Exkursion von KU und Collegium Orientale auf den Spuren des „christlichen Hellas“

Inwiefern haben die griechische Antike und die griechische Philosophie das frühe Christentum geprägt und beeinflusst? Und was macht das Genuine der christlichen Kultur des Byzantinischen Reiches aus? Unter diesen Leitfragen haben sich Studierende der KU auf eine fast dreiwöchige Reise begeben, die sie von Nordmakedonien und Albanien bis nach Griechenland führte. Zu den Zielen zählten alleine zwölf Orte, die auf der von der UNESCO geführten Liste des Welterbes stehen. Veranstaltet wurde die Exkursion von der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens zusammen mit dem Collegium Orientale. An der Rundreise waren 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligt.

Prinz Max von Sachsen, der Namensgeber der Eichstätter Stiftungsprofessur, hat im Jahr 1910 Vorlesungen über „Das Christliche Hellas“ gehalten, die später als Buch publiziert wurden.  „Ihm ging es darum, Griechenland als christliches Land von seinen Wurzeln her und in seinen genuinen Beiträgen zu einer christlichen und hier vor allem christlich-byzantinischen Kultur und Tradition zu verstehen. Das Christentum in seiner heutigen Form ist nur in der Interdependenz zwischen der Botschaft Christi und hellenistischen Denkkategorien zu verstehen“, erklärt der Inhaber der Stiftungsprofessur, Prof. Dr. Thomas Kremer. Dabei müsse man jedoch nicht notwendig von einer „Hellenisierung des Christentums“ in dem Sinne ausgehen, dass durch die hellenistische Kultur die Botschaft Jesu Christi in verfälschender Weise in eine komplexe Glaubenslehre transformiert worden sei. Vielmehr habe die antike Philosophie der reflexiven Durchdringung der Glaubensinhalte gedient.

Vor diesem Hintergrund stand für die Teilnehmenden eine beeindruckende Reihe antiker Stätten auf dem Programm. Genuin zur Kirchengeschichte Griechenlands gehört die Mission des Apostels Paulus, dessen Wirken in Athen und Korinth thematisiert wurde: Wie lässt sich sein Handeln vor dem Hintergrund der jeweiligen Orte und der Zeitgeschichte verstehen (Athen als Stadt der Philosophen und die Areopagrede; Korinth als Zentrum von Achaia und lebendige Hafenstadt und die beiden Korintherbriefe)? Auf Patmos ging die Gruppe einem zweiten biblischen Zeugnis, nämlich der Offenbarung des Johannes, auf den Grund.

Perivleptos-Kirche, Ohrid
Perivleptos-Kirche, Ohrid

Ein besonderer Schwerpunkt der Reise lag auf der Geschichte und den Errungenschaften des Byzantinischen Reiches im Gebiet des heutigen Griechenlands und in Nordmakedonien: Ohrid und Sveti Naum, die Stadt Kastoria, die Meteoraklöster, die Klosteranlagen von Osios Loukas und Daphni, die Ruinenstadt Mistras und das beeindruckende Monemvasia, Naxos als „byzantinische Pinakothek“, die heilige Insel Patmos mit dem Johanneskloster aus dem 11. Jahrhundert, die Kirchen der Stadt Lindos auf Rhodos. „All diese Orte halfen, das christliche Hellas in der Zeit des Byzantinischen Reiches zu verstehen, einschließlich auch der nachbyzantinischen Epoche“, so Kremer.

Dass Griechenland jedoch immer auch im lebendigen Austausch mit dem Westen war, davon zeugten die Orte, die von venezianischer Präsenz geprägt wurden – wie Nafplio auf der Peloponnes und die Inseln Santorin, Naxos und Syros sowie die durch Befestigungsanlagen und den Palast der Johanniter dominierte Hauptstadt der Insel Rhodos.

Delphi
Auch die berühmte Orakelstätte von Delphi (UNESCO-Welterbe) gehörte zum Exkursionsprogramm.

Der Verlauf der Exkursion thematisierte darüber hinaus die Mission und Ausbreitung des christlichen Glaubens in seiner griechisch-byzantinischen Gestalt hinein in die slawischen Länder: Ohrid als „Wiege des slawischen Christentums“ zeugt genau davon wie kein anderer Ort. Hier wurde maßgeblich die kyrillische Schrift entwickelt, hier wurden griechische Texte ins Altkirchenslawische übersetzt, Priester für die Mission in den slawischen Ländern ausgebildet und im Prinzip der Siegeszug des Christentums in die südslawischen Länder und in die Kyiver Rus' begründet. „Gerade für eine Studierendengruppe, in der ein Großteil selbst Slawen sind, war dieser Link zwischen Hellenismus und Slawentum in der überaus beeindruckenden Stadt Ohrid mit ihrer reichen Geschichte und ihren vielen historischen Zeugnissen von ganz besonderem Wert“, so Kremer.

Ein ausführlicher Exkursionsbericht findet sich auf der Homepage der Stiftungsprofessur.