Etymologisch ist das griechische Wort ‚Phänologie’ mit der ‚Lehre von den Erscheinungen’ zu übersetzen. Darunter werden „periodische Wachstums- und Entwicklungserscheinungen aller pflanzlichen und tierischen Lebewesen in ihren zeitlichen Abhängigkeiten“ (DWD 1991) zusammengefasst.
Seit jeher beschäftigt sich der Mensch mit der jahreszeitlich bedingten Entwicklung der Pflanzen. Das Wissen darüber, zu welchem Zeitpunkt essbare Früchte reifen, war bereits in der frühen Menschheitsgeschichte unentbehrlich für das Überleben. Das Blühen gewisser Zeigerpflanzen dient als verlässlicher Taktgeber und läutet den Beginn von Jahreszeiten ein. Vor allem in der Landwirtschaft ist es von Nöten, ideale Saat- und Erntetermine vorauszusagen, um effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Auch heute wird diesem Forschungsfeld, der Phänologie, ein großes Potential zugesprochen.
Da die Phänologie ein klein- sowie großräumiges Biomonitoring ermöglicht, sind ihre Anwendungsmöglichkeiten vielfältig. Neben beispielsweise der Forstklimatologie, der Agrarmeteorologie, der Stadtklimatologie oder der Klimageschichte findet der Forschungszweig auch in neueren Bereichen Anwendung, etwa in der Pollenflugvorhersage / Medizinmeteorologie.
Weitere Informationen zur Phänologie finden Sie auf der Hompage der Internationalen Phänologischen Gärten.
Seit 2017 führt die Professur für Physische Geographie / Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung phänologische Beobachtungen im Hofgarten durch. Von den ca. 230 Bäumen und Sträuchern, die nicht nur aus Europa, sondern auch aus Nordamerika und Asien stammen, werden derzeit rund 100 Bäume genauer unter die Lupe genommen. D.h. jeden dritten Tag notieren Mitarbeiter der Professur den Entwicklungszustand der Pflanzen und werten diese Daten aus.
Aus den Eintrittszeiten ausgewählter und charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr an einem Ort konstruiert werden. Dies geschieht graphisch mit einer sogenannten Phänologischen Uhr, bei der jede phänologische Jahreszeit durch eine Leitphase eröffnet wird und mit dem Beginn der nächsten Jahreszeit endet. Die Zahlen in Klammern stellen dabei die Länge der jeweiligen phänologischen Jahreszeit dar. Bei längeren Zeitreihen ist es zudem möglich, Mittelwerte darzustellen, welche dann im inneren einer Doppeluhr abgebildet werden. In einigen Jahren kann daher auch eine Auswertung über die Verschiebung von Jahreszeiten erfolgen.