Der „Global Award“ wird 2024 zum zweiten Mal im Rahmen des internationalen Uniservitate-Netzwerks verliehen. Uniservitate wird von der Porticus Stiftung finanziert und vom lateinamerikanischen Center for Solidary Service Learning (CLAYSS) in Argentinien koordiniert. Der Preis wird im Rahmen des Uniservitate-Hubs für Mittel- und Osteuropa und den Nahen Osten vergeben.
Der „Global Award“ zeichnet herausragende Service Learning-Projekte aus und unterstützt deren Weiterführung mit einem Preisgeld. Das Projekt „Bacteria Antibiotic Resistance: A Global Challenge - Local Action. The student’s project carried out as part of the activity in the Scientific Club“ an der John Paul II Catholic University of Lublin (KUL) in Polen wurde mit dem Uniservitate Global Award 2024 ausgezeichnet. Das von Ilona Sadok und Rafał Łopucki geleitete Projekt befasst sich mit dem wachsenden Problem der Arzneimittelresistenz bei Mikroorganismen (allgemein bekannt als Antibiotikaresistenz) und reagiert auf die Notwendigkeit, dieses Phänomen zu überwachen und zu untersuchen sowie seine negativen Folgen zu minimieren. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, sammelten die Studierenden zahlreiche Proben von öffentlichen Spielplätzen in der Stadt Lublin, wie z. B. Abstriche von Spielplatzgeräten (z. B. Schaukeln und Rutschen), Sand aus Sandkästen, Boden- und Luftproben. Mit Hilfe von mikrobiologischen Verfahren und Massenspektrometrie-Analysen isolierten und identifizierten die Schülerinnen und Schüler pathogene Bakterienstämme. Diese Stämme wurden in Experimenten auf ihre Antibiotikaresistenz hin untersucht. Das Projekt ging jedoch über die wissenschaftlichen Ergebnisse hinaus; ein wesentliches Ziel war es, das erworbene Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen, die an der mikrobiologischen Sicherheit von Kinderspielplätzen interessiert ist. Um dies zu erreichen, wurde eine spezielle Plattform für den Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen und der Öffentlichkeit eingerichtet.
In dem von Kristina Löblein geleiteten Projekt entwickeln KU-Studierende Unterrichtsstunden, deren Planung, Durchführung und Auswertung pädagogisch durch Service Learning umgesetzt werden. Ziel des Projekts ist es, das Gemeinwohl zu fördern, indem Grundschulkindern mit Migrationshintergrund ein besserer Zugang zur deutschen Sprache ermöglicht wird. Zu den Kooperationspartnern des Projekts, das im Sommersemester 2023 startete, gehören die Eichstätter Grundschulen St. Walburg und Am Graben. Im Sommersemester 2024 nimmt auch die Grundschule Adelschlag teil. KU-Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen bieten ehrenamtliche Sprachförderung in Deutsch als Zweitsprache an. Ein wöchentliches Seminar mit Kristina Löblein begleitet die Arbeit der Studierenden und vermittelt ihnen grundlegende Kenntnisse zur Sprachförderung, zum Schriftspracherwerb und zum Umgang mit Heterogenität im schulischen Kontext. Das Seminar bietet ein unterstützendes Umfeld, in dem die Studierenden diese theoretischen Grundlagen mit der Entwicklung von Unterrichtsplänen, der Auswahl und praktischen Erprobung geeigneter Methoden und Materialien sowie der intensiven Reflexion ihrer Erfahrungen aus den Förderstunden verbinden können. Kristina Löblein gibt den Studierenden ein professionelles Feedback und berät sie kontinuierlich - nicht nur während des Seminars, sondern auch in Einzelgesprächen und Unterrichtsbesuchen mit Nachbesprechung.
Auch Projekte der Bethlehem University (BU) und der KU wurden besonders erwähnt. Der Fachbereich Englisch und Kommunikation der BU führte unter der Leitung von Ramzi Asali, Layth Awwad und Ruba Ayyad zehn Initiativen zum Thema „Global Citizenship, Sustainability, and Service Learning“ durch, an denen 32 Studierende teilnahmen. Diese Initiativen wurden in Zusammenarbeit mit namhaften internationalen und lokalen Organisationen durchgeführt, die in Palästina tätig sind. Eine bemerkenswerte Initiative, die in Zusammenarbeit mit EducAid, einer italienischen NRO mit Sitz in Rom, durchgeführt wurde, zielte darauf ab, die digitale Kluft zwischen Menschen mit Sehbehinderungen in Bethlehem zu überbrücken. Diese Partnerschaften unterstrichen die Bedeutung von Weltbürgertum, interkultureller Kommunikation sowie internationaler Solidarität und Zusammenarbeit für die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs). Die Projekte verdeutlichten die Verflechtung lokaler und globaler Probleme und betonten, wie wichtig es ist, bei den Schülern und Schülerinnen eine globale Denkweise zu fördern, wenn sie sich in der Gemeinschaft engagieren und lokale Herausforderungen angehen wollen. Unter der Leitung von Hanan Saca-Hazboun, Amal Abu Nijmeh Fakhouri und Fatmeh Madani Hammad von der Fakultät für Krankenpflege und Hebammenwesen führten die Studierenden mehrere Service-Learning-Projekte mit dem Titel „Health Awareness Programs – Students’ Activities for Course Work“ durch. Diese Projekte konzentrierten sich auf Initiativen zur Krebsvorsorge, z. B. für Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Die zweite Initiative dehnte sich auf den Bereich der Kindergesundheit aus und zielte darauf ab, Eltern, Betreuende und Kinder mit den Informationen und Fähigkeiten auszustatten, die sie benötigen, um mit häufigen Notfällen in der Kindheit effektiv umzugehen und so die Gesundheitskompetenz der Familie und die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft zu stärken. Schließlich produzierten angehende Hebammen Lehrvideos zur Frauengesundheit für die sozialen Medien, in denen sie Frauen anleiteten, wie sie in einer Krise entbinden können. Durch diese Bemühungen konnten die Studierenden einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheitserziehung und Stärkung der Gemeinschaft leisten und gleichzeitig praktische Erfahrungen sammeln.
Die Jury lobte auch das Projekt „Awareness: Pastoral Care in the Context of Festivals and Events“ unter der Leitung von Simone Birkel (KU) für seinen innovativen Charakter: Zum zweiten Mal boten Studierende der Religionspädagogik in Kooperation mit der Diözese Eichstätt und dem Malteser Hilfsdienst eine Festivalseelsorge im Rahmen des jährlichen „Open-Air am Berg“-Festivals in Eichstätt am Pfingstwochenende an. Der Festivalveranstalter, der Kulturverein Joke e.V. Eichstätt, engagiert die Festivalseelsorge, um mehr Sicherheit und Wohlbefinden für die Besuchenden zu gewährleisten. Das Seelsorgeteam steht den Festivalbesuchenden rund um die Uhr zur Verfügung, um sie in emotionalen Situationen zu unterstützen, Unbehagen oder Belästigungen anzusprechen oder einfach eine Pause vom Festivaltrubel zu bieten. Das Service-Learning-Projekt ist Teil des Lehrplans und soll nicht nur den Festivalbesuchenden zugute kommen, sondern auch die Kompetenzen der Studierenden erweitern.
Die Bewerbungen für den Uniservitate Global Award durchliefen ein dreistufiges Verfahren: In zwei Bewertungsrunden ermittelten international anerkannte Experten und Expertinnen die besten Projekte. Diese wurden dann einer sechsköpfigen internationalen Jury vorgestellt, die über die Preisträger entschied. Die Verleihung des Global Award wird im Rahmen eines Uniservitate-Symposiums Anfang November in Rom stattfinden.