den gesundheitlichen Folgen des offenen Uranabbaus, der Zerstörung der Landschaft und der oftmals fahrlässigen Gefährdung von Anwohnern, gab es auch eine große Verbundenheit zum Bergbauunternehmen Wismut und im Rückblick eine Verklärung der erfolgreichen Bergbauzeit. Dieser Facettenreichtum spiegelt sich in Seilers Werk, das spannende Erkenntnisse und poetischen Genuss bot.

Möglich wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung des KU Zentrums Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel

Nachhaltige KU
SDG Circle

Die KU hat sich das Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in allen Bereichen des universitären Lebens, der Lehre und Forschung zu integrieren, zu leben und kontinuierlich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang hat die KU eine Vision für eine nachhaltige Zukunft: Ökologische und soziale Verantwortung sollen Hand in Hand gehen, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, die lokal und global wirken. Als engagierte Universität arbeitet die KU deshalb eng mit vielfältigen Partnerinnen und Partnern in allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen zusammen. In ihrer Rolle als Vorreiterin will sie auch Vorbild und Impulsgeberin für eine gelingende Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sein.