Konflikt und Dialog in Fronteraräumen: Araucanía und Putumayo

Prof. Dr. Thomas Fischer

Entstehung und Wandel von Räumen haben die im amerikanischen Doppelkontinent lebenden Gesellschaften geprägt. Spanier, Portugiesen (und andere Europäer) trafen auf vielfältige und numerisch große Lokalbevölkerungen mit unterschiedlicher Siedlungsdichte. Sie versuchten, Amerika politisch, verwaltungsmäßig und gesellschaftlich neu zu vermessen und verschoben damit – geplant und ungeplant – die „Siedlungsgrenzen“ immer mehr in das „Innere der Amerikas“ (Chaunu). Dieser Vorgang, der seit den Unabhängigkeiten von anderen Akteuren fortgesetzt wurde, ist bis heute nicht abgeschlossen. Die an diesem bis heute nicht abgeschlossenen Vorgang beteiligten Akteure handeln dabei „Territorien“, Ordnungen und Gewaltverhältnisse aus. Es handelt sich um einen oft konfliktiven gewaltsam ausgetragenen, mitunter auf Dialog beruhenden Prozess.

Dieses akteurszentrierte Forschungsprojekt fokussiert die Aushandlung von „Grenzräumen“ in Südamerika in der Zeit nach den Unabhängigkeiten (von Spanien respektive Portugal) und der damit einhergehenden Gründung von Nationalstaaten. Konkret geht es um die Phase ab den 1880er Jahren bis ca. 1940. Es gliedert sich ein in ein (zeitlich, thematisch und personell) größeres, interdisziplinäres, am ZILAS angesiedeltes Projekt über „Memoria- und Grenzkonstruktionen in postkolonialen Binnenkolonisationsprozessen Amerikas (19.-21. Jahrhundert)“. Mein Projekt fokussiert geographisch die Araucanía in Südchile (eventuell auch Teile im Inneren des heutigen Argentinien) sowie Putumayo in Kolumbien. Es handelt sich hierbei um geographische Gebiete, die im Untersuchungszeitraum vermehrt in den Fokus der staatstragenden („weißen“ und „mestizischen“) Eliten gerieten. Es soll der Frage nachgegangen werden, wie die Kategorien „Konflikt“ und „Dialog“ oder „Krieg“ und „Frieden“ auf die einzelnen Akteure und ihr Zusammenspiel angewendet werden können.