RuneS: Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen

Das Projekt RuneS widmet sich der Erforschung der runischen Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei die Runische Graphematik und die Runische Textgrammatik und Pragmatik.

Laufzeit: 2010-2025

Förderung: im Rahmen des Akademienprogramms der Akademienunion

Organisationsstruktur: Verbundprojekt, angesiedelt an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen mit drei Arbeitsstellen: Kiel (Gesamtprojektleitung), Göttingen, Eichstätt-München

 

Projektbeschreibung

Great Urswick Stone
© The Wardens of Urswick Church, photograph: Lilla Kopár

Das Projekt widmet sich den zwei Untersuchungsfeldern Runische Graphematik und Runische Textgrammatik und Pragmatik. Bisher sind über 6000 Runeninschriften auf festen Materialien wie Holz, Metall, Stein usw. sowie eine große Zahl an sogenannten Runica manuscripta in mittelalterlichen Handschriften bekannt. Die Inschriften sind in verschiedenen Subsystemen (= Runenreihen) geschrieben (älteres fuþark, anglo-friesisches fuþorc, das wikingerzeitliche fuþąrk sowie die mittelalterlichen skandinavischen runischen Systeme).

In vergleichenden Studien wird dieses Gesamtkorpus bezüglich des „Wie” und „Warum” spezifischer Entwicklungen und Veränderungen der runischen Schriftsysteme mit einheitlichen Methoden untersucht.

Die Forschungsergebnisse werden sukzessive der scientific community sowie einer interessierten Öffentlichkeit in einer modular aufgebauten Datenbank zugänglich gemacht. Der erste Teil, mit Informationen (z.B. Fundort, Datierung, Material etc.) zu den belegten runischen Dokumenten, liegt bereits vor.

Teil des Projekts sind zudem umfassende Editionen der Runeninschriften, so dass die Inschriften in ihrer Gesamtheit sowohl gedruckt als auch digital einem breiteren Fachpublikum zur Verfügung gestellt werden können.

Beteiligte Arbeitsstellen

Maughold Stone 1
© The Reverend Canon John Coldwell, Douglas Isle of Man: Diocese of Sodor and Man

Die Arbeiten des Verbundprojektes werden an den drei Arbeitsstellen Kiel, Göttingen und Eichstätt-München durchgeführt, wobei jede Arbeitsstelle einen Schwerpunkt auf einem der runischen Teilkorpora hat.

Die Arbeitsstelle Eichstätt-München befasst sich mit den (vor-)altenglischen und den (vor-)altfriesischen Runeninschriften und ihrem sprachlichen Verhältnis zueinander. Dabei wird aus linguistischer Perspektive die alte Frage wieder aufgegriffen, ob es je ein englisches und ein friesisches Korpus gibt oder lediglich ein einziges anglo-friesisches Korpus.

Arbeitsstelle Eichstätt-München

Organisationsstruktur der Arbeitsstelle Eichstätt-München:


In unregelmäßigen Abständen finden interdisziplinäre Treffen mit Kolleg/-innen aus der Archäologie, der Kunstgeschichte und anderen epigraphischen Disziplinen statt, sowie Arbeitstreffen z. B. im Norwich Castle Museum, wo Gaby Waxenberger und Kerstin Kazzazi einige der zahlreichen Neufunde aus den letzten Jahren in Großbritannien autopsiert haben. Die Arbeitsstelle Eichstätt-München organisierte außerdem die erste Tagung des Gesamtprojekts "Old English Runes Workshop: Interdisciplinary Perspectives on Methodology" (2012) (zur Publikation s.u. "Neuere Publikationen").

Außerdem hat die Arbeitsstelle ein umfangreiches interdisziplinäres Netzwerk von inner- und außeruniversitären Kooperationspartnern aufgebaut, mit denen sie in regelmäßigem wissenschaftlichen Austausch steht. Dabei werden neuerdings verstärkt auch digitale Plattformen genutzt; so wurde etwa im Oktober 2021 ein digitaler Workshop zu neueren Datierungsmethoden in der Archäologie mit der renommierten britischen Archäologin Prof. Catherine Hills durchgeführt.

Neuere Publikationen (2017-2021)

Mit Beteiligung der Arbeitsstelle Eichstätt-München (z.T. in Kooperation mit Kolleginnen aus den Arbeitsstellen Kiel und Göttingen):

Kazzazi, Kerstin & Gaby Waxenberger & John Hines (im Druck), "Introduction: Runology – an ‚Interdiscipline‘: Disciplinary and Methodological Perspectives", in: Old English Runes: Interdisciplinary Perspectives on Approaches and Methodologies, Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) 3, eds. Gaby Waxenberger & Kerstin Kazzazi & John Hines, Berlin: de Gruyter.

Ronneberger-Sibold, Elke & Kerstin Kazzazi (2017), "Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion", in: Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung: Rāði sār kunni: Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft, eds. Jana Krüger & Vivian Busch & Katharina Seidel & Christiane Zimmermann & Ute Zimmermann, Berlin: de Gruyter, 323-338.

Waxenberger, Gaby (2017a), "A New Character on the Sedgeford Runic Handle/Ladle", Portable Antiquity Scheme: finds.org.uk/database.

Waxenberger, Gaby (2017b), "How 'English' is the Early Frisian Runic Corpus? The Evidence of Sounds and Forms", in: Frisians and their North Sea Neighbours, From the Fifth Century to the Viking Age, eds. John Hines & Nelleke IJssennagger, Woodbridge: Boydell & Brewer, 93–124.

Waxenberger, Gaby (2017c), "The Name of the Rune æsc: The Transformation of the Common Germanic Rune *ansuzto Pre-OE Rune æsc", in: Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung RāDi sār kunni, Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft, eds. Jany Krüger & Vivian Busch & Katharina Seidel & Christiane Zimmermann & Ute Zimmermann, Berlin/Boston: de Gruyter, 363–377.

Waxenberger, Gaby (2017d), "The Development of the Old English Rune Row", in: From Hieroglyphs to Netspeak: on the Relation of Script and Sound, LautSchriftSprache / ScriptandSound 2, eds. Gaby Waxenberger & Hans Sauer & Kerstin Kazzazi, Wiesbaden: Reichert, 209–247.

Waxenberger, Gaby (2017e), "A New Character on the Sedgeford Runic Handle/Ladle: Sound Value Wanted", Anglia135/4, 627–640.

Waxenberger, Gaby (2017f), "Date and Provenance of the Auzon or Franks Casket", in: Life on the Edge: Social, Political and Religious Frontiers in Early Medieval Europe, Studien zur Sachsenforschung 6, eds. S. Semple & C. Orsini & S. Mui, Wendeburg: Verlag Uwe Krebs, 121–133.

Waxenberger, G. (2018a), "alu on the Spong Hill Urn: an Attestation of the Scandinavian Trait in Pre-Old English?", in: Hvanndalir: Beiträge zur europäischen Altertumskunde und mediävistischen Literatur, Ergänzungsband zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, eds. Alessia Bauer & Alexandra Pesch, Berlin/New York: de Gruyter, 597–624.

Waxenberger, Gaby (2018b), "All Good Things Come in Threes: The Three Sequences on the Undley Bracteate", in: Worte über Wörter, eds. Kerstin Kazzazi & Karin Luttermann & Sabine Wahl & Thomas A. Fritz, 491–533, Tübingen: Stauffenburg.

Waxenberger, Gaby (2019), "Absolute Chronology of Early Sound Changes Reflected in Pre-OE Runic Inscriptions", NOWELE 72, 60–77.

Waxenberger, Gaby (2020a), "Appearances are Deceiving: The Caistor-by-Norwich Astragalus (ca. AD 425-475)", in: Ihr werdet die Wahrheit erkennenYe shall know the truth", eds. H. Sauer & R. Pfeiffer-Rupp, Trier: WVT.

Waxenberger, Gaby (2020b), "The Runic Inscription", in: Excavations at Stoke Quay, Ipswich, Southern Gipeswic and the Parish of St Augustine, East Anglian Archaeology 171, eds. Richard Brown & Steven Teague & Louise Loe & Berni Sudds & Elizabeth Popescu, Oxford, 199‒202.

Waxenberger, Gaby (2021), "The Runes c ċēn and g ġ(i)efu and Their Velar Counterparts in the OE fuþorc and Pre-fuþorc", in: Wege zur Konfiguration der Zeichen-Phonem-Beziehung, LautSchriftSprache 3 - ScriptandSound 3, eds. Alessia Bauer & Gaby Waxenberger, Wiesbaden: Reichert, 185‒204.

Waxenberger, Gaby (im Druck a), "The Date and Provenance of the Auzon/Franks Casket Revisited: a Linguistic and Runological Perspective", in: Old English Runes: Interdisciplinary Perspectives on Approaches and Methodologies, Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) 3, eds. Gaby Waxenberger & Kerstin Kazzazi & John Hines, Berlin: de Gruyter.

Waxenberger, Gaby (im Druck b), "The Inscriptions on the Franks Casket", in: Old English Runes: Interdisciplinary Perspectives on Approaches and Methodologies, Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) 3, eds. Gaby Waxenberger & Kerstin Kazzazi & John Hines, Berlin: de Gruyter.

Waxenberger, Gaby & Kerstin Kazzazi & John Hines, eds. (im Druck), Old English Runes: Interdisciplinary Perspectives on Approaches and Methodologies, Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) 3, Berlin: de Gruyter. 

Zimmermann, Christiane & Kerstin Kazzazi & Jens-Uwe Bahr (2018), "Methodological, Structural and Technical Challenges of a German-English Runic/RuneS Database", in: Digital Epigraphy, eds. Irene Rossi & Annamaria DeSantis, De Gruyter Open Access Book, 21-35.

Zimmermann, Christiane & Kerstin Kazzazi (2021), "Prozesse und erste Ergebnisse einer vergleichenden funktionalen Analyse der runischen Verschriftung von 150–550/600n. Chr.: Die etymologische Lautposition {k}", in: Wege zur Konfiguration der Zeichen-Phonem-Beziehung, LautSchriftSprache 4, eds. Alessia Bauer & Gaby Waxenberger, Wiesbaden: Reichert, 61-184.

Zimmermann, Christiane & Kerstin Kazzazi (im Druck), "Prozesse und erste Ergebnisse einer vergleichenden funktionalen Analyse der runischen Verschriftung", in: Vergleichende Studien zur runischen Graphematik: Methodische Ansätze und digitale Umsetzung, eds. Edith Marold & Christiane Zimmermann, Uppsala: Runrön.

 

Kontakt

PD Dr. Kerstin Kazzazi
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Akademieprojekts RuneS
Gebäude Priesterseminar  |  Raum: PSA-006

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie auf der Website der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen