Die politischen Systemen Polens und Deutschlands auf dem Prüfstand: gemeinsame Konferenz der KU und der Universität Breslau

Deutsche und polnische Studierende zogen im Juni 2024 mit ihrer Kamera durch Eichstätt, um einen Film zum Thema „Civitas Eystettensis: ein ideales politisches System, dem junge Menschen vertrauen“ zu drehen. Im Rahmen einer dreitägigen Konferenz des Lehrstuhls für Vergleichende Politikwissenschaft der KU und des Lehrstuhls für Deutschlandforschung der Universität Breslau wurde nicht nur der Film vorgestellt, sondern auch weitere Aspekte der politischen Systeme Deutschlands und Polens im Vergleich kritisch diskutiert. Neben einem Workshop fand auch eine Exkursion nach München statt, um das politische System Bayerns vor Ort kennenzulernen, sowie ein Besuch bei Audi in Ingolstadt als einem zentralen wirtschaftlichen Akteur der Region.

Zur polnischen Delegation gehörten Prof. Dr. Tadeusz Lebioda, Dr. Mariusz Kozerski, Dr. Joanna Trajman und Dr. Marlena Piotrowska, zum großen Teil Mitglieder des Lehrstuhls für Deutschlandforschung der Universität Breslau sowie drei polnische Studierende der Internationalen Beziehungen. Vom Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft der KU nahmen Prof. Dr. Klaus Stüwe, Dr. Christina Rüther, Gabriel Beauvallet-Bauchet und Silke Fuder teil, sowie sechs deutsche Studierenden, die sich für polnische Themen interessieren oder die in Breslau im Rahmen der Erasmus+ Partnerschaft ein Semester verbracht haben oder verbringen werden.

Der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger betonte zum Auftakt der Konferenz die Weltoffenheit der Universität sowie der Stadt Eichstätt. Dr. Anna Marcos Nickol, Leiterin des International Office der KU, bekräftigte diese Aussage und freute sich über die intensive deutsch-polnische Partnerschaft im Rahmen des DAAD-Projekts. Nach einer ersten Arbeitsphase wurden die im Film der Studierenden vorgetragenen Ideen mit den Ergebnissen der Debatte der Dozierenden um das Thema „75 Jahre Grundgesetz in Deutschland und Neuanfang nach dem Regierungswechsel in Polen – eine kritische Bilanz“ gespiegelt und debattiert. Außerdem wurde in einer Reihe von Vorträgen zur Rolle der Regionen am Beispiel Niederschlesiens die regionale Dimension des Vergleichs von den polnischen Dozierenden vertieft.
Die bayerische Seite des Vergleichs wurde in München aufgegriffen und wirtschaftliche, politische und historische Dimensionen der Rolle der Regionen vor Ort thematisiert. Dr. Lisa Hartmann von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. gewährte einen Einblick in ihre Tätigkeit als Interessenvertreterin an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft. Josef Schmid MdL, Bürgermeister a.D. der Stadt München, erörterte vor dem Münchner Rathaus, mit vielen lauten Fußballfans im Hintergrund, nicht nur die bayerische Landespolitik, sondern auch kommunale Herausforderungen einer Metropole wie München. Prof. Dr. Klaus Stüwe zeigte bei einem historischen Stadtrundgang von der DenkStätte der Weißen Rose an der LMU bis zum Rathaus die Besonderheiten der bayerischen Geschichte und des heutigen politischen Systems. Gabriel Beauvallet-Bauchet setzte im Hofgarten musikalische Akzente mit einem kleinen Auszug aus seinem gesanglichen Repertoire und führte vor der Bayerischen Staatsoper kurz in die Politisierung der Musik in Bayern ein.
Den Abschluss der Konferenz bildete am letzten Tag der Besuch bei Audi und eine Erlebnisführung durch die „Faszination Karosseriebau“. Die Konferenz war die dritte und letzte im Rahmen des DAAD-Projekts „Demokratie in Bewegung“. Nach Ablauf des DAAD-Projekts Ende 2024 werden beide Universitäten die Zusammenarbeit wie gewohnt fortsetzen und weiterentwickeln: Studien- und Forschungsaufenthalte sowie gemeinsame Konferenzen sind geplant.