Die armenische Überlieferung der Apophthegmata Patrum

Armenische Handschrift

Habilitationsprojekt von Frau Dr. theol. Anahit Avagyan

Auf dem Projekt „Early Monasticism and Classical Paideia“ der Universität Lund und verschiedenen Vorarbeiten basierend, erforscht die Armenologin und Kirchenhistorikerin Anahit Avagyan ab dem WiSe 2020/21 in ihrem Habilitationsprojekt im Fach „Theologie des Christlichen Ostens“ an der Forschungsstelle Christlicher Orient die Überlieferungsgeschichte und den Bestand der armenischen Apophthegmata Patrum sowie deren Rezeption in der armenischen Kirche.

Indem David Brakke (Macarius’s Quest and Ours, CSQ 48 [2013] 240) die Quellen des ägyptischen Mönchtums darstellt, schreibt er: „AP [Apophthegmata Patrum] present difficulties that scholars have discussed for years: the relationships among the different forms and language versions, the dates and circumstances of their original compilation, and the history of their transmission. Earlier scholars hoped to discover the earliest and most reliable sets of sayings and versions of individual sayings that, they believed, would give them good information about early monks.“ In diesen wenigen Zeilen werden als die wichtigsten Elemente der Erforschung der Apophthegmata Patrum ihre Entstehung bzw. Datierung, Zusammensetzung, Formenunterschiede und die Bestimmung der (ältesten) Überlieferung benannt. Da Fragen der Forschung wesentlich von den Überlieferungssprachen abhängen, gilt die Erforschung der armenischen Übersetzung und ihrer Redaktionen als einer der wichtigsten Überlieferungslinien als veritables Forschungsdesiderat. Anahit Avagyan widmet sich in ihrem Habilitationsprojekt der Überlieferungsgeschichte und dem Bestand der armenischen Apophthegmata Patrum sowie deren Rezeption, insbesondere im armenischen Mönchtum, sowie ihres theologiegeschichtlichen Einflusses auf die armenische Kirche. Als Quellen der Untersuchung werden primär die armenischen Handschriften des Jerewaner Matenaderan ausgewertet, außerdem werden archäologische Zeugnisse und anderes Material zur Untersuchung herangezogen. Die reiche handschriftliche Überlieferung bzw. eine lange Textgeschichte der Haranc vark (Vitae Patrum – die armenischen Paterika schlechthin, in denen auch die Apophthegmata Patrum inkorporiert sind) erweist sich als Segen und Verhängnis zugleich. Die Ausgaben (von Neu-Dschulfa 1641, Konstantinopel 1720 und Venedig 1855) basieren zwar auf Handschriften und geben die Vielgestaltigkeit der Paterika-Sammlungen wieder, können aber heute nicht für sich beanspruchen, eine wissenschaftlichen Bedürfnissen genügende Edition darzustellen.

Das Vorhaben, die armenische Überlieferung der Apophtegmata Patrum in einem breiteren Umfang zu untersuchen, entstand am Centre for Theology and Religious Studies der Universität Lund während der Mitarbeit im Projekt „Early Monasticism and Classical Paideia“ (MOPAI; Projektleiter: Samuel Rubenson; monastica.ht.lu.se/), sodass bereits auf eine Reihe von Vorarbeiten zurückgegriffen werden kann. Diese begonnenen Arbeiten fließen ein in ein Habilitationsprojekt im Fach „Theologie des Christlichen Ostens“, bei dem insbesondere auch eine Kooperation mit dem Armenologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Hacik Gazer, vorgesehen ist. Der Forschungsgegenstand befindet sich am Schnittpunkt von Patristik, ostkirchlicher Spiritualität und vergleichender Sprachwissenschaft. Die Kollation der armenischen Textzeugen und der Vergleich mit den originalsprachlichen Vorlagen (Griechisch, ggf. Syrisch, Koptisch und Latein) sowie eine eingehende historische wie theologiegeschichtliche Analyse bilden die Schwerpunkte des Projekts. Für die finanzielle Förderung erhält Frau Dr. Avagyan ein Habilitationsstipendium des Hilfswerks RENOVABIS.

 

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