Wofür leben wir? Wofür arbeiten wir? Was hält uns zusammen? In der westlichen Tradition stand die Antwort auf diese Fragen seit jeher im Zeichen des Begriffs Gemeinwohl. Aber taugt er auch für die globalisierte Welt von morgen? Eine interkulturell kompetente Sozialphilosophie braucht dafür neue philosophische Anstöße. Der Begriff der Gabe als des uneinholbaren Sinnprinzips allen sozialen Austauschs wird in diesem Band von Denkern aus China, Amerika und Europa auf seine Tauglichkeit dafür diskutiert. Zwei Sichtweisen tauchen auf, nicht primär entlang den Grenzen zwischen den unterschiedlichen kulturellen Kontexten, sondern auch über diese hinweg: Gabe als Leistung, ja Hingabe des Individuums für das Ganze und Gabe als dem Ganzen verdankter Ausgangspunkt individueller Sinnfindung. Und es gibt schon heute eine institutionalisierte Ökonomie der Gabe, die aus wirtschaftsphilosophischer Sicht für weltweite Interaktion leitend sein kann. Auch ihr wird hier philosophisch nachgedacht.
Das von Walter Schweidler geleitete und von der Hermann-und-Marianne-Straniak-Stiftung geförderte Forschungsprojekt und die in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Sachsen durchgeführte Internationale Tagung in Dresden/Meißen 2019 wurden im Forschungsfeld 3 des ZRKG sowie in dem Forschungsseminar des Sommersemesters 2020 intensiv diskutiert. Die Publikation enthält neben der Einleitung des Projektleiters Walter Schweidler (zusammen mit Joachim Klose von der KAS) auch Beiträge von Jörg Althammer und Martin Kirschner. Die „Logik der Gabe“ ermöglicht neue Perspektiven in der Auseinandersetzung um Solidarität und Zusammenhalt einer Gesellschaft, in der Suche nach gemeinsamen Grundlagen, verbindenden Zielen und einer Ausrichtung auf das Gemeinwohl. Die Kategorien von Gabe und Gemeinwohl erweisen sich gerade für interkulturelle und interdisziplinäre Brückenschläge als fruchtbar. Sie ermöglichen eine Kritik am methodischen Individualismus und können dabei von ganz unterschiedlichen politischen Positionen her aufgegriffen werden. Für die weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema und den Ergebnissen der Tagung wurde ein Blog eingerichtet – verbunden mit der Einladung sich am Diskurs zu beteiligen: http://www.gift-and-common-good.com/.
Mit Beiträgen von: Jörg Althammer, María Guadalupe Martino and Christian Müller, Xiaohe Lu, Martin Kirschner, Peter Schallenberg, Katharina Westerhorstmann, Qingjie James Wang, Nian He, George Tsai, Katharina Bauer, Robert von Rimscha, Werner J. Patzelt, Bernard Bourdin, Fan Hao
Angaben zum Buch: Walter Schweidler, Joachim Klose (Hgg.): The Gift and the Common Good. An Intercultural Perspective (= West-östliche Denkwege 32). Baden Baden 2020.
Link zum Zugang für KU-Angehörige (Linzenz der Universitätsbibliothek) über den Nomos-Verlag: https://doi.org/10.5771/9783896658999