Das Interesse für politische Parteien in Bayern führte Mariusz Kozerski von der Universität Breslau im August 2020 nach Eichstätt. Es war der Anfang einer intensiven Partnerschaft zwischen dem Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft an der KU mit den Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl für Deutschlandforschung von Professor Dr. Tadeusz Lebioda an der Universität Breslau. Bald folgte die Unterzeichnung einer Erasmus+ Partnerschaft. Im Februar 2024 bekräftigen beide Universitäten ihre Zusammenarbeit im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung. Von 2022 bis 2024 nahmen beide Lehrstühle erfolgreich an einem DAAD-Projekt teil.
Im Mai 2022 bildeten ein gemeinsamer deutsch-polnischer Workshop in Eichstätt sowie eine gemeinsame Exkursion nach München den Auftakt des DAAD-Projekts „Demokratie(n) in Bewegung – Deutschland und Polen im Vergleich“. In diesem Kontext fand auch ein Workshop mit Studierenden über die gegenseitige Wahrnehmung von Polen und Deutschen statt. Seit diesen ersten Treffen und Austauscherfahrungen konnten sowohl Studierende, Forschende als auch Dozierende der beteiligten Universitäten im Rahmen des DAAD-Projekts und der Erasmus-Partnerschaft die akademischen Lehr- und Lernkulturen sowie das Partnerland entdecken und damit vom Mehrwert einer binationalen Zusammenarbeit profitieren. Das Interesse für deutsch-polnische Beziehungen ist auf beiden Seiten groß. So hat die Präsenz der polnischen Partner an der KU zum Beispiel dazu geführt, dass seit dem Beginn der Kooperation Studierende für ihre Abschluss- oder Hausarbeiten vermehrt deutsch-polnische Themen gewählt haben wie zum Beispiel zum Weimarer Dreieck oder über die PiS-Regierung in Polen.
„Lassen Sie eine gute Krise niemals ungenutzt vorübergehen“, sagte einst Winston Churchill. So hat das DAAD-Projekt beiden Partnern auch ermöglicht, aus der Corona-Krise zum Beispiel in Bezug auf die digitale Lehre zu lernen. Die jeweiligen Erfahrungen wurden gemeinsam reflektiert, aber auch für die Zusammenarbeit nutzbar gemacht. 2023 fand zum Beispiel eine gemeinsame Veranstaltung über Jugend und Politik in Deutschland, Frankreich und Polen online statt. Auch Gastvorträge wurden niedrigschwellig online organisiert. Schließlich bot die Corona-Krise auch inhaltlich und thematisch eine Chance, da sie in vielerlei Hinsicht als Brennglas fungierte und bereits vorhandene Trends in den politischen Systemen und der Zivilgesellschaft aufzeigte. In den gemeinsamen Konferenzen standen bzw. stehen jeweils aktuelle Entwicklungen der Demokratien in Deutschland und Polen im Vordergrund. Der Vergleich der Entwicklungen in beiden politischen Systemen machte unter anderem deutlich, dass Fragen der politischen Partizipation bzw. des Nichtwählens in vergleichender Perspektive gewinnbringend diskutiert werden können. Die Veränderungen der Demokratien werden jeweils aus der Perspektive zweier Disziplinen betrachtet: der Politikwissenschaft und der Geschichte. Daher ist die Zusammenarbeit breit angelegt und interdisziplinär.
Im Februar 2024 fand eine Konferenz in Breslau statt, in deren Rahmen die Wahlen in Polen und Bayern im Jahr 2023 analysiert wurden. Die Konferenz umfasste auch Workshops mit deutschen und polnischen Studierenden zum Thema "Grenzenlos studieren, lehren und forschen" vor sowie die Reflexion über die Bedeutung von Grenzen. In kleinen deutsch-polnischen Tandems von Dozierenden wurden ferner gemeinsame Beiträge über die deutsch-polnischen Beziehungen präsentiert. Im Juni 2024 wurde der deutsch-polnische Dialog im Rahmen einer Konferenz in Eichstätt fortgesetzt.