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Professor Dr. Jürgen Bärsch als neuer Sprecher des FF I im Interview

Zum Ende des Sommersemesters 2021 hat Professor Dr. Jürgen Bärsch das Sprecheramt im FF I übernommen. Professor Bärsch ist Prodekan der Theologischen Fakultät und Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft. Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Pittrof veranstaltet er derzeit im Rahmen des ZRKG ein Kolloquium zum Thema: "Katholisches Deutschland im 20. Jahrhundert – Leben in Bildern". Im Interview stellt er seinen Zugang zum Themenkomplex Theologie und Liturgiewissenschaft sowie dessen Verortung im ZRKG vor.

ZRKG: Sie sind Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der KU. An welchen (Forschungs-)Projekten und Schwerpunkten arbeiten Sie aktuell?

Neben dem genannten Thema beschäftige ich mich mit zwei historischen Projekten. In der Frühneuzeitforschung hat das Barockzeitalter eine neue Aufmerksamkeit gefunden. Mit seinem weiten Kulturbegriff ist es höchst anschlussfähig für die Ausbildung von Konfessionskulturen. In ihnen spielen - vor allem in der katholischen Spielart - die sinnlich reichen Formen von Ritualen und Liturgien eine wesentliche Rolle. Diese Dimensionen möchte ich systematisch erschließen und in einem Panorama des gottesdienstlichen Lebens darstellen. Schon länger arbeite ich an der Rezeptionsgeschichte der Liturgiereform nach dem Vatikanum II. Seit zwei Jahren bin ich in ein DFG-Projekt involviert, das die Umsetzung der Reform in den männlichen Ordensgemeinschaften des deutschen Sprachgebietes untersucht. Damit ist schon das Folgeprojekt im Blick, Entsprechendes für die weiblichen Ordensgemeinschaften zu erforschen.

ZRKG: Gibt es besondere Impulse, die Sie aus Ihrer speziellen Kompetenz heraus in das Forschungsfeld I einbringen möchten?

Unser Forschungsfeld befasst sich mit Transformationen, aber auch der reichen Medialität historischer Prozesse. Wie vielleicht kein anderes Fach in der Theologie untersucht die Liturgiewissenschaft Religiosität und Glaube in der Konkretion eines Handlungsgeschehens. Gottesdienst als gefeierter Glaube umfasst eine Vielfalt aus Verbalität, Bildausdruck, Klanglichkeit, Körperlichkeit, die für die Manifestation von Transformationsprozessen und für deren medial-materielle Dimensionen zentral sind. Derzeit sondieren wir in einer kleineren Arbeitsgruppe etwa die Rolle der Musik. Hier zeigt sich, dass die interdisziplinären Zugänge, die schon jetzt im FF I erkennbar sind, für meine Arbeit ungemein bereichernd sind, wie ich hoffe, dass ich umgekehrt aus meiner Expertise Gesichtspunkte einbringen kann.

ZRKG: Wenn Sie von heute aus fünf, sechs Jahre weiterdenken: Wo würden Sie dann gerne als Sprecher Ihr Forschungsfeld sehen – innerhalb des Zentrums, in der Verbindung mit anderen Disziplinen, im Austausch mit anderen Forscherinnen und Forschern an der KU und außerhalb der KU?

Es wäre sehr wünschenswert, wenn nach einer Phase der Konsolidation der einzelnen Forschungsfelder hier ein intensiverer Austausch erfolgen könnte. Vor allem wäre es wichtig, die Forscherinnen und Forscher, die (neu) an der KU tätig sind, für einzelne Arbeitsbereiche zu interessieren und sie zur Mitarbeit einzuladen. Nach meinem Eindruck ist hier noch "Luft nach oben". Möglicherweise weckt bei manchen der Name des ZRKG das Missverständnis, es handle sich um einen "Innercircle" der Theologie und sei nur für "fromme" Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessant. Umso wichtiger erscheint mir die Arbeit des FF wie des Zentrums an einer weiteren Profilierung, die national wie international erkennbar ist.

ZRKG: Vielen Dank für das Interview!