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Bericht zur Tagung "Zeitenwende - Transformationen und Deformationen"

Die Lehrstühle für Philosophische Grundfragen der Theologie, für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart und das KU Zentrum Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel (ZRKG) veranstalteten am 6.-7.7.2023 die Tagung „Zeitenwende. Transformationen und Deformationen“ an der KU. Zehn Kolleginnen und Kollegen von der KU und von anderen Universitäten aus Deutschland, Österreich, Irland und Spanien präsentierten aus diversen Fachperspektiven ihre Sicht auf Prozesse der Transformation und Deformation und diskutierten sie mit etwa 40 weiteren Teilnehmenden. Mit den Umbrüchen der Gegenwart verbundene hochkontroverse Themen wurden auf eine inhaltlich plurale, kritische und respektvolle Weise diskutiert: der Bogen reichte von der ökologischen Krise über die Pandemiebekämpfung zur Transformation des Kapitalismus und zur Praxis der Wissenschaft. Eine große Ernsthaftigkeit und die Suche nach Ressourcen der Hoffnung angesichts pessimistisch stimmender Entwicklungen begleitete die Diskussionen.

Im Hintergrund der Tagung stand das Bewusstsein, in einer Zeitenwende zu leben, welches die Gegenwart nicht erst seit der Eskalation des Krieges in der Ukraine durch Russland im Februar 2022 prägt. Das Ereignis reiht sich ein in eine Kette ineinandergreifender und sich verschärfender Krisen. So etablierte sich im 21. Jahrhundert ein Regieren im Krisenmodus und Ausnahmezustand, welches im Namen der Verteidigung westlicher Werte und freiheitlicher Prinzipien diese zugleich einschränkt: Vom Kampf gegen den Terror über den Umgang mit der Finanzkrise, die Flüchtlingspolitik, den Umgang mit der Coronapandemie bis zur Eskalation des Krieges und dem Klimawandel zieht sich eine Linie mitsamt einer Polarisierung der Gesellschaften und Umformung der internationalen Rechtsordnung. Die Erfahrung von Krise konfrontiert mit der Notwendigkeit einer „großen Transformation“, die jedoch je nach Umsetzung in eine ebenso umfassende Deformation der Gesellschaft umschlagen kann.

Die Tagung wandte sich dieser Ambivalenz auf den Gebieten des Wirtschaftssystems, des demokratischen Rechtsstaats, der globalen Governance, des Gesundheitswesens, der Wissenschaft und Universität sowie der Spiritualität zu, wobei dies aus unterschiedlichen Fachperspektiven heraus geschah, um die Punkte zu untersuchen, an denen die Gestaltung von Transformationsprozessen in eine Deformation von Gesellschaft, Institutionen, des Menschen oder der Kultur umschlagen. Damit verbunden ist die Frage nach Kriterien, die es ermöglichen, zwischen Transformation und Deformation zu unterscheiden und mit den Krisen konstruktiv umzugehen.

Voraussetzung dafür ist, die Ambivalenzen des Krisenmanagements und die Tendenzen zur Deformation der Gesellschaft offen anzusprechen und Kontroversen auszutragen, nachdem durch Ausgrenzung und Diffamierung von Positionen und Personen Diskursverengungen stattfanden. Es geht damit auch darum, die Universität als Ort des freien Diskurses zu pflegen und wiederzugewinnen.

Ausführlicher Bericht zur Tagung

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