„Andere Zeiten – andere Räume“: Kleine Fächer der KU präsentieren sich

Vom 20.-26. Januar 2020 lädt die KU unter dem Titel „Andere Zeiten – andere Räume“ zu einer Aktionswoche ein, die mit zahlreichen Veranstaltungen auch außerhalb der Universität Einblick in die Arbeit und die Relevanz der sogenannten Kleinen Fächer bietet. Daran wirkt von Seiten der Theologischen Fakultät auch die Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens sowie die Forschungsstelle Christlicher Orient mit.

Bei den sogenannten "Kleinen Fächern" handelt es um die Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Musikpädagogik, Kunstpädagogik, Europäische Ethnologie, Lateinamerikastudien sowie das Fach Christlicher Orient. Diese Fächer sind in Deutschland pro Universitätsstandort mit nicht mehr als drei Professuren vertreten. Mit der „Kleinen-Fächer-Woche“ will die KU unterstreichen, welche Bedeutung auch gerade diese Themenfelder haben, um aus anderen Zeiten und Räumen neue Erkenntnisse für die Gesellschaft der Gegenwart zu gewinnen. Gefördert wird die Aktionswoche von der Hochschulrektorenkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Für den Bereich Christlicher Orient/Christlicher Osten gibt es einen interdisziplinären Studientag zum Thema „Byzanz als Kristallisationspunkt unterschiedlicher Christlicher Identitäten“. Er wird veranstaltet am Samstag, 25. Januar 2020, von der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens (Prof. Dr. Kremer) der KU. Aus den Perspektiven der Byzantinistik, Albanologie, Kartvelologie, Rumänistik, Slawistik (allesamt ebenfalls „Kleine Fächer“) soll erhoben werden, wie das byzantinische Christentum die jeweilige Gesellschaft prägte und prägt. FachvertreterInnen der genannten Fächer sind zu einem Workshop-Tag nach Eichstätt eingeladen, um ihre Perspektive auf die Frage der Inkulturation des byzantinischen Christentums bzw. der Identitätsbildung der Christen in verschiedenen (Teil-)Gesellschaften des Byzantinischen Reiches und dessen Einflussgebiet darzulegen. Ziel des Treffens ist die Etablierung eines interdisziplinären Netzwerkes.  Der Studientag ist offen für alle Interessierte und findet von 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr im Raum KAP 209 des ehemaligen Kapuzinerklosters statt.

Programm:

  • 11.00 Uhr: Thomas Kremer (Theologie des Christlichen Ostens / Eichstätt): Byzanz als Kristallisationspunkt unterschiedlicher christlicher Identitäten
  • 13.15 Uhr: Diego Fittipaldi (Byzantinistik / Köln): N. N.
  • 13.45 Uhr: Manana Tandaschwili (Kartvelologie / Frankfurt a. M.): Georgien und griechische Orthodoxie
  • 14.15 Uhr: Zeljko Paša (Christliches Arabisch / Rom): The Characteristics of the Arabic Christian Theology
  • 15.15 Uhr: Evelyn Reuter (Südosteuropastudien / Jena): Das verdrängte Byzanz in den Kirchen der Republik Nordmadzedonien
  • 15.45 Uhr: Christian Hannick (Slavistik / Würzburg): Nikon vom Schwarzen Berg – ein byzantinischer Autor des 11. Jahrhunderts und sein Weiterleben bei den orthodoxen Slaven


Am Sonntag, den 26. Januar 2020 ist ab 11:30 Uhr in der ehem. Johanniskirche (Domplatz) eine Matinée und die Eröffnung der Ausstellung "Zeitverläufe: Dauer und Wandel" statt.

Die Ausstellung "Zeitverläufe: Dauer und Wandel: Religion, Politik, Gesellschaft " richtet sich an alle Interessierten in und um Eichstätt. Die Fachvertreterinnen und -vertreter der Fächer Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Europäische Ethnologie und die Forschungsstelle Christlicher Orient widmen sich dem Thema mittels zahlreichen Fotografien, ethnographisch-dokumentarischen Kurzfilmen sowie Wandpostern. In der Ausstellung wird das Spannungsfeld „Religion – Politik – Gesellschaft“ aus historischer, archäologischer und ethnologischer Perspektive beleuchtet. Religion hat in der westlichen Moderne zwar den selbstverständlichen Status für die Strukturierung des Alltäglichen verloren, in der Alltagswahrnehmung und Deutung diverser pluraler Gesellschaften bemerken wir wiederum eine zunehmende ‚Religionisierung‘ sozio-ökonomischer und gesellschaftspolitischer Konflikte. Zugleich sind Rückbezüge auf religiöse Traditionen als Form aktiver Kontinuitätskonstruktion über Sprache, Schrift, Handlungen und Objekte und ihren Wiederholungen feststellbar. Krisenerfahrungen gesellschaftlichen Wandels können auf diese Weise verarbeitet werden. Als Untersuchungsräume werden dabei einmal Beispiele aus dem Gebiet des heutigen Libanon gewählt, die uns besonders geeignet erscheinen, nicht nur diachrone, sondern auch synchrone Entwicklungslinien nachzuzeichnen.

Zum anderen rückt die Stadt Eichstätt als beispielhafter Ort und Untersuchungsfeld in den Blick. Die Studierenden der Europäischen Ethnologie haben bestimmte Orte in Eichstätt ausgewählt. Im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes stellten sie von einigen gemeinsam mit dem in Eichstätt neu wohnenden Filmemacher Gereon Wetzel Kurzfilme unter den Aspekten Dauer und Wandel her, so zum Collegium Orientale, der Moschee und der JVA-Einrichtung für Abschiebehaft. 
Die Fotografien hingegen sind die Ergebnisse eines Wettbewerbs zwischen Studierenden der Universitäten und Partnerinstitute im Libanon zum Thema ‚Zeitenwende in der Zedernrepublik – Das Christentum im Libanon zwischen Dauer und Wandel‘. Junge christliche Libanesinnen und Libanesen sind zurzeit aufgefordert, ihre Glaubenswelt fotografisch festzuhalten. Dabei sollen vor allem die Fragen nach der reziproken Beeinflussung von Alltag und Glaube im Vordergrund stehen: Wie beeinflusst der christliche Glaube meinen Tagesablauf? Wo wird mein Glaube im Alltag sichtbar?
Außerdem werden die archäologischen Forschungen im Libanon mit Fotografien ins Bild gesetzt, wo sich die Archäologen in einem sich stets verändernden konfliktbeladenen Feld zwischen Antike, Politik und Religion bewegen. Assyrer, Phönizier, Perser, Sidonier, Griechen, Römer und Umayyaden haben im Libanon ihre Spuren hinterlassen. Die lange Geschichte hat viele auswärtige Archäologen hier tätig werden lassen. Auch für die libanesische Gesellschaft sind die antiken Wurzeln von hoher Bedeutung: Die noch stehenden sechs Säulen des Jupitertempels sind eine Art Nationalsymbol. Religiöse Spannungen bestehen seit der Antike vor Ort und beeinflussen auch die Arbeit der Archäologen. Gemeinsam mit vor Ort arbeitenden Archäologen werden Studierende entsprechende Aspekte ausarbeiten und mit den durch die Archäologen zur Verfügung gestellten Fotos visualisieren.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Februar 2020 zu sehen.

 

Weitere Informationen und das gesamte Programm der "Kleinen-Fächer-Woche" finden Sie unter: https://www.ku.de/kleinefaecher

 

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