Promotionsprojekte am Lehrstuhl

Natalie Stöhr

Promotionsprojekt: "Sub auspiciis principis - Imperiale Außenpolitik Roms in strukturhistorischer Perspektive"

Das Promotionsvorhaben setzt mit dem Beginn des Prinzipats ein und untersucht die römische Außenpolitik im Zeitraum des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus, die sogenannte "Friedenszeit" die mit den Dakerkriegen Trajans endet. Eben weil die zu untersuchende Phase eine friedliche war, das heißt die Funktionsträger des Reiches nicht jährlich wechselten, kann im Hinblick auf die Außenpolitik in größerem Maße auf kontinuierliches Verhalten und politische Strategien geschlossen beziehungsweise diese zumindest untersucht werden. Mit Trajan und den unter ihm erreichten Grenzen sah und verstand man das Reich endgültig als homogenes Ganzes, demnach kann jetzt untersucht werden, wie diese homogene Masse "Imperium" an den verschiedenen Grenzen des Reiches nach außen agierte. Mittels einer Strukturanalyse und eines abschließenden und erstmaligen Vergleichs der drei wichtigsten außenpolitischen Schauplätze der hohen Kaiserzeit (Germanien, Dakien und der römische Osten) wird versucht die zentrale Frage zu beantworten: Gab es den einheitlichen römischen Imperialismus, gab es die römische Außenpolitik tatsächlich?


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Philipp Köhner

Promotionsprojekt: "Italien auf der Tabula Peutingeriana"

Gegenstand des Dissertationsvorhabens ist die Untersuchung der Darstellung Italiens auf der Tabula Peutingeriana, der einzigen aus der Antike überlieferten großformatigen Weltkarte. Es handelt sich bei Italien um einen Raum, der bisher abseits seiner Erwähnung in den einschlägigen Kommentaren von Weber und Rathmann und ein paar wenigen Beiträgen aus dem italienischen Sprachraum noch nicht umfangreich bearbeitet wurde. Dabei sticht Italien als geopolitischer Raum, der eindeutig begrenzt wird durch Mittelmer und Alpen, vor allem durch seine prominente Stellung in der Mitte der Karte und seine verhältnismäßig übergroße Darstellung hervor. Mit knapp 700 Toponymen bietet er außerdem eine breite Datengrundlage, die sich mithilfe einer umfangreichen Quellenüberlieferung gut untersuchen lässt.

Zuerst wird analysiert, wie Italien in den Quellen der antiken historischen Geographie repräsentiert wird. Dafür werden die ca. 700 Toponyme Italiens als einzelne Datensätze in einem digitalen Katalog erfasst, der nicht nur veranschaulicht, welches Toponym bei welchem Autor in welcher Zeit belegt ist, sondern auch verdeutlicht, welcher Wissensstand über Italiens Geographie und Topographie zu welcher Zeit existierte und wie Italien als geographischer Raum wahrgenommen wurde. Untersuchungsgegenstand ist damit auch der gezeichnete physische Raum in Bezug auf Form und Umriss der italienischen Halbinsel mit ihren Buchten und Vorgebirgen.

Hierauf aufbauend werden die italienischen Toponyme um einen ausführlichen Kommentar ergänzt. Dieser soll neben einer kurzen historischen Einordnung unter anderem Informationen zur Etymologie des Namens, zu Besonderheiten in der Position auf der Karte, zur Streckenführung und den jeweiligen Distanzangaben sowie zu eventuellen Bezügen bei der Ausgestaltung der Vignettenform enthalten. Mithilfe dieses Katalogs und des Kommentars entsteht ein chronologisches Raster, aus dem abgelesen werden soll, welche Quellen zu welcher Zeit Einzug in die Erstellung der TP gehalten haben und in welchen Räumen der Karte es mehr oder wenige starke Überschneidungen mit diesen Quellen gibt.

Die Dissertation wird aus einem grundlegenden Katalog aller italienischen Toponyme bestehen, die jeweils in der Datenbank https://tp-online.ku.de/ mit einem ausführlichen Kommentar ergänzt zu finden sind und öffentlich zur Verfügung stehen. Im Überblicksteil der Arbeit wird neben der aktuellen Forschungskontroverse und der Methodik vor allem die grundlegende Interpretation zum Raum Italien auf der TP dargelegt.


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Adrian Karmann

Promotionsprojekt: "Gallien und Germanien auf der Tabula Peutingeriana"

Das Dissertationsvorhaben befasst sich mit der Darstellung des Großraums Gallien/Germanien und Britanniens auf der TP. Dabei sollen zunächst alle Toponyme als einzelne Datensätze in einer digitalen Datenbank erfasst werden. Zu jedem TP-Toponym werden Lexikonartikel, Quellenstellen, Inschriften und andere relevante Informationen zugeordnet. Dadurch soll nicht nur veranschaulicht werden, welches Toponym in welcher Quelle für welche Zeit belegt ist, sondern es soll ebenfalls verdeutlicht werden, welcher Wissensstand über die Geographie und Topographie des untersuchten Raums zu verschiedenen Zeiten existierte und wie Britannien, Iberien, Gallien und Germanien als geographischer Raum in der Antike wahrgenommen wurden.

Auf dieser Grundlage wird eine ausführliche Kommentierung der untersuchten Toponyme erstellt. Diese beinhaltet neben einer kurzen historischen Einordnung auch Informationen zur Etymologie des Namens, zu Besonderheiten in der Position auf der Karte, zur Streckenführung, den jeweiligen Distanzangaben sowie eventuellen Bezügen bei der Ausgestaltung der Vignettenform. Die gesammelten Daten werden unter www.tp-online.ku.de öffentlich zur Verfügung gestellt.

Neben der Ausdeutung des geographischen Untersuchungsraums auf der TP vor dem Hintergrund der antiken Geographika wird sich die Dissertation auch kritisch mit der zentralen am Lehrstuhl für Alten Geschichte vertretenen These einer Entstehung des Archetypus der TP in hellenistischer Zeit auseinandersetzen. Die geplante Studie ist somit auch als eine qualitative Teilstudie im Rahmen des gesamten Forschungsvorhaben am Lehrstuhl zu verstehen.

Bernhard Hübner

Promotionsprojekt: „Einsatz moderner Technik und deren Erkenntnisgewinn anhand der Tabula Peutingeriana“ (Arbeitstitel)


Forschung lebt vom wechselseitigen und interdisziplinären Austausch. Somit kann es auch für die altertumswissenschaftliche Forschung gewinnbringend sein, sich mit moderner Technik und Analyseverfahren zu befassen, die sonst anderen wissenschaftlichen Gebieten immanent sind, und sich dieser zu bedienen.

An der Schnittstelle von altertumswissenschaftlichem Forschungsinteresse und geographischem Technologieeinsatz knüpft das Promotionsprojekt an. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwieweit der Einsatz moderner Technik einen Erkenntnisgewinn für die historische Wissenschaft bietet. Dieser Synergieeffekt soll anhand der Tabula Peutingeriana eingehender untersucht werden. Die Tabula Peutingeriana ist für sich genommen bereits ein faszinierendes Zeugnis antiker und – in ihrer uns erhaltenen Form – mittelalterlicher Chorographie und bereits seit geraumer Zeit Gegenstand der altertumswissenschaftlichen Forschung. Spezielle technische Verfahren, wie sie seit längerem vor allem im Bereich der Geographie und Physik verwendet werden, können dazu dienen, den Geschichtswissenschaften neue Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.

Hierfür soll die in der Wiener Nationalbibliothek aufbewahrte Tabula Peutingeriana mithilfe einer Hypospektralkamera gescannt werden. Aus den Scans, die in einem bestimmten Nanometerbereich aufgenommen werden, kann somit, im Vergleich mit bisherigen Forschungsergebnissen, eine Auswertung chorographischer Angaben auf der Tabula Peuingeriana erfolgen. Aufbauend auf dieser Analyse soll das Promotionsprojekt dazu beitragen, mögliche Lücken der Erforschung der Tabula zu schließen und den bisherigen Kenntnisstand um neue Details zu erweitern.

Vita

Nach meinem Geographiestudium  an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität, das ich mit einer Arbeit über die Hafenrevitalisierung in Göteborg erfolgreich abgeschlossen hatte, begann ich zum Wintersemester 2016/17 mit dem Studium für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Englisch und Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Während meiner Studienzeit in Eichstätt war ich bereits über mehrere Jahre als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Alte Geschichte bei Prof. Dr. Rathmann in das DFG-Projekt „Kommentar zur Tabula Peutingeriana“ eingebunden. Das Studium habe ich mit dem Ersten Staatsexamen und einer Arbeit mit dem Thema „αἰτίαι καἰ ἀρχαί - Der Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges in der Ambivalenz der antiken Quellenlage und vor der Hintergrund der modernen Forschungsdiskurse“ erfolgreich abgeschlossen. Von 2021 bis 2023 habe ich das Referendariat mit dem Zweiten Staatsexamen absolviert und bin seitdem als Studienrat an der staatlichen Fachoberschule in Schwabach tätig.

Lisa Behringer

„Frauen an den römischen Kaiserhöfen im 1. Jahrhundert n. Chr.“ [Arbeitstitel]

Ziel der Dissertation ist es, die neue Position der „Frau(en) bei Hofe“ zu untersuchen, die sich mit dem Prinzipat des Augustus herauskristallisierte. Dabei sollen die Handlungsmuster und „Spielregeln“, die sich mit dieser Rolle im Laufe des Bestehens der iulisch-claudischen Kaiserzeit etablierten, analysiert und in diesem Zug auch die Frage nach möglichen hellenistischen Vorlagen gestellt werden. Gleichzeitig ist zu ermitteln, inwiefern sich diese Handlungsmuster mit den Herrscherwechseln veränderten oder um welche Faktoren sie möglicherweise im Laufe der Zeit erweitert wurden. Hierbei ist es besonders wichtig, ihre aktive Rolle herauszuarbeiten und zu verstehen, wie die Frauen mit ihrem Auftreten und ihrem Handeln, z. B. als Euergetinnen, die Grenzen der gesellschaftlichen Normen auszuloten versuchten. Inwiefern ihnen die Selbstinszenierung gelang oder wie diese ebenso gegenteilig wirken konnte, ist Gegenstand der Untersuchung. Da die Rolle der Herrscherfrau und sie selbst als Persönlichkeit nicht isoliert, sondern im höfisch-dynastischen Kontext betrachtet werden muss, ist es unerlässlich, den Blick auch auf die Kaiser selbst zu richten. Beide Positionen waren eng miteinander verbunden und beeinflussten sich gegenseitig. Auf welche Weise die Herrscher ihre Ehefrauen und Schwestern als auch ihre Mütter und weibliche Nachkommen für Macht- und Repräsentationszwecke instrumentalisierten, soll in dieser Studie kritisch durchleuchtet werden. Ebenso erfährt der allgemeine Umgang des Princeps mit den Frauen am Kaiserhof genauere Betrachtung.  Im Kontext von Heirat und Ehe (als politischer Allianz) knüpft die Frage an, inwiefern die Heirat mit einer bestimmten Frau die Position des Herrschers stärken, aber auch schwächen konnte, bzw. welchen Einfluss die Ehefrau als Mutter auf die nachfolgende Generation ausüben konnte und wie dadurch ihre eigene Stellung im Machtgefüge manifestiert wurde.

Bei geplanter Dissertation handelt es sich um eine quantitativ-empirische Studie. Nach ersten Sondierungen werden rund 40 Frauen in die Untersuchungen miteinbezogen. Um den Forschungskomplex analysieren und diskutieren zu können, wird als Methode die strukturhistorische Analyse angewandt. Dabei werden die Frauen einer Epoche betrachtet und einander gegenübergestellt. Indem ein aussagekräftiger prosopographischer Katalog aufgestellt wird, der sich neben den literarischen Zeugnissen auch der in Bezug auf die Herrscherfrauen vorhandenen epigraphischen, numismatischen und archäologischen Quellen annimmt, kann die historische Entwicklung der Position der Frauen an den römischen Kaiserhöfen seit Beginn des Prinzipats herausgearbeitet werden. Dieser Katalog beinhaltet sowohl die spezifischen Aufgaben und Pflichten der Frauen an den Kaiserhöfen als auch die von ihnen vertretenen Normen. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Einflussräume der Frauen gelegt. Es wird der Versuch unternommen, die von den Frauen durch das Ausloten der geschlechterspezifischen Rollenerwartung erweiterten Spielräume zu erfassen und darzustellen. Da der Katalog die wichtigsten Daten der jeweiligen Frauenpersönlichkeit, wie den Stammbaum, Funktion und Ämter ihrer männlichen Verwandten, ihre Biographie etc. abbildet, kann belegt werden, wie die Frauen durch ihre Familie gelenkt und positioniert wurden, ebenso wie weit es den Frauen möglich war, selbstgeleitet aufzutreten, sich aktiv am Storytelling zu beteiligen und die Grenzen des matrona-Spektrums auszuloten. Das Promotionsprojekt ist interdisziplinär angelegt, d. h. es vereint altertumswissenschaftliche, soziologische und politiktheoretische Denkmodelle und Konzepte.