Jan Hiller übernimmt Professur für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung

Prof. Dr. Jan Hiller ist neuer Inhaber der Professur für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an der KU. Der 39-Jährige war zunächst als Realschullehrer im Schuldienst und dann insbesondere an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektkoordinator tätig. Seine Stelle in Eichstätt kombiniert nun zwei seiner zentralen Interessensgebiete: „Die Geographiedidaktik ist mein Heimathafen, an dem ich selbst einst gestartet bin, und die BNE das Standbein, das mich seit Jahren wissenschaftlich beschäftigt.“

Jan Hiller stammt aus dem nördlichen Baden-Württemberg, wo er aktuell auch mit seiner vierköpfigen Familie lebt. Sein Lehramts- und Magisterstudium absolvierte er an der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg. Nach dem Referendariat und einigen Jahren an der Schule als Lehrer für Geographie, Biologie und Mathematik kehrte er für seine Promotion an der Schnittstelle von Wirtschaftsgeographie und Geographiedidaktik an die PH Ludwigsburg zurück. Thema war „Die Unternehmensfallstudie als Unterrichtsmethode für den Geographieunterricht“. „Danach hat mich die Hochschule nicht mehr losgelassen“, sagt Hiller. Ab 2013 arbeitete er teils als Lehrer, teils als wissenschaftlicher Mitarbeiter. 2019 tauschte er dann die Schule komplett gegen die Hochschule – in Ludwigsburg sowie zwischenzeitlich als Vertretungsprofessor für Geographiedidaktik an der Universität Gießen. 

Bis heute reizt Hiller vor allem die Freiheit der Wissenschaft, die für aktuelle Themen Gestaltungsspielraum biete. Das will er an der KU auch für sein Herzensthema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nutzen. „Mir geht es darum, durch eine BNE noch stärker die Mündigkeit und Gestaltungskompetenz in modernen Gesellschaften zu fördern“, erklärt Hiller. „Ich kann mir gut vorstellen, die BNE  stärker in Richtung Demokratiebildung auszurichten.“ Spannend sei beispielsweise, welche Potenziale eine  BNE angesichts von Unsicherheit und Krisen bietet. Eine wichtige Säule der BNE sieht Jan Hiller im Bereich Service Learning, einer Form des projektbasierten Lernens: „Dass man Lernprodukte schafft, die echten gesellschaftlichen Mehrwert haben, vermittelt Handlungskompetenz und Selbstwirksamkeit.“ Das sei im schulischen wie auch im außerschulischen Bereich zu beobachten. Überhaupt habe er in zahlreichen Projekten in seiner bisherigen Laufbahn feststellen können, dass die im Lehramtsstudium vermittelten didaktischen Kompetenzen ebenso im Bereich der nonformalen Bildung nützlich sind. 

Entsprechend positiv bewertet Hiller die Verknüpfung von Geographiedidaktik und BNE in seiner neuen Position an der KU, verantwortet er doch neben der geographischen Lehramtsausbildung auch den mehrfach ausgezeichneten Masterstudiengang BNE. „Geographie ist für mich das Integrationsfach einer BNE – es ist eine echte Stärke, BNE und Geographie zusammenzudenken.“ Neben der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist Hillers zweites Steckenpferd die Aufgabendidaktik. Seit Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich mit der Frage, wie gute Lernaufgaben inhaltlich und methodisch gestaltet sind. Viel Erfahrung gesammelt hat Hiller an der PH Ludwigsburg im Bereich digitale Bildung, insbesondere der Nutzung von Smartphone-Apps im Nachhaltigkeitskontext. „Die von uns entwickelten didaktischen Konzepte funktionieren in ganz unterschiedlichen Einsatzszenarien, beispielsweise in urbanen Räumen ebenso wie in der Natur“, sagt Hiller. Entsprechend entwickelte er auch mit Natur- und Nationalparks evidenzbasierte Lernumgebungen. Das Lernen an außerschulischen Orten – ob im Naturpark oder im Museum –, die sogenannte Exkursionsdidaktik ist für den Professor ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit. 

 Neben BNE und Aufgabendidaktik hat Hiller ein drittes großes Anliegen: Der Professor möchte ein sogenanntes „Geo-Lernatelier“ einrichten. Gemeint ist damit eine Lernwerkstatt, die den Studierenden auch außerhalb von Lehrveranstaltungen offensteht. „Mir ist es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem gerne studiert wird – eine Art geographisches Wohnzimmer“, beschreibt Hiller seine Idee. Mit Sitzgelegenheiten, einer geographiedidaktischen Materialien- und Mediensammlung sowie einer Laborecke soll ein kreativer Raum für nachhaltigkeitsorientiertes, forschendes Lernen entstehen. Nicht nur in Bezug auf das Geo-Lernatelier, sondern mit Blick auf Forschung und Lehre an der KU generell, bekräftigt Hiller: „Ich freue mich auf die Rolle des Gestalters!“