Kooperation mit der Universität Breslau im Rahmen der DAAD Ostpartnerschaften

Was sind die DAAD Ostpartnerschaften?

Der DAAD-Programm der Ostpartnerschaften besteht seit den 1970er Jahren und entstand im Zuge der "Neuen Ostpolitik" Willy Brandts. Zielregionen sind Ostmittel-, Südost- und Osteuropa sowie der Kaukasus und Zentralasien. Das Programm ermöglicht Studierenden, Forschenden und Lehrenden Aufenthalte an den Partnerhochschulen und festigt den Austausch zwischen den Hochschulen. Näheres zum Programm...

Welche Kooperationspartner hat der Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft?

Der Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft kooperiert seit 2022 im Rahmen der Ostpartnerschaften mit dem Lehrstuhl für Deutschlandforschung am Institut für Internationale Studien und Sicherheit der Universität Breslau, Lehrstuhlinhaber ist Professor Dr. Tadeusz Lebioda, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Projekt sind unter anderem Dr. Mariusz Kozerski und Dr. Joanna Trajman. Eine weitere Partnerschaft mit der Universität der Nationalen Bildungskommission in Krakau wird für 2025 angestrebt.

Gibt es eine Förderung für Studierende?

Im Rahmen der DAAD-Ostpartnerschaften gibt es für deutsche Studierende Mobilitätsstipendien (Reisekosten) und für polnische Studierende Aufenthaltsstipendien (Kosten vor Ort). In der Förderperiode 2022 bis 2024 belaufen sich die Mobilitätsstipendien auf einmalig bis zu 275 Euro. Die Mobilitätsstipendien werden über das International Office in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft bzw. der Projektleitung vergeben. Wenn Sie eine Zusage für einen Studienplatz an der Universität Breslau im Rahmen des Erasmus+Abkommens bekommen haben, dann wird das International Office Sie darüber informieren, ob für das betreffende Semester ein Mobiltätsstipendium zur Verfügung steht. Für die zusätzliche DAAD-Förderung müssen Sie ein weiteres Motivationsschreiben einreichen. Warum interessieren Sie sich für das DAAD-Projekt und wie trägt dieses zu ihrer persönlichen und akademischen Entwicklung bei? 

Mit welchen Themen befasst sich das gemeinsame Projekt?

Das DAAD-Projekt 2022-2024 trägt den Titel "Demokratie(n) in Bewegung. Deutschland und Polen im Vergleich". Die Corona-Krise hat bereits vorhandene Tendenzen in den Demokratien verstärkt. Wir beobachten neue Formen der politischen Kommunikation und der Vermittlung von Politik, eine Veränderung der Balance von Exekutive, Legislative und Judikative, einen Wandel im politischen Partizipationsverhalten und auch wachsende Unzufriedenheit mit dem Funktionieren des demokratischen Prozesses und Populismus. Diese Tendenzen erfassen derzeit nicht nur konsolidierte Demokratien wie die Bundesrepublik Deutschland, sondern auch jüngere Demokratien wie Polen.

Wohin bewegt bzw. bewegen sich die Demokratie(n) in Deutschland und Polen? Welche Ursachen haben die Veränderungsprozesse in beiden Ländern und welche Folgen haben diese für die demokratischen Gesellschaften? Auf der Grundlage des Konzepts der „embedded democracy“ nach Wolfgang Merkel sollen diese Fragen in Forschung und Lehre von beiden Partnern gemeinsam bearbeitet werden. Neben den Teilregimen der Demokratie wie dem Wahlregime oder den bürgerlichen Freiheitsrechten bezeichnet Merkels Demokratiekonzept den sozio-ökonomischen Kontext, die Zivilgesellschaft und die internationale Integration als wichtige Rahmenbedingungen für demokratische Systeme.[1] Das geplante Projekt schließt sich diesem umfassenden Verständnis von Demokratie an und nimmt nicht nur die politischen Systeme selbst, sondern auch deren Rahmenbedingungen in den Blick.

Kern des gemeinsamen Projekts wird es sein, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der demokratischen Veränderungsprozesse in Deutschland und Polen zu analysieren und in der Lehre gemeinsam mit Studierenden zu bearbeiten. Systematisch sollen die demokratischen Teilregime in beiden Ländern untersucht und eingeordnet werden. Gerade für Studierende erschließt sich dadurch die Möglichkeit, mit der Methode des Vergleichs von den Erfahrungen zweier Länder zu lernen.

[1] Vgl. Wolfgang Merkel: Die „eingebettete“ Demokratie. Ein analytisches Konzept. In: WZB-Mitteilungen, Heft 106, Dezember 2004, S. 9, online verfügbar: https://bibliothek.wzb.eu/artikel/2004/f-12070.pdf (zuletzt abgerufen am 18.4.2021)

Seien Sie dabei und werden Sie Teil des deutsch-polnischen Projekts!

Die KU vergibt im Rahmen des DAAD-Projekts mit der Universität Breslau regelmäßig Mobilitätsstipendien für einen Studien- oder Forschungsaufenhalt. Bitte sprechen Sie uns an. Wir informieren Sie gerne über die zur Verfügung stehenden Stipendien und die Vergabekriterien. 

Die KU Eichstätt-Ingolstadt und die Universität Breslau – eine bewegende Partnerschaft

Zensen, Lebioda, Stüwe, Rüther
© KU v.l.n.r.: Richard Zensen (wiss. MA, KU), Prof. Dr. Tadeusz Lebioda (Universität Breslau), Prof. Dr. Klaus Stüwe (KU), Dr. Christina Rüther (wiss. MA, KU)

Das Interesse für politische Parteien in Bayern führte Mariusz Kozerski von der Universität Breslau im August 2020 nach Eichstätt. Es war der Anfang einer intensiven Partnerschaft zwischen dem Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft an der KU mit den Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl für Deutschlandforschung von Professor Dr. Tadeusz Lebioda an der Universität Breslau. Bald folgte die Unterzeichnung einer Erasmus+ Partnerschaft und seit 2022 die Aufnahme in das DAAD-Programm der Ostpartnerschaften. Im Februar 2024 bekräftigen beide Universitäten ihre Zusammenarbeit im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung. Ab 2025 hoffen beide Kooperationspartner auf Weiterförderung im Rahmen der Ostpartnerschaften.

Im Mai 2022 bildeten ein gemeinsamer deutsch-polnischer Workshop in Eichstätt sowie eine gemeinsame Exkursion nach München den Auftakt des DAAD-Projekts „Demokratie(n) in Bewegung – Deutschland und Polen im Vergleich“. In diesem Kontext fand auch ein Workshop mit Studierenden über die gegenseitige Wahrnehmung von Polen und Deutschen statt. Seit diesen ersten Treffen und Austauscherfahrungen konnten sowohl Studierende, Forschende als auch Dozierende der beteiligten Universitäten im Rahmen des DAAD-Projekts und der Erasmus-Partnerschaft die akademischen Lehr- und Lernkulturen sowie das Partnerland entdecken und damit vom Mehrwert einer binationalen Zusammenarbeit profitieren. Das Interesse für deutsch-polnische Beziehungen ist auf beiden Seiten groß. So hat die Präsenz der polnischen Partner an der KU zum Beipspiel dazu geführt, dass seit dem Beginn der Kooperation Studierende für ihre Abschluss- oder Hausarbeiten vermehrt deutsch-polnische Themen gewählt haben wie zum Beispiel zum Weimarer Dreieck oder über die PiS-Regierung in Polen.

„Lassen Sie eine gute Krise niemals ungenutzt vorübergehen“, sagte einst Winston Churchill. So hat das DAAD-Projekt beiden Partnern auch ermöglicht, aus der Corona-Krise zum Beispiel in Bezug auf die digitale Lehre zu lernen. Die jeweiligen Erfahrungen wurden gemeinsam reflektiert, aber auch für die Zusammenarbeit nutzbar gemacht. 2023 fand zum Beispiel eine gemeinsame Veranstaltung über Jugend und Politik in Deutschland, Frankreich und Polen online statt. Auch Gastvorträge wurden niedrigschwellig online organisiert. Schließlich bot die Corona-Krise auch inhaltlich und thematisch eine Chance, da sie in vielerlei Hinsicht als Brennglas fungierte und bereits vorhandene Trends in den politischen Systemen und der Zivilgesellschaft aufzeigte. In den gemeinsamen Konferenzen standen bzw. stehen jeweils aktuelle Entwicklungen der Demokratien in Deutschland und Polen im Vordergrund. Der Vergleich der Entwicklungen in beiden politischen Systemen machte unter anderem deutlich, dass Fragen der politischen Partizipation bzw. des Nichtwählens in vergleichender Perspektive gewinnbringend diskutiert werden können. Die Veränderungen der Demokratien werden jeweils aus der Perspektive zweier Disziplinen betrachtet: der Politikwissenschaft und der Geschichte. Daher ist die Zusammenarbeit breit angelegt und interdisziplinär.

Im Februar 2024 fand eine Konferenz in Breslau statt, in deren Rahmen die Wahlen in Polen und Bayern im Jahr 2023 analysiert wurden. Die Konferenz umfasste auch Workshops mit deutschen und polnischen Studierenden zum Thema "Grenzenlos studieren, lehren und forschen" vor sowie die Reflexion über die Bedeutung von Grenzen. In kleinen deutsch-polnischen Tandems von Dozierenden wurden ferner gemeinsame Beiträge über die deutsch-polnischen Beziehungen präsentiert. Im Juni 2024 wird der deutsch-polnische Dialog im Rahmen einer Konferenz in Eichstätt fortgesetzt.

Einblicke in die Kooperation

Konferenz in Breslau 2024: Wir sind Freunde geworden

Am Montagmorgen des 19. Februar 2024 treffen im deutschen Generalkonsulat in Breslau Politikwissenschaftler, Deutschlandforscher und Studierende aus Eichstätt und Polen ein. Eine fünf-köpfige Delegation der KU Eichstätt ist vor Ort, zudem finden sich mehrere Studierende der Universität Wrocław (UWr) und Wissenschaftler des Lehrstuhls für Deutschlandforschung und Politikwissenschaft in dem großen Saal ein.

© Pawel Piotrowski (UWr)
© Hummel