Siegelkapsel

Siegelkapseln
Abb.: Siegelkapseln (Foto: Nadin Burkhardt/Jonas Haufen, 2021)
Siegelkapsel
Abb.: Siegelkapsel (Foto: Nadin Burkhardt/Jonas Haufen, 2021)

Römische Siegelkapseln

In römischer Zeit wurden Dokumente und private Texte durch Siegel aus Bienenwachs oder Ton verschlossen, um sie vor Verfälschung zu schützen und um sicherzustellen, dass ein Schriftdokument nicht von einem Unbefugten gelesen worden war. Zum Schutz der empfindlichen Siegel vor Beschädigung wurden Siegelkapseln verwendet, die zumeist aus Metall gefertigt waren.

Diese Kapseln wurden sowohl in der militärischen als auch in der zivilen Korrespondenz genutzt. Bei Ausgrabungen finden sie sich häufig in Kastellen, Städten und Vici (Siedlungen) wieder. Oft wurden Informationen, Befehle und private Nachrichten auf Wachstäfelchen eingeritzt. Dies geschah mit einem Griffel aus Eisen, welcher auf einer Seite mit einer Spitze zum Schreiben und auf der anderen Seite mit einem kleinen Spatel, zum tilgen von Schreibfehler, versehen war. Die Wachstafeln waren meist zwei- oder dreiteilig, sodass sie zusammengeklappt und mit einer Kapsel versiegelt werden konnten.

Datierung

Siegelkapseln sind seit spätrepublikanischer Zeit bekannt und wurden in der Kaiserzeit bis zum Ende des 3. Jh. n. Chr. verwendet. Sie lassen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen äußeren Formen sehr gut chronologisch ordnen und datieren. Es gibt sie in halbovaler, rechteckiger, quadratischer, runder, blattförmiger und rhombischer Form.

Die Siegelkapseln aus Nassenfels stammen aus einem Sammelfund mit über 300 Gegenständen, die aus dem alltäglichen Leben stammen. Dieser Fund wird auf das 3. Jahrhundert n. Chr. geschätzt. Einzelne Gegenstände, wie zum Beispiel die Siegelkapseln können aber schon deutlich älter sein. Die vorliegenden Stücke entsprechen alle dem Typ der mit Emaille verzierten blattförmigen Siegelkapseln. Diese Form ist für den Zeitraum von etwa 20/40 n. Chr. bis 260/280 n.Chr. belegt.

Fund in Nassenfels

Bei der Untersuchung einer Baugrube in der Geniusstraße in Nassenfels wurde, unter der Leitung von Claus-Michael Hüssen, im Jahr 1993 ein Sammelfund von über 300 Gegenständen verschiedener Art freigelegt. Darunter befand sich eine Vielzahl metallischer Gegenstände wie Löffel, Schreibgriffel, eine Kette und auch 12 Siegelkapseln, wovon drei in der Ausstellung der Grundschule Nassenfels zu sehen sind.

Siegelkapsel
Abb.: Bezeichnungen der Einzelteile einer Siegelkapsel (A. R. Furger, M. Wartmann, E. Riha, Die römischen Siegelkapseln aus Augusta Raurica (Augst 2009) 43, Abb. 21)

Aufbau und Funktion

Die Nassenfelser Siegelkapseln bestehen aus Bronze und sind zweiteilig gefertigt. Ein Scharnier verbindet diese und ermöglicht es die Kapsel jeder Zeit zu öffnen. Sie sind blattförmig gestaltet und die Deckel mit Emaille verziert, wovon noch einige Rückstände in roter, grüner und goldener Farbe erhalten geblieben sind.

Funktionsweise: Ein Schriftdokument wurden zunächst verschnürt, dann die Enden der Schnur durch die Löcher im Boden der Siegelkapsel geführt und dort verknotet. Anschließend wurde die Kapsel mit Wachs oder Ton gefüllt und ein Siegel mittels Siegelring eingedrückt. Der Deckel der Kapsel verschloss das Siegel und ließ sich zur Kontrolle jederzeit öffnen.

(Bilder und Anwendungsbeispiel: Verwendung der römischen Siegelkapsel – oder: „Wie siegele ich richtig?“)

Verwendete Literatur

C. Andrews, Roman Seal-Boxes in Britain, (Oxford 2012).
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Das archäologische Jahr in Bayern (Darmstadt 1993) 105-108.
T. Derks, N. Roymans, Siegelkapseln und die Verbreitung der lateinischen Schriftkultur im Rheindelta, in: T. Grünewald, S. Seibel (Hrsg.), Kontinuität und Diskontinuität, Germania Inferior am Beginn und am Ende der römischen Herrschaft, Beiträge des deutsch-niederländischen Kolloquiums in der Katholieke Universiteit Nijmegen, 27. bis 30.6.2001 (Berlin 2003) 242-265.
A. R. Furger, M. Wartmann, E. Riha, Die römischen Siegelkapseln aus Augusta Raurica (Augst 2009).
P. Kritzinger, Zwischen Romanistik und Numismatik: über Siegelkapseln und Goldmünzen, Überlegungen zum Triere Goldmünzenschatz, in: M. Hirsch, U. Pfisterer, Die andere Seite (Wien 2017) 225-243.
M. Mosser, Siegelkapseln von Vindobona, in: Fundort Wien, 9 (Wien 2006) 50-63.

Datenblatt zum Herunterladen

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