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Vortragsreihe "Grenzen in Bewegung": Andrea Geier über ästhetische Repräsentationen von Fremdheit(en) und (scheiternde) Aufklärung

Am 7. Juli wird Andrea Geier die Frage diskutieren "Kann man es nur falsch machen?"

„Es macht keinen Spaß mehr, über Frauen zu schreiben. Es ist zu gefährlich geworden.“ Ein Schweizer Autor schildert in süffisantem Ton Gefahren der „Selbstzensur“ (FAZ vom 1.6.2021). Es ist ein von Angst-Lust getriebener Beitrag, der das Publikum amüsieren und zugleich vor angeblich problematischen Entwicklungen warnen soll. Solche Erzählungen der „Selbstzensur“ bilden mittlerweile ein eigenes Genre: Sie formulieren einerseits die Klage ‚man darf ja gar nichts mehr sagen!‘ für den Kunst- und Kulturbetrieb, andererseits präsentieren sie die Idee eines Individuums, das mutig genug sei, darüber öffentlich zu schreiben.

Im Vortrag wird Andrea Geier von solchen Vorstellungen des Sagbaren/Unsagbaren und der angeblichen Macht von Political Correctness und ‚Cancel Culture‘ ausgehen und aufzeigen, welche problematischen Effekte diese Angstlust-Szenarien für die öffentliche Auseinandersetzung mit Fragen von Ästhetik und Ethik haben. Einer davon ist, dass tatsächliche Komplexität ästhetischer Repräsentationslogiken in einer pluralistischen Gesellschaft zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Über Fallstricke der Repräsentation nachzudenken, zu fragen ‚wer spricht?‘ und weitergehend ‚wer spricht über wen?‘, ist relevant und geeignet, etablierte Zuschreibungen in Frage zu stellen. Sie führt ins Zentrum der Frage, was wir von Literatur erwarten (können), und Professorin Geier entwickelt diese Problembeschreibung an Beispielen aus unterschiedlichen Themenfeldern wie etwa der Aufklärung über Antisemitismus und Islamismus sowie der Repräsentation von ‚Verschiedenheit`.

Die Problemstellung zu formulieren und anzuerkennen und sie von den alarmistischen Szenarien zu unterscheiden, die öffentlich am häufigsten und lautesten beschworen werden, sei gegenwärtig eine der zentralen Aufgaben der Literaturwissenschaft in der öffentlichen Kommunikation, so Geier.

Andrea Geier ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Genderforschung an der Universität Trier.  Dort ist sie Vorstandsmitglied im Centrum für Postcolonial und Gender Studies. Andreia Geier befasst sich mit Fragen von Gender, Rassismus, Postkolonialität und Erinnerungskultur. Immer wieder interveniert sie in aktuelle Debatten, etwa um Identitätspolitik oder angebliche Cancel Culture.

Die Veranstaltung findet über Zoom statt. Sie erhalten den Link nach einer formlosen Anmeldung unter zfm-sekretariat@ku.de. Bitte im Betreff "Geier" angeben.
Hinweis: Der Vortrag wird aufgezeichnet, nicht aber die anschließende Diskussion.