Fachgebiet: Journalistik
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Liane Rothenberger
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Friederike Herrmann
Abstract:
Es gibt Personengruppen, die aufgrund sprachlicher Einschränkungen Schwierigkeiten haben, Nachrichtenangebote in Standardsprache zu verstehen. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Demenzerkrankungen, Migrant:innen mit geringen Deutschkenntnissen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen, deren Zugang zu aktuellen Nachrichten und damit auch ihre gesellschaftliche Teilhabe eingeschränkt sind. Leicht verständliche Sprache, die sich durch kurze Sätze und geläufige Wörter sowie den Verzicht auf Fremdwörter und Fachbegriffe auszeichnet, soll dabei helfen, eine höhere Verständlichkeit zu erzielen.
Das Promotionsvorhaben fokussiert sich darauf, die Einsatzmöglichkeiten von auf neuronalen Netzen basierenden Sprachmodellen in Nachrichtenredaktionen zu untersuchen, um barrierearme Nachrichtenangebote in leicht verständlicher Sprache zu erstellen. Das Vorhaben stützt sich insbesondere auf den folgenden theoretischen Hintergrund: Verständlichkeitsforschung, Teilhabeforschung und Kommunikatorforschung. Im Fokus steht dabei, wie Verständlichkeit in medialen Inhalten erreicht und wie die Teilhabe von Menschen mit Sprachbarrieren in der Gesellschaft gefördert werden kann. Zudem wird die Rolle der Kommunikator:innen – also der Produzent:innen medialer Inhalte – betrachtet, um zu verstehen, wie diese mit der Herausforderung, Nachrichten in leicht verständlicher Sprache zu produzieren, umgehen.
Das Forschungsdesign basiert auf einer dreischrittigen Methodik: Zunächst sind Beobachtungen in unterschiedlichen öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichtenredaktionen geplant, um Einblicke in die aktuellen Prozesse der Nachrichtenerstellung zu gewinnen und den Einsatz von KI-basierten Werkzeugen zu bewerten. Daran schließen sich Expert:inneninterviews an, die tiefere Einblicke in die vorhandenen Technologien und deren Anwendungsmöglichkeiten geben sollen. Schließlich ist als drittes eine Rückkehr in die Redaktionen vorgesehen, um die Anwendbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse zu beurteilen und die Bereitschaft zur Integration von KI-Technologien zu erforschen. Dazu sollen je nach Gegebenheit Leitfadeninterviews oder Gruppendiskussionen durchgeführt werden.
Somit soll qualitativ untersucht werden, wie neuronale Sprachmodelle als moderne Technologien in Redaktionen integriert werden können, um Nachrichteninhalte effizient in leicht verständliche Sprache zu übersetzen und schließlich gesellschaftliche Teilhabe zu stärken. Dies umfasst auch die Herausforderungen einer teilautomatisierten Produktion von Inhalten sowie deren Auswirkungen auf redaktionelle Abläufe und Herausforderungen etwa ethischer, moralischer und technischer Art.
Mit der Entwicklung eines Nachrichtenangebots in leicht verständlicher Sprache wird das Bedürfnis bei sprachlich eingeschränkten Menschen nach selbstständiger Information über aktuelle Ereignisse erfüllt und dem Ziel, allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe zur möglichen, näher gekommen.