Erkenntnisinteresse und Forschungsfrage:
Seit den späten 1970er und frühen 1980er Jahren werden Schutzsuchende in Deutschland in großen Sammellagern untergebracht. Von Anfang an war diese Form der Unterbringung als Abschreckungsmaßnahme konzipiert. Die relativ wenigen Studien, die bisher diese Form der Unterbringung untersucht haben, stimmten weitgehend darin überein, dass sie desintegrierend wirkt und auch menschenrechtsverletzend sein kann. Vor diesem Hintergrund will das Forschungsprojekt die Lebensrealitäten von Geflüchteten analysieren, die Erfahrungen mit dem Alltag in Lagern bzw. Aufnahmeeinrichtungen gemacht haben und dabei die Perspektive der Schutzsuchenden in den Vordergrund stellen. Das Forschungsprojekt ergänzt die Analyse von Lagern als Dispositiv, die mit einer vorhergehenden Forschungsarbeit zum Zusammenhang von medial (re)produzierten Narrativen und Asylrechtsänderungen begonnen hat.
Methoden:
Qualitativ-problemzentrierte Interviews, engaged anthropology
Laufzeit:
2020
Projektdesign:
Das Forschungsprojekt befasst sich mit den Lebensrealitäten von Geflüchteten, die Erfahrungen mit dem Leben in Lagern gemacht haben. Auf der Grundlage qualitativer Interviews wird entlang der von den Refugees als besonders bedeutsam hervorgehobenen Alltagsbezüge wie Ernährung, Gesundheit, Rechte und Angst vor Abschiebungen der Alltag in den Unterkünften nachgezeichnet. Ein Schwerpunkt liegt auf widerständigen Praktiken bzw. der Agency der Refugees.
Der Analyse erfolgt vor dem theoretischen Hintergrund des Dispositivs nach Foucault und des Mobilitätskonzeptes nach Holert und Terkessidis. Der Beitrag fokussiert damit das Spannungsverhältnis zwischen erzwungener Immobilisierung von Geflüchteten durch das Asylsystem sowie selbstermächtigenden widerständigen Praktiken und Mobilitätsstrategien von Geflüchteten.
Förderung:
proFOR+-Förderung des Zentrums für Forschungsförderung (ZFF) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
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