Die Eichstätter Universitätsgesellschaft e.V. fördert insbesondere wissenschaftliche Vorhaben in Forschung und Lehre, kulturelle Veranstaltungen und die Bildungsziele der Universität.
Für die Habilitationsschrift mit dem Titel „Die empirische Analyse der Situation. Soziologische Beiträge zu Arbeit, Bildung und Migration auf Grundlage faktorieller Surveys“ erhält PD Dr. Knut Petzold den Preis für die beste Habilitation 2019.
In der kumulativen Arbeit werden die Beziehung zwischen überdauernden gesellschaftlichen Ungleichheitsstrukturen und Situationen des individuellen Handelns innerhalb eines allgemeinen soziologischen Bezugsrahmens theoretisch ausgearbeitet, Methoden zu deren empirischer Analyse diskutiert und exemplarisch auf ausgewählte Fragestellungen aus den Bereichen der Bildungs-, Arbeits- und Migrationssoziologie angewendet.
In dieser Arbeit zeigen experimentelle Forschungsdesigns, wie individuelle Entscheidungsprozesse und strukturelle Rahmenbedingungen in ihrer Wechselwirkung zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten beitragen.
In einem ersten Experiment wird die Entscheidung zum Auslandsstudium untersucht und gezeigt, dass der wahrgenommene persönliche und berufliche Nutzen erst an Bedeutung gewinnt, wenn Finanzierung und Organisation des Auslandsaufenthalts abgesichert sind. Wie ein Surveyexperiment unter Arbeitgebern weiterhin verdeutlicht, ist im Rekrutierungsprozess ein Auslandsstudium für Aufgaben mit internationalem Bezug von größerer Bedeutung als für die bloße Anstellung. In einem Feldexperiment führt ein Auslandsstudium jedoch zu schnelleren und häufigeren Einladungen zum Bewerbungsgespräch.
Die Analysen eines Experiments zu Migrationsentscheidungen zeigen, dass bei einem attraktiven Stellenangebot Erfahrungen mit räumlicher Mobilität die Entscheidung mitprägen, ob Akademikerinnen und Akademiker umziehen oder pendeln. Das deutet auf eine Akkumulation sozialer Ungleichheiten über den Zugang zu räumlicher Mobilität im Lebensverlauf hin.
Ein weiteres Experiment adressiert Fairnessprinzipien bei fiktiven Bonuszahlungen von Arbeitgebern. Diese orientieren sich umso stärker am Prinzip der Gleichbehandlung und umso weniger am Prinzip der Leistungsgerechtigkeit, je stärker die wahrgenommene soziale Kontrollmöglichkeit durch die Arbeitnehmer ist.
Schließlich untersuchen zwei Studien von Knut Petzold aus dem Bereich der Surveymethodologie, inwiefern experimentelle Befragungen geeignet sind, auf reales Verhalten zu schließen. Ein systematischer Vergleich von Survey- und Feldexperimenten zu Statuseffekten im Straßenverkehr und zu ethnischer Diskriminierung unter Studierenden zeigt neben den Potentialen auch die Grenzen der Methode auf.
Nach Studium und Promotion an der Universität Leipzig forschte und lehrte Knut Petzold an den Universitäten in Chemnitz und Siegen, bevor er an die KU an den Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung von Prof. Dr. Stefanie Eifler kam. Nach Forschungsaufenthalten an der ETH Zürich und am GESIS Leibniz Institut für Sozialwissenschaften und Vertretungsprofessuren in Hannover und Magdeburg ist Petzold aktuell in der Sektion Soziologie der Ruhr-Universität Bochum beschäftigt. Seit 2019 ist er Privatdozent an der KU.
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