Ressourcen für Betroffene

Hier findest du hilfreiche Materialien, die vielen Kindern und Jugendlichen schon geholfen haben. Dazu gehören Erklärungen darüber, was ein Trauma ist, welche Folgen es haben kann und was eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bedeutet. Außerdem gibt es Anleitungen und Übungen, die dir helfen können, besser zu verstehen, was du fühlst, und dich auf deinem Weg unterstützen. Alles kannst du kostenlos herunterladen und nutzen.

Was ist ein traumatisches Ereignis?

Die schlimmen Ereignisse, von denen wir sprechen, nennt man „traumatische Ereignisse“ oder „Trauma“. Damit ist jedes Ereignis gemeint, bei dem das eigene oder das Leben eines anderen Menschen in Gefahr ist, oder bei dem man selbst oder andere körperlich oder seelisch verletzt werden. Bei so einem Ereignis fühlt man meistens große Angst, Entsetzen und Hilflosigkeit. Beispiele für traumatische Ereignisse sind Unfälle, körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Brände, Naturkatastrophen oder der Tod eines geliebten Menschen. Man kann traumatische Ereignisse selbst erleben, sie bei anderen beobachten oder von ihnen erzählt bekommen.

Was lösen traumatische Ereignisse in uns aus? 

Wenn jemand ein traumatisches Ereignis erlebt, es beobachtet oder davon erfährt, fühlt er oder sie sich danach meistens schrecklich. Das ist eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis. Bei manchen Menschen lässt dieses Gefühl nach einer Weile nach und verschwindet irgendwann wieder. Bei manchen kann dieses Gefühl jedoch sehr lange anhalten. Das nennt man dann eine „Posttraumatische Belastungsstörung“.

Falls du dir die Informationen zu möglichen Folgen von Flucht und Trauma lieber als Video ansehen möchtest, findest du Erklärvideos des Max-Planck-Instituts auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Ukrainisch, Russisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Griechisch, Türkisch, Dari, Bangla, Kurdisch, Somali, Tigrinya, Polnisch und Paschtu.

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?

Wenn etwas Schlimmes passiert, fühlen, denken und handeln Menschen auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Auch der Körper reagiert bei schlimmen Ereignissen mit typischen Anzeichen. Wenn diese Veränderungen ungewöhnlich lange anhalten und zum Beispiel zuhause, beim Spielen, bei Verabredungen mit Freunden oder in der Schule stören, nennt man das „Posttraumatische Belastungsstörung“. Dann kann eine Therapie dabei helfen, sich wieder besser zu fühlen.

Wie fühlt sich eine PTBS an? 

Eine PTBS erkennt man in vier verschiedenen Bereichen. Bei jedem ist es ein bisschen anders, welcher Bereich die am meisten Probleme macht. Auch innerhalb eines Bereichs gibt es Unterschiede, welche Probleme jemanden am meisten belasten. Die vier großen Problembereiche bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung heißen:

Welche Probleme können in diesen Bereichen auftreten? 

  • Wiedererleben: Man kann Gedanken, Erinnerungen, Bilder oder Träume von dem traumatischen Ereignis haben, obwohl man das gar nicht möchte. Manchmal fühlt man sich auch so, als würde man das traumatische Ereignis erneut erleben oder man hört, riecht oder schmeckt Dinge aus dieser Situation. Wenn man etwas erlebt, das einen an das traumatische Ereignis erinnert, kann es sein, dass man sich plötzlich traurig, erschrocken, gereizt oder ängstlich fühlt, oder dass man Bauchschmerzen bekommt oder zittert.
  • Vermeidung: Manche Menschen wollen nicht an Orte gehen oder Leute treffen, die sie an das traumatische Ereignis erinnern. Es kann auch sein, dass sie nicht daran denken oder darüber sprechen und die unangenehmen Gefühle nicht haben wollen, die die Erinnerungen an das Ereignis in ihnen auslösen. Deshalb kann es sein, dass sie Gespräche, Aktivitäten, Orte, Personen oder Dinge meiden, die mit dem traumatischen Ereignis zusammenhängen.
  • Schlechte Stimmung und Gedanken: Manche Menschen können sich an das, was passiert ist, oder Teile davon, nicht erinnern. Sie haben weniger Lust auf Dinge, die sie früher gerne gemacht haben, möchten nichts mehr unternehmen und keine Freunde mehr treffen. Manchmal glauben sie auch nicht mehr daran, dass sie ihre Wünsche verwirklichen und ihre Ziele erreichen können, oder sie denken, dass die Welt kein sicherer Ort mehr ist oder sie Schuld an dem haben, was passiert ist. Ebenso ist es möglich, dass sie nicht mehr alle Gefühle gleich gut empfinden können - beispielsweise können sie sich nicht mehr so freuen wie früher oder sie fühlen sich anderen Menschen nicht mehr nah. Schließlich kann es auch vorkommen, dass sie sich andauernd ängstlich oder wütend fühlen oder sich wegen dem, was ihnen passiert ist, schämen.
  • Körperliche Übererregung: Der Körper muss nach einem traumatischen Ereignis erst wieder lernen, dass keine Gefahr mehr droht. Deswegen können manche Menschen nach einem traumatischen Ereignis nicht mehr gut einschlafen oder wachen häufig nachts auf. Es kann auch vorkommen, dass sie sich nicht mehr gut konzentrieren können oder Dinge vergessen. Manchmal sind sie auch schneller genervt und wütend oder erschrecken leichter. Ebenso ist es möglich, dass sie nun häufiger Kopf- oder Bauchschmerzen haben, sich angespannt und „ständig auf der Hut“ fühlen.

Was verändert sich durch eine posttraumatische Belastungsreaktion noch? 

Durch die Probleme, die die Posttraumatische Belastungsreaktion verursacht, kommt es meistens dazu, dass man sich dauerhaft sehr belastet fühlt. Auch kann es zu Problemen in der Schule und mehr Streit mit Freunden und der Familie kommen.

Was ist noch wichtig?

Wie schon gesagt, reagieren Menschen unterschiedlich auf traumatische Ereignisse. Jeder denkt, fühlt und verhält sich anders.

 

Die Informationen zu traumatischen Ereignissen und PTBS findest du als PDF zum Download in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Französisch, Ukrainisch, Russisch, Farsi, Dari, Pashtu, Kurmanji, Tigrinya, Somali, Türkisch 

Was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten?

Für die Behandlung von PTBS gibt es viele gute und geprüfte Psychotherapien (z.B. TF-KVT, EMDR, Narrative Expositions-therapie oder Prolonged Exposure Therapy). Diese Psychotherapien helfen dir dabei, dass die negativen Folgen der Traumata weniger werden. 

Was ist eine Psychotherapie?

  • Du kannst eine Therapie machen, wenn es dir nicht gut geht. Eine Therapie ist freiwillig. 
  • Du kannst eine Therapie ausprobieren. Wenn dir die Therapie nicht gefällt oder du dich mit dem Therapeuten nicht gut fühlst, kannst du die Therapie beenden. 
  • Du entscheidest, was du erzählen möchtest und was du nicht erzählen möchtest. 
  • Ein Therapeut darf niemandem erzählen, was du ihm sagst. Er muss alles für sich behalten. Er hat eine Schweigepflicht. 
  • Der Therapeut wird mit einer Bezugsperson von dir sprechen. Das können deine Eltern, Verwandte oder ein Betreuer aus deiner Wohngruppe sein. Ihr überlegt gemeinsam, was er der Bezugsperson erzählen darf und was nicht. 
  • Der Therapeut spricht Deutsch. Wenn du möchtest, wird dir ein Übersetzer helfen. Auch er hat eine Schweigepflicht. 
  • Du musst eine Therapie nicht selbst bezahlen. Die Krankenversicherung oder das Jugendamt zahlt für dich.

Was ist ein Psychotherapeut? 

  • Ein Therapeut hilft dir, wenn du etwas Schlimmes erlebt hast. 
  • Ein Therapeut spricht mit dir über diese schlimmen Ereignisse. Durch das Sprechen kann es dir besser gehen. Tabletten gegen schlechte Erinnerungen gibt es nicht. 
  • Ein Therapeut ist ein Experte und Gesprächspartner für dich. Er trifft keine Entscheidungen, z.B. zu deinem Aufenthaltsstatus.

Nach den Gesprächen fühlen sich viele Jugendliche besser, verbringen wieder lieber Zeit mit Freunden und können wieder besser in der Schule aufpassen.

 

Die Informationen zum Thema Psychotherapie findest du als PDF zum Download in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Englisch, Französisch, Ukrainisch, Russisch, Farsi, Paschtu, Somali, Türkisch, Kurdisch,  und Tigrinya

Wo bekomme ich Hilfe?

  • Wenn du auf der Suche nach einem Therapeuten oder einer Therapeutin bist, findest du hier eine Liste mit Kontaktdaten von zertifizierten Traumatherapeut:innen.
  • Falls du direkt Hilfe benötigst, kannst du bei Krisenchat mit jemandem anonym sprechen oder chatten. Hier findest du den Link dazu.
  • Oder du wählst die Nummer gegen Kummer: 116 111
  • Für Unterstützung sofort, kannst du außerdem den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 anrufen.

Was Tun? Erste-Hilfe-Strategien auf einen Blick

Diese einfache Entspannungsübung kannst du regelmäßig zuhause durchführen, um dich mit der Zeit immer leichter und besser zu entspannen. Irgendwann wirst du diese Entspannungsübung sogar durchführen können während andere dabei sind und ohne, dass diese es bemerken. Übung macht den Meister - also fange am besten gleich damit an!

Setze dich locker und bequem hin. Wenn es dir leichter fällt, kannst du auch zunächst im Liegen üben. Wenn du möchtest, schließe die Augen und konzentriere dich ganz auf deinen Körper: Spüre deinen Herzschlag und deine Atmung. Atme gleichmäßig ein und aus. 

Spanne nun zunächst deine Hände an, indem du sie zu Fäusten ballst und fest zusammendrückst. Stelle dir vor, du wolltest eine Zitrone auspressen. Halte die Spannung für 7 Sekunden und lasse dann los. Spüre, wie sich deine Hände nun anfühlen. Bemerkst du den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung? Entspanne dich für 30 Sekunden. Wiederhole die Übung dann.

Spanne nun nacheinander alle Körperteile für sieben Sekunden an und entspanne sie für 30 Sekunden: 

  • Spanne deine Arme an, indem du wie ein Kraftsportler deine Muskeln zeigst, und entspanne sie anschließend wieder.
  • Spanne als nächstes deine Schultern und deinen Rücken an, indem du die Arme nach oben nimmst, dich ganz groß machst und streckst und entspanne anschließend wieder.
  • Spanne dann deinen Bauch an. Sorge dafür, dass er ganz fest ist. Entspanne dann wieder.
  • Spanne deinen Po an, indem du deine Pobacken fest zusammendrückst, und entspanne anschließend wieder.
  • Spanne als nächstes deine Beine an, indem du sie weit streckst. Entspanne sie anschließend wieder.
  • Spanne zuletzt deine Füße an. Ziehe dazu die Zehen in Richtung deiner Beine. Entspanne abschließend noch einmal für eine halbe Minute.

Die Anleitung zur Muskelentspannung findest du als PDF zum Download in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Ukrainisch, Russisch, Französisch, Türkisch, Dari, Somali, Tigrinya, Paschtu, Farsi und Kurmanji

Bauchatmung bedeutet, langsam und tief einzuatmen, während sich der Bauch und die Lungen mit Luft füllen. Du kannst sehen wie sich dein Bauch wölbt, wenn du einatmest. Atme dann langsam aus und beobachte, wie dein Bauch wieder absinkt. Beobachte genau, wie die Luft in deinen Körper hinein und wieder herausströmt.

Wenn wir aufgeregt sind, vergessen wir manchmal zu atmen. Oder machen nur kurze, flache Atemzüge, die unserem Körper nicht so viel Sauerstoff geben, wie er braucht. Die Bauchatmung hilft, sich entspannt und ruhig zu fühlen. 

Ein lustiges Spiel mit der Bauchatmung: 

Lehne dich bequem zurück oder lege dich auf den Rücken. 

Stell dir vor, dein Bauch sei ein Luftballon, der sich mit Luft füllt, während du einatmest, und aus dem die Luft wieder entweicht, während du ausatmest. 

Beobachte deinen Bauch, der größer und wieder kleiner wird, während du die Bauchatmung machst. Du kannst auch ein Kuscheltier auf deinen Bauch legen und versuchen, es beim Einatmen langsam soweit wie möglich hochzuheben, und beim Ausatmen langsam wieder nach unten sinken zu lassen. 

Du kannst die Bauchatmung auch mit jemandem, den du magst, gemeinsam machen. Dann könnt ihr ausprobieren, wer von euch tiefer ein- und langsamer ausatmen kann.

Die Anleitung zur Bauchatmung findest du als PDF zum Download in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Ukrainisch, Russisch, Französisch, Türkisch, Dari, Somali, Tigrinya, Paschtu, Farsi und Kurmanji

 

Falls du dir die Muskelentspannung, Bauchatmung und andere Entspannungsübungen lieber anhören möchtest, dann schnapp dir deine Kopfhörer! Hier gibt es die Übungen in verschiedenen Sprachen.

Falls du dir weitere Tipps zur Selbsthilfe als Video ansehen möchtest, findest du Erklärvideos des Max-Planck-Instituts auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Ukrainisch, Russisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Griechisch, Türkisch, Dari, Bangla, Kurdisch, Somali, Tigrinya, Polnisch und Paschtu.

Wo bekomme ich weitere Informationen?

  • Auf der Website des Projekts "Leben ohne Traumafolgen" findest du hilfreiche Informationen zu den Folgen von Traumata sowie weitere Materialien und Hilfsangebote. Unter der Website Du Auch findest du weitere hilfreiche Informationen zu anderen psychischen Krankheiten.
  • Refugio München ist ein Beratungs- und Therapiezentrum, das sich auf die Unterstützung von traumatisierten Menschen mit Fluchterfahrung spezialisiert hat. Mit einem großen Angebot an psychosozialen, therapeutischen und pädagogischen Leistungen ist es eine wichtige Anlaufstelle für traumatisierte Geflüchtete in Bayern.