Begegnung mit S. Sel. Patriarch Ignatius Youssef III. Younan in Eichstätt

Am 28.10.2021 hatten Prof. Dr. Thomas Kremer und Kpl. Johannes Kienemund, Promovend an der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens, die Gelegenheit, im Eichstätter Bischofshof dem Patriarchen der Syrisch-katholischen Kirche, S. Sel. Ignatius Youssef III. Younan, und Diözesanbischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB zu begegnen. Es war ein herzlicher und zugleich sehr ernsthafter Austausch über die Situation der Christen im Nahen Osten und derer, die inzwischen in Europa in der Diaspora leben.

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Nicht zum ersten Mal besuchte das Oberhaupt der Syrisch-katholischen Kirche Eichstätt. Man kennt sich seit Jahren, trifft sich immer wieder – im Nahen Osten, in Rom oder eben auch in Deutschland. Freunde zu Gast bei Freunden. Entsprechend herzlich und unkompliziert war die Begegnung, ein Austausch über das, was gerade die Herzen bewegt. Patriarch Younan steht einer Gemeinde der westsyrischen Tradition vor, die im 18. Jahrhundert in die Kirchengemeinschaft mit Rom eingetreten ist. Ihre rund 160.000 Gläubigen haben ihre historischen Wurzeln in den heutigen Ländern Syrien und Irak mit den beiden Zentren im syrischen Aleppo und der irakisch-mesopotamischen Niniveh-Ebene (hier vor allem in der Stadt Qaraqosh, aber auch in Mossul und anderen Orte), der heutige Sitz des Patriarchats ist im Libanon mit einem Dienstsitz in Beirut und dem historischen Klosterkomplex Charfeh im Libanonberg. Die ökumenischen Beziehungen zur Syrisch-orthodoxen Mutterkirche sind so exzellent, dass sie als in jeder Hinsicht vorbildlich gelten können.

Einen Monat lang hat der Patriarch nun verschiedene Länder und unzählige Orte in Europa bereist. Er wirkt etwas müde von all den vielen Begegnungen und Gesprächen. Es sei ihm vergönnt, am anderen Tag heimkehren und ein wenig ausruhen zu dürfen. Sein Besuch war eine engagierte Pastoralreise, die ihn zu den vielen syrisch-katholischen Gemeinden geführt hat, die sich inzwischen vor allem in Deutschland und Schweden, aber auch in Frankreich und den Benelux-Staaten sowie anderen europäischen Ländern gebildet haben. Immer wieder dieselben Themen: die Flucht nach Europa, zumeist aus dem Irak, die Sorge um den Zusammenhalt der Familien und der Gemeinden und auch das Bestreben, die eigene syrisch-katholische Identität zu bewahren, die Heimat ist und zugleich Halt und Identifikation, Wurzel und Zukunft verheißt. Stärkung der Gemeinden im Nahen Osten, damit sie bleiben an dem Ort, wo sie verwurzelt sind und der ihre Gegenwart so dringend bedarf – Konsolidierung der neuen Gemeinden in einer weltweiten Diaspora, die zwar nicht als solche erwünscht war, aber letztlich und notgedrungen vielleicht doch den eigentlichen Weg in die Zukunft weist.

Vieles davon ist uns nur allzu vertraut, es musste nicht im Detail wiederholt werden. Doch immer tut sich auch etwas Neues, auch sehr Erfreuliches, wenn Gemeinden wachsen und gedeihen und neue Früchte hervorbringen – durchaus auch in unseren Tagen. Das Glaubenszeugnis der orientalischen Christen inspiriert, im Herzen wissen wir uns ihnen aufs Engste verbunden. Das war zu spüren in der Begegnung des Patriarchen mit Bischof Gregor Maria Hanke und im gemeinsamen Gespräch mit den Vertretern der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens. Dass Eichstätt längst zu einem Ort der Begegnung geworden ist, an dem viele Repräsentanten der Ostkirchen sich wohl und willkommen fühlen, gehört sicher zu den erfreulichsten Momenten des intensiven Engagements für die Kirchen des Ostens.

Zum Weiterlesen:

Interview mit S. Sel. Patriarch Ignatios Youssef III. Younan vom 03.12.2015

Bericht über einen Besuch von Prof. Dr. Kremer im März 2016 im Irak

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