Am 7. Mai fand die feierliche Eröffnung des Instituts für Altertumswissenschaften an der KU statt. Die Fächer Alte Geschichte, Alte Kirchengeschichte, Klassische Archäologie und Klassische Philologie schließen sich institutionell zusammen, um die Zusammenarbeit zu intensivieren und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. In ihren Grußworten betonten Vizepräsident Prof. Jens Hogreve und Prof. Verena Schulz die große Bedeutung dieser “Kleinen Fächer” in der heutigen Universitätslandschaft. Höhepunkt der Feier war der Festvortrag von Prof. Gregor Weber (Augsburg) über die Kulturgeschichte des Pilzes in der Antike. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von drei iranischen Studenten der KU.
Die Tabula Peutingeriana ist die einzige überlieferte großformatige Weltkarte aus der Antike und damit ein einzigartiges Zeugnis nicht nur für die Kartographiegeschichte, sondern auch für die Raumwahrnehmung der Alten Welt. Zwischen 2017 und 2023 entstand im Rahmen des DFG-Projektes „Kommentar zur Tabula Peutingeriana“ in Kooperation mit dem Rechenzentrum und den Kartographen der KU Eichstätt-Ingolstadt nicht nur eine Datenbank mit mittlerweile 3800 Datensätzen, sondern es gelang auch die Bereitstellung der TP als ArcGIS basierte Open-Source-Anwendung und Verknüpfung der beiden Applikationen miteinander. Das DFG-Projekt konnte 2023 erfolgreich abgeschlossen werden.
Jedoch zeigten sich im Zuge dieser Grundlagenforschung zur TP wegweisend neue Forschungsansätze gerade im Hinblick auf den Einsatz neuer Techniken und digitaler Anwendungsmöglichkeiten, die seit längerem im Bereich der Geographie und Physik aber auch erfolgreich bereits in der Papyrologie verwendet werden. Ziel ist die Aufnahme der TP mithilfe einer Kamera, die Bilder im Wellenbereich zwischen 380 und 780 Nanometer aufnimmt. Diese Scans eröffnen die Möglichkeit, die Beschriftung von beschädigten Stellen der TP wieder sichtbar zu machen. Denn aufgrund der Verwendung grüner Kupfersulfatfarbe für die Darstellung von Wasserflächen ist die Beschriftung von Seen und Meeren auf der TP unlesbar geworden. In einem ersten Versuch zusammen mit der Universität Trier konnten mithilfe einer Hyperspektralkamera bereits zahlreiche Toponyme sichtbar gemacht werden, die maritimes Wissen darstellen. Nun soll auf dem Workshop gemeinsam mit Forschern der Universität Hamburg der Einsatz einer Multispektralkamera für die Rekonstruktion der beschädigten Stellen diskutiert werden. Der Einsatz dieser neuen Bildgebungsverfahren hat dazu beigetragen, den Blick von der dargestellten Landmasse der TP stärker auf die zerstörte Meeresfläche zu wenden.
Ein weiteres Desiderat der Forschung bleibt die sprachwissenschaftliche Analyse der TP und die Frage, inwieweit die Sprache der Karte Zeugnis für die Entstehungszeit der mittelalterlichen Kopie um 1200 ist oder das Ergebnis des Kopierprozesses. Ist die philologische Gestaltung der TP homogen oder heterogen? Auf den ersten Blick scheint Letzteres der Fall zu sein, denn neben klassischen lateinischen Formen finden sich vereinzelt auch Gräzismen auf der Karte wieder. Bei den lateinischen Toponymen stellt sich wiederum die Frage, ob es sich um klassische Ablativ- und die Richtung angebende Akkusativformen handelt oder um ein abgeflachtes Vulgärlatein, Mittellatein oder eine Frühform des Altitalienischen. Bei den chorographischen Angaben der TP finden sich Abbreviaturen und Monophtongierungen. Eine die gesamte Karte übergreifende Systematisierung und Untersuchung der Sprachformen ist also überfällig.
Auch hier bietet der Workshop die Möglichkeit, moderne Einsatzmöglichkeiten von Datenbanken sowie KI-basierten Text- und Spracherkennungssoftwares zu diskutieren, um die Heterogenität oder Homogenität der Sprache der TP zu untersuchen, um die mittelalterliche Kopierstufe der TP besser einordnen zu können.
Philipp Köhner M. A.
Lehrstuhl Alte Geschichte
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
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