Was steckt hinter „Einmischen!“?
Mit „Einmischen!“ soll ein neues Angebot entstehen, das auf politisches Lernen und praktische Demokratieerfahrungen ausgelegt ist: Schüler:innen der Jahrgangsstufe 8 bis 10 wählen ein aktuelles gesellschaftliches Schlüsselproblem aus, um ein eigenes Engagementprojekt an der Schule oder im näheren Umfeld zu realisieren. Durch begleitende Workshops und in Kooperation mit Ehrenamtlichen aus einer zivilgesellschaftlichen Einrichtung stärken die Jugendlichen ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme und demokratische Werte. Sie entwickeln ihre politische Urteilsfähigkeit weiter und sammeln Erfahrungen in der Projektplanung, um in der eigenen Lebenswelt Veränderungen zu einem nachhaltigen und demokratischen Miteinander anzustoßen.
Welche Zielsetzungen verfolgt das Projekt?
Welche Institutionen stecken hinter „Einmischen!“?
„Einmischen!“ ist ein gemeinsames Projekt von mehreren Partner:innen. Projektträger ist das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V. „Einmischen!“ wird getragen von: Stiftung Bayerisches Wertebündnis, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Schirmherrin ist die Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein.
Die Professur für Politische Bildung/Didaktik der Sozialkunde begleitet das Projekt „Einmischen!“ durch formative Beratung und Evaluation.
Das Projekt Ostklick
In den letzten Jahren belasten rechtsextreme bzw. rechtspopulistische Einstellungen und Verhalten das demokratische gesellschaftliche Zusammenleben in zunehmendem Maße. Themen wie Rassismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit werden als gesellschaftsübergreifende Herausforderungen erkannt und mit Maßnahmen politischer Bildung bedacht (vgl. u.a. Küpper, Beate 2016; Melter, Claus; Mecheril, Paul 2011). Eine Zielgruppe, die dabei bisher wenig in den Blick genommen wurde, sind (Spät-)Aussiedler*innen aus Russland oder anderen postsowjetischen Staaten. Dies ist insofern beachtlich, als dass genau diese Gruppe teils im besonderen Fokus von rechtspopulistischen Akteuren steht (vgl. Klimeniouk 2018). An dieser Stelle setzt das Projekt o[s]tklick – demokratisch antworten an und will ein freiheitlich pluralistisches „Counternarrativ“[1] entwickeln und verbreiten. Ziel ist es, Prinzipien der Meinungsvielfalt, Teilhabe und Solidarität in der Zielgruppe zu stärken sowie die kritische Auseinandersetzung mit undemokratischen Inhalten zu fördern.
Der Ansatzpunkt des Projektes liegt in der Begegnung mit (Spät-)Aussiedler*innen in ihrer digitalen Lebenswelt anhand von Videos und Sharepics, welche unter anderem Diskriminierung, Chancengleichheit und das Leben in der Demokratie thematisieren. Um Interesse zu wecken und die Reichweite der Materialien zu erhöhen, findet die Produktion der Videos unter Mitwirkung von prominenten Persönlichkeiten aus der russlanddeutschen „Community“ statt. Darüber hinaus setzt das Projekt auf den Multiplikatoreffekt der Unterstützer*innen, welcher impliziert, dass über Funktionen wie Teilen und Liken die Videos sowohl in den sozialen Medien als auch in nicht öffentlichen Messengerdiensten verbreitet werden. Während die Videos den Ausbau des Konzeptwissens der*s Betrachterin*s fokussieren und somit Ausgangsmaterial für eine kritische Beleuchtung undemokratischer Inhalte bieten, fasst das Projekt o[s]tklick seinen Tätigkeitsbereich jedoch noch weiter.
In interaktiven Workshops sollen Medien- und Argumentationskompetenz trainiert werden, sodass die Workshopteilnehmenden im Anschluss über verschiedene Strategien verfügen, Hatespeech und rechten Parolen argumentativ entgegenzuhalten. Darüber hinaus werden die Fähigkeiten im Bereich der Medienkompetenz geschärft, um Fake News schneller zu erkennen. Das Ausbauen dieser Kompetenzen soll zu einer selbstsicheren Verortung der eigenen Position im Rahmen der liberalen und pluralistischen Demokratie führen.
Die Arbeit der Professur für Politische Bildung
Die Professur für Politische Bildung/Didaktik der Sozialkunde zielte in ihrer Evaluationsarbeit darauf ab, die Gelingensbedingungen für den Aufbau von Konzeptwissen, Argumentationskompetenz und Medienkompetenz zu konturieren.
Dies erfolgte im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring, um die Reaktionen der User*innen auf die erstellten und verbreiteten Materialien zu analysieren. Hierzu konnten die Kommentarspalten der Sharepics und Videos herangezogen und auf unterschiedliche Analysekategorien wie beispielsweise „Kommunizierte Demokratiekonzepte“ oder „Angewandte Argumentationsstrategien“ untersucht werden.
Die Workshops hingegen wurden einerseits über den qualitativen Zugang der teilnehmenden Beobachtung evaluiert, der andererseits durch quantitativ angelegte Fragebögen unterstützt wurde. Ergänzt wurde dieses Vorgehen durch qualitative Interviews mit den Workshopteilnehmenden, die weiterführende Einblicke in die Themen Netzwerkaufbau und Verbreitung der Materialien bieten konnten. Auch vertiefte Experteninterviews mit Projektpartner*innen lieferten Hinweise für notwendiges Feldwissen.
[1] Unter einem Counternarrativ versteht man die positive und sinnstiftende Gegenerzählung zu einem extremistischen Weltbild. Zweck des Counternarrativs ist es dem antidemokratischen Gedankenkonstrukt als freiheitlich-demokratische Alternative gegenüberzustehen und dieses zu dekonstruieren.
Genese
Unter Leitung der Professur für Politikdidaktik (TU Dresden) startete im Jahr 2015 das von der Robert Bosch Stiftung initiierte und gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus geförderte Modellprojekt: „Starke Lehrer – Starke Schüler“ an neun Schulstandorten der beruflichen Bildung im Freistaat Sachsen. Der originäre Ansatz des Projektes zeichnete sich insbesondere dadurch aus, eine demokratische, rassismuskritische Schulkultur schwerpunktmäßig durch die professionelle, inhaltlich-beratende Begleitung und Vernetzung von Lehrkräften zu fördern. Nach der zentralen Projektlaufzeit (ab 2019) wurde im Bundesland Sachsen eine Transferphase gestartet, um einzelne Elemente des Projektes (z.B. Methoden, Zugänge und Strukturbedingungen) als Flächenangebot zu etablieren und in der sächsischen Bildungsadministration zu verankern. Gleichzeitig wird der Ansatz von der Robert Bosch Stiftung und der Bundeszentrale für Politische Bildung in weitere Bundesländer übertragen, darunter aktuell Niedersachsen (abgeschlossen), Brandenburg (im Transfer befindlich) und Hessen (Umsetzungsphase).
Zentrale Ergebnisse aus dem Modellprojekt
In der (schulischen) Auseinandersetzung mit den Themen Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind in der Modellprojektphase zwei zentrale Befunde zu Tage getreten:
Evaluationsvorhaben oder Was wir machen
Das Evaluationsvorhaben setzt an den Erkenntnissen und Erfahrungen aus dem sächsischen Modellprojekt mit dem Ziel an, die neu eingerichteten Projekt-Standorte formativ bei der Projektumsetzung zu begleiten. Im Fokus des Erkenntnisinteresse des Vorhabens liegen dabei vor allem folgende Punkte:
Anknüpfend an Erfahrungen aus dem sächsischen Modellprojekt ergibt sich ein weiterer Fokus auf die kommunikative Verhandlung der Themen Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im innerschulischen Diskurs sowie an der Schnittstelle zu außerschulischen Akteur*innen (z.B.: die dialogische Aushandlung von Toleranzgrenzen).
Mit dem Forschungsdesign der „Grounded thoery“ wird ein qualitativer Forschungszugang gewählt, der sich im Sinne des formativen Vorgehens deshalb besonders eignet, da flexibel auf die unterschiedlichen Herausforderungen und Ausgangslagen an jeweiligen (Bildungs-)Standorten reagiert werden kann.
Im Sinne eines geeigneten Wissenstransfers findet die evaluierende Begleitung in Form eines partizipationsorientierten Forschungssettings statt. Das Forschungsvorhaben wird in diesem Sinne gemeinsam und kooperativ mit den Projektleitungen der Modellprojektstandorte abgestimmt. Die so angestrebte enge Zusammenarbeit findet in der Durchführung abgestimmter Erhebungssettings und einem fortlaufenden Einbezug der erhobenen Forschungsdaten in die Projektumsetzung seinen Ausdruck. Darüber hinaus wird es so möglich weitere Akteur*innen aus den Modellprojekten (v.a. Lehrkräfte, aber auch Berater*innen, weitere) in den Forschungsprozess aktiver mit einzubeziehen.
Die Evaluation für das bundesweite Projekt „Starke Lehrer*innen – Starke Schüler*innen“ wird im Zeitraum 01.01.2021 – 31.12.2024 an der Professur für Politische Bildung/Didaktik der Sozialkunde umgesetzt.
Aktueller Projektverlauf
Projektstandort Niedersachsen: Das Modellprojekt in Niedersachsen ist Ende 2021 abgeschlossen worden. Der Abschlussbericht zu dieser Phase ist hier zu finden.
Projektstandort Brandenburg: Das Modellphase wird Ende 2023 abgeschlossen (zum Pressebericht auf Tagesschau.de). Danach befindet sich das Projekt in der Transferphase in die Regelstrukturen des Bundeslandes. Dazu wird u.a. eine neue Fachstelle für das Thema eingerichtet.
Projektstandort Hessen: Die Modellphase des Projekts startet 2024 in das letzte Jahr.
Projekt-/ Problembeschreibung
Das Projekt "Eichstätt - Raum für alle" widmet sich der nachhaltigen und integrativen Stadtentwicklung in Eichstätt, wobei es sich zum Ziel setzt, die vielfältigen Bedürfnisse und Anforderungen der Bürger*innen zu erforschen und die Raumgestaltung für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu fördern. Eine besondere Herausforderung dabei ist die Bewältigung der vielfältigen und oftmals konfliktreichen Ansprüche an öffentliche Räume in Städten, die gleichzeitig den Bedarf an Sicherheit, Barrierefreiheit, Erholung, Interaktion und Bewegung erfüllen müssen. So kann es auch zu exkludierenden Wirkungen kommen, die den Zugang für bestimmte Bevölkerungsgruppen einschränken. Eben diese Herausforderungen erfordern eine Transformation zu einem "Raum für alle", in dem verschiedene Interessen und Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt und respektiert werden. Das Projekt "Eichstätt - Raum für alle" zielt darauf ab, diesen Transformationsprozess zu erleichtern und nachhaltige Lösungen für eine inklusive und gerechte Stadtentwicklung zu finden.
Der Citizens Science Ansatz
Im Projekt verfolgen wir einen Citizen Science Ansatz, der es ermöglicht, Bürger*innen aktiv in den Forschungsprozess einzubeziehen, um so von ihrem lokalen Wissen, ihren Erfahrungen und ihrer Expertise zu profitieren. In unserem Fall arbeiten wir mit den Young Citizen zusammen und beteiligen Schüler*innen aus zwei Eichstätter Schulen am Forschungsprozess. Dank dieses partizipativen Ansatzes gewinnt die Forschung an Relevanz, fördert die demokratische Teilhabe und ist stärker auf praktische Lösungen ausgerichtet. Eine Schlüsselrolle im Projekt kommt dabei jungen Menschen zu, die oft in Entscheidungsprozessen marginalisiert und unterrepräsentiert sind. Im Sinne des Citizen Science Ansatzes erwerben sie durch zielgruppenspezifische Methodentrainings Wissen und Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, aktiv zur Erforschung und zur Lösung lokaler Herausforderungen beizutragen und damit Impulse für eine nachhaltige Transformation der Stadt zu setzen. Hierfür arbeitet das Projekt auch direkt mit der Kommune Eichstätt zusammen, die vom Prozess der Forschungsarbeit und ihren Ergebnissen profitiert. Ein Transfer der Forschungsergebnisse und eine Verbindung von Theorie und Praxis wird durch den Ansatz befördert.
Das Projekt "Eichstätt - Raum für alle" wird von der Hans Sauer Stiftung gefördert. Die Stiftung unterstützt insbesondere Projekte, die einen kollaborativen und ko-kreativen Citizen-Science-Ansatz verfolgen, und Partizipation, Transdisziplinarität, Gestaltung und Innovation einbinden.
Die Professur Politische Bildung/Didaktik der Sozialkunde ist für die fachdidaktische Ausbildung der Lehramtstudierenden im Fach Politik und Gesellschaft zuständig. Darüber hinaus sind wir in Studienmodulen verschiedener fachwissenschaftlicher Studiengänge der KU-Eichstätt-Ingolstadt vertreten. Die Professur widmet sich dem Themenfeld politischer Bildung deswegen auch in seiner Breite.
Schwerpunkte liegen im Bereich der Herausforderungen von Demokratie durch antidemokratische Einstellungen. Untersuchungen und Projekte hierzu führt die Professur z.B. zum Thema Rechtsextremismus und Rechtspopulismus durch. Weiterhin stehen Fragen des Demokratie Lernens im Mittelpunkt unserer Arbeit. Dies geschieht auf unterschiedlichen Ebenen durch empirische Forschung, konzeptioneller Beschreibungen oder auch praxisorientierte Projekte mit Schulen und außerschulischen Trägern der politischen Bildung.
Empirische Forschungsschwerpunkte bilden:
Konzeptionelle Schwerpunkte bilden: