MINT-Lernen ist Sprachlernen: Projektarbeit von MINT-Cluster gestartet

Chemieunterricht
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Mit dem Workshop „Wie gestalte ich MINT-Angebote für bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler“ ist jetzt die praktische Projektarbeit des vom Bundesforschungsministerium geförderten MINT-Clusters „Servus MINT“ gestartet. Für das Projekt haben sich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Technische Hochschule Ingolstadt (THI), die Ingolstädter Wirtschaftsförderung (IFG) und das Digitale Gründerzentrum der Region Ingolstadt (brigk) zusammengeschlossen.

„Ziel des Clusters ist es, bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gezielt zu fördern und zu befähigen, die Region 10 nachhaltig mitzugestalten,“ erläuterte Dr. Petra Hiebl. Die Leiterin des Zentrums für Lehrerinnen und Lehrerbildung koordiniert das Projekt „Servus MINT“ an der KU. Durchgeführt wurde der Workshop von Prof. Dr. Tanja Rinker, Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der KU, sowie Dr. Dagmar Silberstein und Ingrid Penzkofer aus dem Team der Professur. Im Fokus stand, wie bestehende MINT-Angebote so weiterentwickelt werden können, dass sie für bildungsbenachteilgte junge Menschen besser zugänglich werden und gezielt dazu beitragen, das Interesse an den MINT-Fächern zu stärken. Dr. Dagmar Silberstein vermittelte den Teilnehmenden dazu, welchen Schwierigkeiten gerade Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund begegnen, die Deutsch nicht als Erstsprache erlernt haben. Fachbegriffe können hierbei genauso zur unüberwindbaren Hürde werden wie komplexe Satzkonstruktionen oder Textverknüpfungen. Schon die Bildungssprache stelle mit ihren komplexen Ausdrücken und Formulierungen oftmals eine erste Verständnishürde dar.

Servus MINT
Projektworkshop (im Bild referiert Dr. Petra Hiebl)

Ingrid Penzkofer, die als Lehrerin an die KU abgeordnet ist, demonstrierte allen Beteiligten zum Workshop eindrücklich, wie anspruchsvoll es ist, einem fremdsprachigen Text Informationen zu entnehmen, wenn man die andere Sprache nicht beherrscht. Textgestaltung, Piktogramme und Bilder seien hier etwa wichtige Hilfsmittel, um einen ersten Zugang zu Texten zu eröffnen. Neben gezielten Entlastungsangeboten gelte es aber auch, ganz bewusst neue Ausdrücke und Fachbegriffe einzuführen, die die Kinder und Jugendlichen dann beim Experimentieren lernen können. MINT-Lernen sei insofern stets Sprachlernen und müsse mit einer bewussten sprachlichen Gestaltung der Lernmaterialien einhergehen.

Fachwissenschaftliche Impulse, wie sie jetzt zum Workshop entwickelt wurden, sollen auch künftig im Rahmen des MINT-Clusters dazu dienen, außerschulische Bildungsangebote zum Ausbau von MINT-Kompetenzen für die Zielgruppen weiter zu öffnen. Im Zentrum steht dabei ein Bildungsansatz, der einerseits bildungsbenachteilgte Kinder und Jugendliche auf angemessene Weise adressiert, gleichzeitig aber auch deren soziales Umfeld und die Familien mit einbezieht. Leitend ist dabei ein kooperatives, lebensnahes Lernen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen nicht nur aktiv in Workshops und Experimente einzubinden, sondern auch Freude am Erwerb von MINT-Kompetenzen zu vermitteln. Um die MINT-Angebote in der Region breit zugänglich zu machen, werden im Rahmen des Projektes etwa auch MINT-Begleiterinnen und -Begleiter geschult und ein MINT-Zertifikat angeboten. So kann auch insgesamt ein sektorübergreifendes Netzwerk über die beteiligten Kooperationspartner hinaus entstehen.

Weitere Informationen zum Projekt:
https://www.ku.de/zlb/bmbf-projekt-servus-mint