Workshop zur Tabula Peutingeriana

Die Tabula Peutingeriana - Eine Karte zwischen alten Sprachen und moderner Technik

Plakat Workhop TP

Die Tabula Peutingeriana ist die einzige überlieferte großformatige Weltkarte aus der Antike und damit ein einzigartiges Zeugnis nicht nur für die Kartographiegeschichte, sondern auch für die Raumwahrnehmung der Alten Welt. Zwischen 2017 und 2023 entstand im Rahmen des DFG-Projektes „Kommentar zur Tabula Peutingeriana“ in Kooperation mit dem Rechenzentrum und den Kartographen der KU Eichstätt-Ingolstadt nicht nur eine Datenbank mit mittlerweile 3800 Datensätzen, sondern es gelang auch die Bereitstellung der TP als ArcGIS basierte Open-Source-Anwendung und Verknüpfung der beiden Applikationen miteinander. Das DFG-Projekt konnte 2023 erfolgreich abgeschlossen werden.

Jedoch zeigten sich im Zuge dieser Grundlagenforschung zur TP wegweisend neue Forschungsansätze gerade im Hinblick auf den Einsatz neuer Techniken und digitaler Anwendungsmöglichkeiten, die seit längerem im Bereich der Geographie und Physik aber auch erfolgreich bereits in der Papyrologie verwendet werden. Ziel ist die Aufnahme der TP mithilfe einer Kamera, die Bilder im Wellenbereich zwischen 380 und 780 Nanometer aufnimmt. Diese Scans eröffnen die Möglichkeit, die Beschriftung von beschädigten Stellen der TP wieder sichtbar zu machen. Denn aufgrund der Verwendung grüner Kupfersulfatfarbe für die Darstellung von Wasserflächen ist die Beschriftung von Seen und Meeren auf der TP unlesbar geworden. In einem ersten Versuch zusammen mit der Universität Trier konnten mithilfe einer Hyperspektralkamera bereits zahlreiche Toponyme sichtbar gemacht werden, die maritimes Wissen darstellen. Nun soll auf dem Workshop gemeinsam mit Forschern der Universität Hamburg der Einsatz einer Multispektralkamera für die Rekonstruktion der beschädigten Stellen diskutiert werden. Der Einsatz dieser neuen Bildgebungsverfahren hat dazu beigetragen, den Blick von der dargestellten Landmasse der TP stärker auf die zerstörte Meeresfläche zu wenden.

Ein weiteres Desiderat der Forschung bleibt die sprachwissenschaftliche Analyse der TP und die Frage, inwieweit die Sprache der Karte Zeugnis für die Entstehungszeit der mittelalterlichen Kopie um 1200 ist oder das Ergebnis des Kopierprozesses. Ist die philologische Gestaltung der TP homogen oder heterogen? Auf den ersten Blick scheint Letzteres der Fall zu sein, denn neben klassischen lateinischen Formen finden sich vereinzelt auch Gräzismen auf der Karte wieder. Bei den lateinischen Toponymen stellt sich wiederum die Frage, ob es sich um klassische Ablativ- und die Richtung angebende Akkusativformen handelt oder um ein abgeflachtes Vulgärlatein, Mittellatein oder eine Frühform des Altitalienischen. Bei den chorographischen Angaben der TP finden sich Abbreviaturen und Monophtongierungen. Eine die gesamte Karte übergreifende Systematisierung und Untersuchung der Sprachformen ist also überfällig.

Auch hier bietet der Workshop die Möglichkeit, moderne Einsatzmöglichkeiten von Datenbanken sowie KI-basierten Text- und Spracherkennungssoftwares zu diskutieren, um die Heterogenität oder Homogenität der Sprache der TP zu untersuchen, um die mittelalterliche Kopierstufe der TP besser einordnen zu können.

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Organisation

Philipp Köhner M. A. 
Lehrstuhl Alte Geschichte 
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Universitätsallee 1 - UA 130
85072 Eichstätt

Kontakt
pkoehner(at)ku.de 
+49 8421 / 93-23094

Neuerscheinung

Neues Studienprofil Antikeplus

Die griechisch-römische Welt in all ihren Facetten

An der KU startet zum Wintersemester 2024/25 das Studienprofil Antikeplus. Die Studentinnen und Studenten setzen sich in diesem interdisziplinären Bachelorprogramm mit der griechischen und römischen Antike aus geschichtswissenschaftlicher, archäologischer, kultureller und literaturwissenschaftlicher Perspektive auseinander. Sie sollen nicht nur in die Tiefe des Altertums eintauchen, sondern auch deren Einflüsse auf die moderne Welt und andere Kulturen verstehen lernen.

https://www.ku.de/studienangebot/antikeplus-ba

Flyer des Studiengangs

Idealtypischer Studienverlaufsplan

AntikePlus

"Grenzen in der Antike"

Die Tagung findet statt wie im Flyer angegeben.

Projektworkshop

Handel und Verkehr zwischen Alpen und rätischem Limes

Am Freitag, den 26.01.2024, fand an der KU Eichstätt-Ingolstadt unter Leitung von Nadin Burkhardt (Klassische Archäologie) und Michael Rathmann (Alte Geschichte) ein Workshop zum Thema „Handel und Verkehr zwischen Alpen und rätischem Limes“ statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, das Römische Straßenwesen in Rätien aus den Blickwinkeln verschiedener Fachdisziplinen zu beleuchten, um Möglichkeiten für ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Themenkomplex „Römerstraßen in Bayern“ zu erörtern. Die Referenten behandelten das Thema deshalb aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektive und präsentierten verschiedene technische Möglichkeiten, die neue Ansätze für die Erforschung der römischen Verkehrsinfrastruktur offerierten. Hierzu gehören sowohl KI-basierte Computersimulation und drohnenbasierte Photogrammmetrie aus der Physischen Geographie als auch die Analyse historischen Kartenwerks, archäologischer Straßenbefunde und Aufnahmen aus der Luftbildarchäologie.

Die entspannte Wissenschaftsatmosphäre des Workshops gab den Teilnehmern die fruchtbare Gestaltungsmöglichkeit, gegenseitig in konstruktiven Diskussionen aufeinander Bezug zu nehmen und dadurch einzelne Fragestellungen intensiver zu erörtern. Die Gäste der Grabungsfirma ProArch aus Ingolstadt, der regionalen Denkmalpflege und der historischen Vereine brachten zusätzlich ihre Erfahrung mit in die Diskussion ein.

Gute universitäre Lehre zeugt davon, dass Forschung und Lehre Hand in Hand gehen und so nahm auch ein großer Teil interessierter Gäste und Studierender am Workshop teil, die schon 2020 an der Lehrgrabung Römerstraße in Wettstetten mitgewirkt hatten.

Der Ergebnisse des Workshops bilden nun die Grundlage der beteiligten Wissenschaftler der KU für die Erarbeitung eines Antrags zur zeitgemäßen Erforschung des Raetischen Straßennetzes.

Philipp Köhner

Programm: Download

Kontakt: Michael Rathmann (michael.rathmann@ku.de) und Nadin Burkhardt (Nadin.Burkhardt@ku.de)

 

Forschungsaufenthalt im November 2023

Frau Prof. Dr. Veronica Bucciantini (Florenz)

The research of Prof. V. Bucciantini (Dipartimento di Lettere e Filosofia, DILEF Unversità degli Studi di Firenze) at the Catholic University of Eichstätt (03.11-30.11.2023) stays focused on studies concerning the unpublished studies of Friedrich Gisinger, kept in the archive of the Bavarian State Library in Munich. Gisinger, born in 1888, was High School teacher in the Berthold-Gymnasium of Freiburg in Breisgau for thirty years and in 1951 also became honorary professor of Ancient Geography at the University of Freiburg. His unpublished studies and correspondence are very relevant for the historical geography of the ancient world.

We know that in 1917 Gisinger had submitted his dissertation, and that in 1921 he published Die Erdbeschreibung Eudoxos des von Knidos. Furthermore his geographical interests are witnessed by a number of important articles in the Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft: in 1924 "Geographie", in 1927 "Skymnos" and "Skylax", in 1937 "Oikoumene", "Okeanos" and "Periplus," in 1949 "Patrokles", in 1952. When in 1926 Felix Jacoby was afraid that he would not be able to conclude his huge work Fragmente der griechischen Historiker, he asked his colleague to take his place for the fifth section FGrHist V Geographers.

The relationship between Jacoby and Gisinger, which lasted over thirty years, can be reconstructed mainly due to the Archive in the Bavarian State Library. Among other things, there are 25 letters of F. Jacoby to F. Gisinger, which are particularly notable, because they allow to reconstruct the genesis of the fifth section, and the important role played by F. Gisinger. Furthermore on 22 November 2023 Prof. Bucciantini, in the Oberseminar of the Chair of Ancient History of Catholic University of Eichstätt, held a lecture entitled: Gisinger und seine Forschungen zur Geographie der Alten Welt.

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Frau Prof. Veronica Bucciantini pflegt enge Kontakte zum Lehrstuhl für Alte Geschichte der KU Eichstätt-Ingolstadt und war bereits im Wintersemester 2015/16 als Gastprofessorin an unserem Lehrstuhl tätig. Sie ist außerdem Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Ernst-Kirsten-Gesellschaft. Internationale Gesellschaft für Historische Geographie der Alten Welt, die ihren Geschäftssitz in Eichstätt hat.