Analyse des längsschnittlichen Zusammenhangs zwischen Erziehung und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen
Als primäre Sozialisationsinstanz ist die Familie von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Individuen. Das elterliche Verhalten im Rahmen der Erziehung ist in vielerlei Hinsicht prägend für die Verhaltensweisen ihrer Kinder. Erfährt ein Kind gewaltsames oder vernachlässigendes elterliches Verhalten, so kann dies im Zuge des sogenannten Cycle of Violence (Widom, 1989) in der Reproduktion ebenjener Verhaltensweisen resultieren.
Im Rahmen des Vortrags soll die Forschungsarbeit am Zusammenhang zwischen Erziehung und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt werden. Zunächst erfolgt die Präsentation des längsschnittlichen Zusammenhangs zwischen emotionaler Vernachlässigung und Jugenddelinquenz vom 13. bis 18. Lebensjahr bei Teilnehmenden der CrimoC-Panelstudie. Im Zuge der Analysen konnte mithilfe eines Cross-Lagged Panel Modells (CLPM) mit Markov-Ketten höherer Ordnung sowie eines Growth Curve Models mit strukturieren Residuen (GCM-SR) gezeigt werden, dass es einen reziproken Zusammenhang zwischen den beiden Verhaltensweisen gibt, welcher über die Jugendzeit hinweg – wenn auch von niedriger Intensität – konstant ist. Darauffolgend werden die (vorläufigen) Ergebnisse zweier Latenter Klassenanalysen (LCA) mit Daten aus der CrimoC-Panelstudie sowie der HejFam-Befragung vorgestellt, die darauf hindeuten, dass Gewalt und Vernachlässigung nicht isoliert im Erziehungskontext auftreten, sondern ein komplexes Zusammenspiel mit anderen – auch positiven – Erziehungsverhaltensweisen wie beispielsweise Empathie und Unterstützung bilden. Zum Schluss wird die Bedeutsamkeit der Ergebnisse der Forschungsarbeit aus inhaltlicher und methodischer Sicht diskutiert.