Das Institut d’Études Politiques Rennes und seine Beziehungen zu Deutschland

Einer Statistik von CAMPUS FRANCE zufolge, lag Frankreich 2017 in einem internationalen Ranking auf Platz fünf der Aufnahmeländer für ausländische Studierende. Somit ist Frankreich eines der beliebtesten europäischen Ziele für internationale Student/innen nach Großbritannien und Deutschland (Quelle: chiffres clés 2020/Campus France). Betrachtet man die aktuellen Kooperationen von Hochschulen in Deutschland mit Hochschulen und Partnereinrichtungen im Staat Frankreich, kann derzeit eine Anzahl von 2986 Kooperationen festgestellt werden. Diese leisten täglich einen erwähnenswerten Beitrag zum bilateralen Austausch beider Länder.

(Quelle: Internationale Hochschulkooperation – Hochschulrektorenkonferenz)

Nun geht es spezifisch um die Vernetzung des IEP Rennes in Deutschland. Die französische Universität pflegt derzeit 14 aktive Partnerschaften mit deutschen Universitäten. Die Standorte, an denen in Deutschland eine Kooperation stattfindet, sind auf der folgenden Karte verdeutlicht. 

In den letzten sieben Jahren verbrachten 41 französische Student/innen von Sciences Po Rennes ihren Auslandsaufenthalt in Deutschland. Beachtet man dabei, dass ein Abschlussjahrgang am IEP Rennes aus ungefähr 100 Studenten besteht, kann die Aussage getroffen werden, dass in jeder Promotion ungefähr sechs Student/innen ihr Auslandssemester in Deutschland verbringen.

Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass es sich dabei nicht um Studierende des deutsch-französischen Studiengangs handelt. Der Deutsch-Französische Integrierte Studiengang Politikwissenschaft wird gemeinsam von der KU und dem Sciences Po Rennes (auch Institut d’Etudes Politiques, IEP) in der französischen Bretagne angeboten. Teil des Studiengangs für die französischen Studierenden ist im dritten und vierten Studienjahr ein verbindlicher, zweijähriger Auslandsaufenthalt an der KU Eichstätt.

Beliebteste Universitäten der französischen Student/innen in Deutschland waren dabei die Universität Leipzig, die Technische Universität Dresden, die Universität Konstanz und die Humboldt-Universität zu Berlin. Letztlich unterscheidet sich die Anzahl an Bewerbungen für einen Auslandsaufenthalt in Deutschland deutlich von der Anzahl der zugelassenen Studierenden. In einem Zeitraum von 2015 bis 2021 bewarben sich am IEP Rennes 231 Student/innen für einen Platz im Auslandsjahr an einer deutschen Universität. Hierbei wurden sowohl Erst-, Zweit-, Dritt-, Viert- als auch Fünftwunsch berücksichtigt. Dabei waren die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Leipzig die häufigsten Wunschziele der französischen Studierenden.   

Karte Frankreich
© Julian Herzel

Im Portrait: Die Wirtschaftsdozentin Charlotte Bellon

Charlotte Bellon unterrichtet das Fach Wirtschaft am IEP de Rennes. Ihr Bildungsweg ist von deutsch-französischen Programmen und Kooperationen geprägt. Aus diesem Grund stellen wir sie hier kurz vor.

Charlotte Bellon hat im Rahmen eines deutsch-französischen Verfahrens an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und an der Universität Paris VIII promoviert. Zuvor hatte sie in Sciences Po in Paris studiert und am renommierten Austauschprogramms für parlamentarische Assistenten, das von Humboldt-Universität, dem DAAD und der Nationalversammlung bzw. dem Bundestag koordiniert wird, teilgenommen. Hierzu gehört auch ein sechs-monatiger Studienaufenthalt an der Humboldt-Universität in Berlin.  

Charlotte Bellon interessierte sich zunächst für die deutsch-französische Sprache im Zusammenhang mit Polen. Damals befand man sich mitten in der Diskussion über die Erweiterung Europas. Ihre Dissertation und ihre Masterarbeit beschäftigten sich mit dem polnischen Parteisystem und dessen Umstrukturierung nach dem Fall des Kommunismus. Von Polen aus hat sie sich für das Weimarer Dreieck interessiert. Anschließend konzentrierte sie sich wieder auf Deutschland und die deutsch-französischen Beziehungen.

Diese Neuausrichtung ist auf ihr wachsendes Interesse an einer wirtschaftspolitischen Steuerung in Europa zurückzuführen, die nicht zuletzt aufgrund der deutsch-französischen Divergenzen zurückzuführen ist. Es war die Zeit der Diskussionen über den reformierten Stabilitäts- und Wachstumspakt im Vertrag von Amsterdam 1997 und die Einführung des Euro.

In Frankreich wurden Deutschland und Europa häufig als Befürworter einer „liberalen“ Politik dargestellt. Diese wirtschaftspolitischen „Klischees“ veranlassten sie, sich mit der Rolle der Kultur bei der Erklärung der wirtschaftlichen Positionierung auseinander zu setzen, wobei sie sich auf Frankreich und Deutschland berief, da die Unterschiede zwischen diesen beiden Ländern die Entwicklung der europäischen Integration maßgeblich beeinflussen.

Sie würde daher sagen, dass es vor allem die europäische Perspektive und ihr Bekenntnis zu diesem Aufbau sowie zu den Herausforderungen, die der Euro und die Wirtschafts- und Währungsunion darstellen, sind, die ihr Interesse an der deutsch-französischen Sprache allmählich geweckt haben.

Seitdem Sie in Sciences Po Rennes lehrt, arbeitet sie mit der Universität in Eichstätt, aber auch mit der Universität Leipzig und Halle zusammen. Dies ermöglichte es, die Unterschiede der deutsch-französischen Wirtschaftskultur zu erforschen und sich über unterschiedliche pädagogische und methodische „kulturelle“ Praktiken auszutauschen. Charlotte Bellon war auch bereits für die Deutsch-Französische Hochschule als Gutachterin tätig und hatte zwischenzeitlich die Programmverantwortung für den integrieten Studiengang mit Eichstätt.