Orientalische Quellen zum Kirchenrecht: Edition und Übersetzung pseudapostolischer Kirchenordnungen in arabischer Überlieferung

Orientalische Handschrift zum Kirchenrecht Beispiel

Die ältesten christlich-orientalischen kirchenrechtlichen Texte sind zum einen als pseudapostolische Schriften und zum anderen als Synodalbeschlüsse überliefert. Angesichts ihres Umfangs und ihres defizitären Bearbeitungszustandes konzentriert sich das Vorhaben zunächst auf die pseudapostolische Literatur, zumal diese in chronologischer Sicht als primär und wirkungsgeschichtlich als ertragreicher angesehen werden darf.

Diese Kirchenordnungen sind auch in sozialwissenschaftlicher Perspektive von großem Interesse, stellen sie doch geradezu einen Modellfall für fortschreitende Organisation und Institutionalisierung als Folge der Ausdehnung eines sozialen Systems dar. Konkret vermitteln sie ein anschauliches Bild sozialer Evolution, also funktionaler Spezialisierung und struktureller Differenzierung im Bereich des frühen Christentums, ein Beispiel, das noch der weiteren Analyse bedarf.

Ein weiterer Aspekt insbesondere der orientalischen Versionen dieser Texte betrifft die Nähe zur jeweiligen kulturell-konfessionell geprägten Alltagspraxis. Hatte die patristische Forschung bisher die Frage nach dem zu rekonstruierenden Urtext in den Vordergrund gerückt, so können die orientalischen Übersetzungen auch im Hinblick auf die sie umgebenden Lebensumstände gelesen werden.

Das Projekt hat jenseits seiner philologischen auch eine theologische, insbesondere kirchenrechtliche Bedeutung. Eine in dieser erweiterten Perspektive angelegte weitere Bearbeitung des zu behandelnden Gegenstandes setzt aber zunächst einmal die hier intendierte philologische Vorarbeit voraus. Wenn auch in längerfristiger Perspektive Editionen der Texte in allen überlieferten Versionen, also koptisch, arabisch, äthiopisch und syrisch, wünschenswert wären, muss sich das Projekt hinsichtlich seines Umfanges auf einen in überschaubarer Zeit realisierbaren Ausschnitt beschränken. Eine gleichzeitige Bearbeitung einzelner Texte in allen Sprachen scheint im Rückblick auf die bisherige Forschungsgeschichte weniger sinnvoll, vielmehr sollte das gesamte Textcorpus im Fokus der Betrachtung stehen und in einer einzigen sprachlichen Überlieferung bearbeitet werden. Hierbei zeigen sich im Bereich der christlich-arabischen Überlieferung die spürbarsten Forschungslücken, sodass die arabischen Versionen der pseudapostolischen Kirchenordnungen zunächst ediert werden.

Durch eine editorische Erschließung und Übersetzung der ausgewählten Texte kommt das Vorhaben einem in der Fachwelt längst bekannten und immer wieder formulierten Desiderat nach und leistet damit über den philologischen Ertrag hinaus einen substantiellen Beitrag zu weiterer Forschung.

Über dieses Forschungsvorhaben berichtete ausführlich das Magazin der KU Eichstätt-Ingolstadt "Agora" in der Ausgabe 2/2011. Unter folgendem Link kann der Artikel nachgelesen werden: Frühes Christentum im Originalton

Dieses Projekt wird gefördert durch die

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