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Zeitschriftenheft zu "Perspektiven einer Theologie in Transformation" erschienen

Das aktuelle Heft der Münchner Theologischen Zeitschrift setzt sich in vier Beiträgen und einer Replik anlässlich des 50. Geburtstags des Leiters der ZRKG, Prof. Dr. Martin Kirschner, mit dessen theologischem Ansatz auseinander. Die Beiträge gehen zurück auf ein Geburtstagskolloquium, das am 12. April 2024 in Eichstätt in Kooperation mit dem ZRKG stattgefunden hat (zum Bericht). Das von Dr. Dr. Klaus Viertbauer herausgegebene Heft zielt auf eine Auseinandersetzung mit Themenstellungen, die Martin Kirschner in seiner Forschung am Lehrstuhl „Theologie in den Transformationsprozessen der Gegenwart“ bearbeitet und die auch in die gemeinsame Arbeit am ZRKG einfließen. Ausgangpunkt sind die Umbrüche, Herausforderungen und Konflikte der Gegenwart, auf die Kirschner theologisch zu antworten sucht, was nur im inter- und transdisziplinären Austausch und in der Verbindung unterschiedlicher, heterogener und manchmal in Spannung zueinander stehender Perspektiven gelingen kann.

Die Beiträge von Dirk Ansorge (Frankfurt a. M.), Helmut Jakob Deibl (Wien), Margit Eckholt (Osnabrück) und Markus Riedenauer (Eichstätt) greifen aus unterschiedlichen Perspektiven das von Martin Kirschner initiierte Projekt auf – mit dem Ziel, Möglichkeiten  und Grenzen einer solchen zeitsensiblen Gottrede im 21. Jahrhundert auszuloten. Markus Riedenauer benennt zunächst aktuelle Herausforderungen einer politischen Anthropologie und warnt vor der Gefahr eines kybernetischen Verständnisses politischer Steuerung im Gespräch mit Kirschners Reflexionen auf den Umschlag gesellschaftlicher Transformationsprozesse in Deformationen. Jakob Deibl fragt nach Möglichkeiten eines messianischen Denkens der Geschichte, indem er Kirschners Rezeption des italienischen Philosophen Giorgio Agamben in ihren Bezügen zu Hölderlin aufgreift und der Bedeutung einer poetischen Sprachform für ein solches Denken nachgeht. Dirk Ansorge geht in seinem Beitrag auf die Anselm-Studien von Kirschner ein und erörtert das Potential Anselms für den interreligiösen Dialog mit Judentum und Islam. Demgegenüber verortet Margit Eckholt Kirschners Überlegungen zu einer konfliktbezogenen ‚Topischen Dialogik‘ im Kontext der Auseinandersetzungen um eine synodale Gestalt der Kirche im Pontifikat von Papst Franziskus, die als eine neue Phase der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils verstanden werden kann. Indem in kritischer Zeitgenossenschaft die gesellschaftliche Situation den Ausgangspunkt der theologischen Reflexion bildet, rücken Ansätze einer befreienden Theologie und interkulturellen Kommunikation in einer polyzentrischen, von Krisen geprägten Welt in den Fokus.

Der Themenschwerpunkt des Heftes wird durch eine Replik von Martin Kirschner beschlossen, in der er im Gespräch mit den Beiträgen die Linien seiner theologischen Arbeit darzulegen und weiterzuentwickeln sucht. Dabei zielt Kirschner nicht auf die Systematik eines geschlossenen theologischen Entwurfs ab. Seine Replik verweist vielmehr auf ein unabgeschlossenes Projekt, das vorläufig und auf dem Weg bleibt; eine Theologie, die im Dialog eine widerständige messianische Hoffnung zu artikulieren sucht, die in apokalyptisch anmutenden Zeiten auf einen Gott verweist, der größer ist als unsere Vorstellungen von ihm. Jenseits abstrakter Allmachtsvorstellungen oder Überlegenheitsansprüche zeigt sich die Kraft solcher Hoffnung gerade in der Menschlichkeit Jesu, im Kreuz als Zeichen seiner Hingabe und Liebe wie im kreativen Wirken des Geistes, der Menschen in die Nachfolge führt und neue Zukunft eröffnet.  

Viertbauer, Klaus / Unterburger, Klaus: Theologie in Transformation. Perspektiven in Anschluss an Martin Kirschner. In: Münchener Theologische Zeitschrift 75, Heft 4 (2024).