Deutschland und Polen: schwierige Geschichte, aktuelle Herausforderungen, gemeinsame Zukunft

Konferenz UWr
© Kozerski Februar 2024: Tagung in der Koszarowa am Institut für Internationale Studien und Sicherheit

Datum: 19.-20. Februar 2024

Teilnehmende Delegationen:

KU Eichstätt-Ingolstadt: Herr Prof. Dr. Stüwe, Frau Dr. Rüther, Herr Zensen; Studierende Herr Böttche, Frau Hummel

Universität Wrocław: Herr Prof. Lebioda, Herr Dr. Kozerski, Frau Dr. Trajman, Frau Dr. Pietrowska

Organisation: Lehrstuhl für Deutschlandforschung am Institut für internationale Studien und Sicherheit UWr

Ort: Koszarowa am Institut für Internationale Studien und Sicherheit, Breslau

"Wir sind Freunde geworden"

Am Montagmorgen des 19. Februar 2024 treffen im deutschen Generalkonsulat in Breslau Politikwissenschaftler, Deutschlandforscher und Studierende aus Eichstätt und Polen ein. Eine fünf-köpfige Delegation der KU Eichstätt ist vor Ort, zudem finden sich mehrere Studierende der Universität Wrocław (UWr) und Wissenschaftler des Lehrstuhls für Deutschlandforschung und Politikwissenschaft in dem großen Saal ein. In den kommenden beiden Tagen werden die deutsch-polnischen Delegationen der beiden Universitäten gemeinsam über verschiedene Themen sprechen. Sowohl die gemeinsame Zusammenarbeit als auch die relevanten politischen Ereignisse, die die beiden Länder und die wissenschaftlichen Beziehungen betreffen, sind Gegenstand der Konferenz. Unter dem Motto „Deutschland und Polen: schwierige Geschichte, aktuelle Herausforderungen, gemeinsame Zukunft“ birgt die Konferenz ein großes Themenspektrum. Allerdings ist der Konferenz schon ein längerer Prozess der Kooperation vorangegangen. Erstmalig im Sommer 2023 hat die KU eine polnische Delegation aus Breslau in Eichstätt empfangen und tauschte sich aus im Rahmen des Projekts „Demokratie(n) in Bewegung: Deutschland und Polen im Vergleich“. Ein weiteres, universitätsübergreifendes Ereignis ist ebenfalls von Bedeutung: Der Kooperationsvertrag, der Ende Januar zwischen der KU und der UWr geschlossen wurde, plant den Ausbau der Austauschbeziehungen und Forschungsprojekte zwischen den beiden Universitäten. Aufseiten der Studierenden sollen zum Austausch neben den Erasmus-Verträgen nun auch Summer Schools organisiert werden.

Mithilfe der Unterstützung für weitere Forschungsprojekte können die beiden Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Klaus Stüwe und Prof. Lebioda nicht nur an ihren gemeinsamen Projektideen anknüpfen. Auch wird durch den Kooperationsvertrag ein klares Zeichen gesetzt, dass die deutsch-polnische Beziehung der beiden Universitäten intensiviert und verstärkt werden soll.

Wie der Weg hin zu einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit geebnet ist, sind für den Beginn der zweiten Konferenz an diesem Montag sehr gute Grundlagen geschaffen. Nach den Begrüßungsworten des Generalkonsuls Martin Kremer, begrüßen auch Herr Prof. Lebioda und Herr Prof. Stüwe alle Anwesenden zur Konferenz. Im Anschluss spricht Herr Dr. Kozerski in seinem Impulsreferat über die Hintergründe der Oder-Neisse-Grenze und erklärt, welche Auswirkungen diese auf das deutsch-polnische Verhältnis Ende des 20. Jahrhunderts und bis heute haben. Nach einem gemeinsamen Mittagessen unweit des Hauptgebäudes der UWr bekommen die Konferenzteilnehmerinnen und -Teilnehmer eine geführte Besichtigung in der Universität. Das Universitätsmuseum, der berühmte Leopoldina-Saal sowie der mathematische Turm werden nacheinander erkundet und schließlich endet die Tour mit einem persönlichen Empfang beim Rektor der UWr, Herrn Olkiewicz.

Der zweite Tag findet in Koszarowa am Institut für Internationale Studien und Sicherheit statt. Die Konferenz beginnt erneut mit Begrüßungsworten, diesmal neben den Lehrstuhlinhabern auch von Prorektor Dr. Cesarz und dem Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät, Prof. dr. Alberski. Prof. Lebioda geht diesmal verstärkt auf die Ursprünge der deutsch-polnischen Zusammenarbeit der beiden Universitäten ein und spricht von einem anfänglich „kollegialen Verhältnis“. Prof Stüwe bestärkt zugleich diesen Eindruck und sagt: „Wir sind Freunde geworden.“ Diese zweite Konferenz markiert einen wichtigen Bestandteil einer jeden Freundschaft, und zwar den Begriff der Vertrautheit, die wechselseitig zwischen den Forschungspartnern der beiden Länder entstanden ist. Unter diesem Schirm fanden im Verlauf des Vormittags zwei Tandem-Vorträge statt. Herr Zensen referierte zusammen mit Frau Dr. Pietrowska über die „Transnationale Umweltpolitik zwischen Deutschland und Polen“. Sie gehen dabei auf die Oder-Krise 2022 ein, als Tausende Fische in der Oder verendeten und erhebliche Umweltbelastungen die deutsch-polnischen Verhältnisse herausforderten.

Der Vorschlag der Referenten, eine „funktionale Verflechtung auf mehreren politischen Ebenen an der Oder zu bestärken“ zeigen, dass Polen und Deutschland regional und national zu besseren Abstimmungen finden müssen.

Des Weiteren sprechen Frau Dr. Rüther und Frau Dr. Trajman über die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen am Beispiel der deutsch-französischen Freundschaft und geben dem Plenum nicht nur ein Analyse-Modell zur Hand, sondern regen auch zur Diskussion an. Inwiefern eine Sonderbeziehung zwischen Deutschland und Polen gegeben ist bzw. aktuell noch als eine Solche zu betrachten ist, wird u.a. diskutiert. Abschließend stellt Herr Prof. Lebioda noch das Phänomen des Nichtwählens im Zuge der polnischen Parlamentswahlen 2023 vor und Herr Prof. Stüwe gibt Einblicke in die Parteienlandschaft in Bayern und die Entwicklungen nach den Landtagswahlen im Vorjahr. Gegenwärtige politische Strömungen und die gesellschaftliche Stimmungslage in Polen und Deutschland sind in der Konferenz durch den bilateralen Austausch effektiv in den Fokus gerückt und offene, gegenseitige Fragen konnten beantwortet werden. Zugleich haben die Delegierten neue Ideen entworfen und sich Fragen für die Zukunft gestellt. Eine Frage zur weiteren Zusammenarbeit und Perspektive hinsichtlich der Universitätskooperation zwischen Wrocław und Eichstätt ist dabei nicht aufgekommen. Denn alle Beteiligten der Konferenz sind sich einig, dass die Forschungsprojekte neben der effektiven Zusammenarbeit auch sinnstiftend sind. Das Ergebnis der Konferenz drückt aus, dass die deutsch-polnischen und genauer, die bayerisch-niederschlesischen Beziehungen noch weiter verbessert und ausgebaut werden sollen. Passend dazu lädt die KU Eichstätt im Juni erneut die Vertreterinnen und Vertreter der UWr zu sich ein, um weiter auf die gemeinsamen Ziele hinzuarbeiten.

Text: Janina Hummel (KU)