Vom 6.-8.5.2022 fand an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt eine Tagung zu dem Thema „Katholische Bildung in biblischer Perspektive“ statt. Die Tagung wurde organisiert und verantwortet von den Lehrstühlen für Alttestamentliche und Neutestamentliche Wissenschaft an der Katholischen Universität.

Die Tagung wollte ganz bewusst von einem katholischen Menschenbild ausgehend eine Vorstellung von Bildung entwerfen, die vom biblischen Menschenbild und von alttestamentlichen und neutestamentlichen Bildungsentwürfen her kritisch beleuchtet wird. Die Tagung wurde eröffnet mit einem einführenden Referat. Es schlossen sich zwei Vorträge zu einem philosophischen und einem theologischen Bild vom Menschen an (Prof. em. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz/Dresden-Heiligenkreuz, Bischof Rudolf Voderholzer). Bischof Voderholzer hob ebenso wie Kardinal Woelki, der den öffentlichen Abendvortrag hielt, die Notwendigkeit hervor, dass eine fundierte theologische Bildung auf den interdisziplinären Dialog mit anderen Wissenschaften angewiesen ist. Kardinal Woelki forderte zudem, dass die katholische Theologie, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden, auch in den unterschiedlichen modernen Medien präsent sein sollte.

Die biblischen Vorträge von Prof. Gaß/Trier, Prof. Zapff/Eichstätt, Prof. Jordan Schmidt/Washington, Prof. Wehr/Eichstätt und Dr. Katja Hess/Eichstätt trugen wichtige exegetische Erkenntnisse zum biblischen Menschenbild und zu biblischen Bildungsidealen bei.

Ein Vortrag von P. Bechina FSO, Untersekretär der Kongregation für das Katholische Bildungswesen in Rom, brachte die weltkirchliche Perspektive ein. Er hob hervor, dass die katholische Kirche weltweit der größte Betreiber von Bildungseinrichtungen sei. So gingen ca. 70 Mio. Kinder und Jugendliche weltweit in katholische Schulen. Er forderte, in weitere Überlegungen zu einem katholischen Bildungsverständnis den Dialog mit anderen Wissenschaften einzubeziehen.

Eine abschließende Diskussionsrunde am Sonntag sammelte Erfahrungen aus einigen katholischen Bildungseinrichtungen und diskutierte über Konsequenzen für ein katholisches Bildungsverständnis vor dem Hintergrund der auf der Tagung gewonnenen Erkenntnisse.

Ergänzt wurden die Diskussionen und Vorträge durch Workshops und Arbeitskreise, die um biblische und didaktisch-praktische Themen kreisten.

Sehr schön gestaltet waren die Gottesdienste: ein feierliches Amt mit Kardinal Woelki, eine Vesper im ostkirchlichen Ritus der griechisch-katholischen Kirche, die von Stipendiaten des Collegium Orientale, Eichstätt, gesungen wurde, und eine festliche Hl. Messe am Sonntag mit Weihbischof Martinez-Camino aus Madrid, die von einer Schola von Studierenden und Mitarbeitern der KU Eichstätt mit neuem geistlichen Liedgut begleitet wurde. Die Tagung wurde von den Teilnehmern als sehr anregend empfunden. Vieles wäre in weiteren Diskussionen und in Arbeitskreisen aufzugreifen und weiterzuführen. Einige Vorträge der Tagung sind weiterhin über untenstehende Links verfügbar und werden in einem Sammelband veröffentlicht.

Eichstätt, den 9.5.2022

Prof. Dr. Lothar Wehr