Aktuelle Schadwirkungen auf Wälder werden nicht nur durch direkte und indirekte Effekte des Klimawandels hervorgerufen (z.B. Borkenkäfer, Windwurf), sondern auch durch Krankheiten, verursacht von pilzlichen Erregern. Die Folgen einer hohen Mortalität von Waldbäumen sind drastisch und reichen vom Verlust der biologischen Vielfalt bis hin zu Veränderungen der biochemischen Stoffkreisläufe. Da mindestens 10 % der Bäume weltweit als anfällig für Krankheiten und Pathogene gelten, ist die Erforschung und das Management biotischer Risiken, vor allem in Zeiten des Klimawandels, äußerst relevant, um auch weiterhin einen nachhaltigen Waldumbau gewährleisten zu können.
Aufgrund ihrer Wärme- und Trockenheitstoleranz galt die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior L.) vormals als vielversprechende Baumart für den Waldumbau. Durch das Eschentriebsterben, ausgelöst durch den Pilz mit dem Namen „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) ist die Esche akut in ihrer Existenz gefährdet. Blätter, Triebe und Holz der Esche werden nach und nach von den Sporen des Pilzes befallen und führen in den meisten Fällen durch die stetigen Energieeinbußen zum Absterben der Pflanze. Durch die guten Holzeigenschaften und dem hohen Potenzial als klimaresistente Baumart ist der Verlust der Esche gravierend für die Forstwirtschaft. Fragen zur Generhaltung dieser wertvollen Baumart und zur Förderung von natürlichen Resistenzbildungen durch forstliche Maßnahmen sind daher dringend zu klären. Das genetische System, als Summe der Mechanismen, die zur Weitergabe der genetischen Information führen, ist jedoch noch weitgehend unerforscht.
Das Hauptziel dieses Projekts unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette ist es, neue Erkenntnisse zur (effektiven) Pollenausbreitung sowie zur Pollen- und Samenqualität der vom Eschentriebsterben bedrohten Esche in Abhängigkeit ihres Gesundheitszustandes zu generieren. Bei einer Fragmentierung der Eschenpopulation ist ein effektiver Genfluss zwischen resistenten Bäumen notwendig, weshalb hierbei Aussagen zum Eschenpollentransport wichtig sind. Daher soll der Einfluss der Bestandsdichte und der Meteorologie auf den aerobiologischen Pollentransport erforscht und die Auswirkungen des Eschentriebsterbens auf die Eigenschaften von Pollen, Samen und der Phänologie geklärt werden. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch das AWG (Bayerisches Amt für Waldgenetik) mit der Analyse des effektiven Pollentransports, welcher anhand von genetischen Vaterschaftsanalysen von Eschensamen festgestellt werden kann. Auch soll der Paarungserfolg in Abhängigkeit von der Schädigung des Vaterbaums aufgedeckt werden.
Mit den Untersuchungen im Auwald bei Neuburg an der Donau, und in zwei Samenplantagen bei Schorndorf und Emmendingen in Baden-Württemberg will das Projekt dazu beitragen, diese Wissenslücken zu schließen, Handlungsempfehlungen für Forstwirte abzuleiten und Generhaltungsstrategien zu entwickeln.
Gefördert wird das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
2018-2021