Bildung für nachhaltige Entwicklung: Wie Dozierende von Fortbildungen profitieren

Insgesamt über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvierten an mehreren Standorten in Bayern ein Fortbildungsmodul zu BNE-orientierter Lehre – wie etwa hier am Bayreuther Fortbildungszentrum Hochschullehre.
© FBZHL Bayreuth

Wie wirksam sind Fortbildungsangebote, um Hochschuldozierende und Seminarlehrkräfte kompetent in Sachen Bildung für nachhaltige Entwicklung zu machen? Dies hat ein Team unter Leitung von Prof. Dr. Ingrid Hemmer untersucht, die an der KU bis zu ihrem Ruhestand im vergangenen Jahr die Professur für Didaktik der Geographie innehatte und als Nachhaltigkeitsbeauftragte der KU fungierte. Die dreijährige Pilotstudie wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Die an der KU entwickelten Fortbildungsangebote mussten coronabedingt auf digitale Formate umgestellt werden, so dass sich für die Verantwortlichen nebenbei die Gelegenheit ergab, auch die Wirksamkeit von Präsenz- und Digitalangeboten miteinander zu vergleichen.

Hintergrund für die Initiative ist das Weltaktionsprogramm der Vereinten Nationen zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE), laut dem BNE unter anderem in den Lehrplänen und in der Lehrerbildung fest verankert werden soll. In Bayern ist dies im LehrplanPLUS bereits verwirklicht: BNE ist dort als fächerübergreifendes Ziel formuliert. Auch darüber hinaus soll das Thema Nachhaltigkeit in allen Bildungsbereichen verankert werden „Daher hat die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren höchste Priorität. Das gilt insbesondere auch für die Hochschulen, die Entscheidungsträgerinnen und –träger der Zukunft ausbilden“, schildert Professorin Hemmer. Die Forderung, dass nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz in alle Studiengänge integriert werden soll, hätte kürzlich auch das Global University Leaders Council in seiner Hamburger Declaration gefordert. „Nur wenige Lehrende sind und fühlen sich allerdings bisher auf diese Aufgabe vorbereitet. Hier setzt unser Projekt an, mit dem wir Lehrende aller Fächer dabei unterstützen möchte, BNE in ihre Hochschullehre zu implementieren“, so Hemmer weiter.

Auf Einladung des Umweltministeriums präsentierte sie mit ihrem Team nun bei einer digitalen Konferenz mit Teilnehmenden von Hochschulen, Ministerien, Behörden sowie außerschulischen BNE-Einrichtungen die Ergebnisse des Projektes. Das Fortbildungsmodul wurde an acht Universitäten Bayerns zehnmal in Präsenz und neunmal digital mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Fachrichtungen durchgeführt. Vergleichbare Studien liegen bisher, auch im internationalen Raum, noch nicht vor.

Insgesamt betrachtet haben die Teilnehmenden aller Veranstaltungen vor allem im Bereich des Professionswissens (also fachliches und didaktisches Wissen zur Nachhaltigkeit) Fortschritte erzielt, aber auch mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewonnen, BNE in ihre Lehre zu integrieren. Beim Vergleich der Präsenz- und Digital-Formate zeigte sich, dass das Präsenzmodul im Bereich Professionswissen leicht überlegen war, das Digitalmodul im Bereich Selbstwirksamkeit. Letzteres wurde vom Forschungsteam, zu dem auch Christoph Koch, Anna Peitz und Marie Döpke gehörten, darauf zurückgeführt, dass man der Entwicklung der eigenen BNE-Lehrentwürfe vor dem jeweiligen fachlichen Hintergrund im Digitalmodul mehr Zeit widmen konnte als im Präsenzmodul.
Neben der Fortbildung im Hochschulbereich fanden auch etliche Fortbildungen für Seminarlehrkräfte sowie Schulleitungen statt, bei denen sich auch Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau als Nachfolgerin von Professorin Hemmer einbrachte. Das Gesamtprojekt, das auch vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ideell unterstützt wurde, läuft Ende August 2021 aus.

Weitere Informationen unter
https://www.ku.de/mgf/geographie/didaktik/forschung/fole-bne-bay