Kolloquium mit Jean-Luc Marion
Jean-Luc Marion, Prof. em. an der Sorbonne und Inhaber von Lehrstühlen am Institut Catholique de Paris und an der Divinity School der University of Chicago, ist der wohl bedeutendste lebende Vertreter der phänomenologischen Philosophie. Mit der KU Eichstätt und der Lehre und Forschung im Fach Philosophie ist er seit fünfzehn Jahren in besonderer Weise verbunden. Marions Hauptwerk „Étant donné“ wurde ins Deutsche übersetzt und in der Eichstätter Reihe publiziert: Jean-Luc Marion: „Gegeben sei. Entwurf einer Phänomenologie der Gegebenheit“, Freiburg/München 2015.
Nun wird in Kooperation mit Prof. Dr. Florian Bruckmann von der Universität Flensburg Marions über viele Jahre erstelltes Hauptwerk „D'ailleurs, la révélation. Contribution à une histoire critique et à un concept phénoménal de revelation“ (Paris: Ed. Grasset, 2020), das sich mit dem Begriff und der Phänomenalität der Offenbarung auseinandersetzt, übersetzt und wissenschaftlich aufbereitet. In diesem Werk erreicht der für den späten Marion charakteristische Grenzgang zwischen Philosophie und Theologie seinen Höhepunkt und Abschluss. Offenbarung ist für ihn einerseits strukturelles Grundgerüst des Zusammenhangs, den er schon in „Gegeben sei“ mit dem Kernbegriff des „phénomène saturé“ gekennzeichnet hat. Dies meint Gegebenheiten, die aus dem ihnen kausal vorausgehenden Weltablauf unableitbar sind. Zugleich ist die religiös, insbesondere christlich verstandene Realität des Offenbarungsereignisses für Marion der Schlüssel zum Verständnis des religiösen Wahrheitsanspruchs, der auch alle philosophische Rekonstruktion noch übersteigt.
„D’ailleurs la révélation“ ist in der kurzen Zeit seit dem Erscheinen 2020 bei Grasset bereits Gegenstand einer Reihe höchstrangiger Konferenzen. Für den deutschen Sprachraum stellt die Übersetzung und Veröffentlichung des Werkes ein Desiderat der Gegenwartsphilosophie dar. 2025 wird es unter dem Titel „Offenbarung - von anderswo her“ wiederum in den „Eichstätter philosophischen Studien“ erscheinen.
Das wird in einem Kolloquium mit Jean-Luc Marion selbst an der KU wissenschaftlich reflektiert, diskutiert und interpretiert werden. Experten für den religionsphilosophischen Grundansatz Marions und der phänomenologischen Forschung der Gegenwart sollen begriffliche Probleme, die Einbindung des Werks „D’ailleurs la révélation“ in das Gesamtwerk Marions, in die gegenwärtige phänomenologische Forschung und im Vergleich mit anderen Ansätzen zum Verständnis von Offenbarung reflektieren.
Kontaktperson: Prof. Dr. Markus Riedenauer